Lo & Leduc - die Rapper ohne Meinung
16.7.2012; Text: Nico, Bilder:
on-pictures.ch Im Hip Hop muss ja jeder und jede zu allem eine Meinung haben, welche er/sie dann in Form von Songtexten an den Hörer bringt. Wie das Hip-Hop-Duo Lo & Leduc dazu stehen, erklären sie direkt selbst: „Womit das grundsätzlich zu tun hat, ist pragmatisch gesehen, die Textlastigkeit von dieser Rapmusik. Du hast sonst nirgends in einem Song so viel Text, was bedeutet, dass du ganz viel sagen musst. "as wiederum bedeutet, dass du dir schon viel mehr überlegen musst…und natürlich die Herkunft des Hip-Hops, die ja immer schon sehr sozialpolitisch gewesen ist.“, Lo erklärt weiter, dass dies nicht die Art von Hip Hop ist, mit der sie aufgewachsen sind und sich daher auch nicht damit identifizieren können.
Leduc geht sogar soweit zu behaupten, dass in ihren Texten nirgends ihre Meinungen geäussert werden: „…es sind alles Seelenabgründe, was wir da erzählen. Wir vertreten nirgends eine Meinung.“ Das lasse ich so im Raume stehen, denn ehrlich gesagt ist es ja auch einmal schön, Rapper kennen zu lernen, die nicht jedem ihre Meinung aufdrücken wollen. Auch für das Album, welches sich noch in der Planungsphase befindet, sind keine meinungsäussernden Songs geplant. „Da wird es keine Selbstzwecktexte mehr drauf haben."- soviel kann Lo schon verraten.
Ansonsten ist es inhaltlich noch nicht klar definiert, wo sich hingegen Leduc musikalisch schon viel konkreter gibt: „Ein Lied über ein Kochrezept, das schön klingt, ist für mich mehr Wert, als ein schlecht klingendes Lied, mit guter Meinung. Der mit der guten Meinung hätte besser eine Rede gehalten, ein Gedicht oder ein Buch geschrieben.“ Lo widmet sich in diesem Moment völlig fasziniert einer Jungbiene, die sich auf seiner Hand niedergelassen hat, bis ihn Leduc darauf hinweisst, dass auch diese stechen kann.
Die beiden Berner, die immer wieder als Newcomer bezeichnet werden – eigentlich aber schon lange im Geschäft sind – können mit dieser Betitelung sehr gut umgehen. Lo findet sogar, das dies auch ein Segen sein kann: „Das ist ein cooler Titel, denn es bedeutet, dass da noch viel Spielraum ist. Durch die Tatsache, dass wir wissen, dass wir höchstwahrscheinlich auch mit vierzig noch Musik machen werden, haben wir auch noch genügend Zeit um irgendwann nicht mehr Newcomer zu sein.“ Ein solcher Titel bringt also auch Vorteile mit sich. Zudem ist die Erwartungshaltung vom Publikum somit sicherlich auch eine andere.
Mit Lo&Leduc ist die neue Generation des Hip-Hops im Anmarsch. „Wir fanden irgendwann, wir machen ein Gratisalbum und nennen es 'Update'. Wenn man sein Album so nennt, muss es ja irgendetwas neuen drin haben...“, Lo erwähnt weiter, dass sie nicht recherchiert hätten, was denn alles da ist und was es neu zu machen gäbe. Durch die Zusammenarbeit mit den Leuten aus ihrem Umfeld und der Musik, die ihnen gefällt, lief es automatisch auf dieses futuristische Ergebnis hinaus.
Doch selbst die jungen Musiker fühlen sich nach Konzerten – wie dem bevorstehenden hier auf dem Berner Hausberg – schon nicht mehr ganz so jung. „Das ist kein Nora Jones Konzert, bei dem ich sitzen kann. (alle lachen) Da bin ich anschliessend bachnass und habe Muskelkater. Weil wir leben wie Kinder und auf der Bühne Räuber und Poli spielen, fühlen wir uns dann manchmal wieder ganz alt.“, im gleichen Atemzug erklärt Leduc auch, dass in den extremen Situationen des Lebens die guten Lieder entstehen. „…aber es ist mir lieber so extrem, als immer 23 zu sein. Lieber einmal wieder 15 sein und dann 70. Sowie lieber einmal ganz glücklich sein und dann wieder am Boden zerstört, denn so entstehen gute Lieder.“