Lovebugs: Das volle Leben
18.4.2012/Text: Ko:L, Bilder: Promo
“Es ist alles eine Frage der Leidenschaft”, sagt ein gut gelaunter Adrian Sieber, Frontmann der Lovebugs, am Ende eines langen Promotages. Diese Antwort auf die Frage, wie die Lovebugs es schaffen, mit oder trotz einer 20-jährigen Bandgeschichte im Rücken auf ihrem neuen Album immer noch so positiv, um nicht zu sagen enthusiastisch zu klingen, gibt er auf dem Bahnsteig; das Interview findet im stehen statt, kurz bevor die Bahn Adrian und seinen Kumpel, Trommler Simon Ramseier, an ihre nächste Destination bringt. Die Szenerie ist möglicherweise typisch. Die Basler könnten nach zehn Alben und zwanzig überaus erfolgreichen Band-Jahren Starallüren an den Tag legen – und solche werden ihnen immer wieder auch angedichtet. Aber: Sie haben keine Starallüren. Locker und ungezwungen plaudern Simon und Adi auf Perron 1 am Westbahnhof in Interlaken über “Life is today”, die Leidenschaft, die nötig ist, um ein solches Album zu produzieren – und darüber, dass das Internet und neue Technologien für Musiker nicht nur schlechte Seiten haben.
“Wir gehen an jedes Album, wie wenn es unser erstes wäre”, sagt Adrian – und meint damit nicht, dass die Lovebugs mit jugendlicher Naivität an die Arbeit gehen. Aber: “Du musst einfach alles geben, bis es gut ist. Und erst wenn es gut ist, ist es fertig.” Simon sagt: “Wir lassen uns nicht drängen. Wenn wir schon vor Beginn der Aufnahmen unter Zeitdruck stehen, killt das unsere Kreativität.” Könne man hingegen frisch von der Leber weg arbeiten, frei und ohne eben diesen Druck, dann mache es “einfach nur Spass”. Und: “Adrian ist eine richtige Maschine was das Schreiben neuer Songs angeht”, erklärt Simon. Vierzig Songs oder Ideen seien in den zwei Jahren, welche die Lovebugs im eigenen Studio verbrachten, entstanden. “In der Regel ist jeweils ziemlich schnell klar, welche Ansätze Chancen haben, dass wir sie weiterverfolgen”, sagt Adrian. Er erklärt: “Wenn ich eine Idee bringe, beginnen wir, daran zu arbeiten und zu jammen...” - “...und oft ensteht schon nach kürzester Zeit so ein magisches Gefühl beim spielen”, beendet Simon den Satz. “Und weil wir immer alles vom ersten Ton an aufnehmen, können wir diese Aufnahmen dann mal liegen lassen. Wenn wir sie nach einer Weile wieder hervorholen und dieses magische Gefühl beim anhören wieder da ist, dann kommt der Song ziemlich sicher gut.”
So ziehen zwanzig Jahre Erfahrung eben nicht spurlos an einer Band vorbei – und diese Erfahrung hat die Lovebugs gelehrt, die eigenen Stärken zu kennen und zu nutzen. In all den Jahren sind die Basler aber auch einer ganzen Menge Musiker über den Weg gelaufen, die sie inspierieren. “Wenn wir eine Band geil finden, warum sollen wir nicht den Kontakt für eine Zusammenarbeit suchen”, sagt Adrian zu den zahlreichen Featurings, die auch auf “Life is today” zu finden sind. Sarah Bettens von K's Choice gastiert in “The letting go”, Søren Huss von Saybia sinniert mit Adrian über die Zeit als “Little Boy” und Rykka, die hierzulande auch als Christina Maria bekannt ist, singt in “Cry your heart” out mit. “Es macht ganz einfach Spass, mit Freunden zusammenzuarbeiten – oder durch Zusammenarbeiten neue Freunde zu finden”, sagt Simon und betont: “Letztlich sind solche Kooperationen immer gegenseitig spannend. Søren kam beispielsweise ins Studio und fragte: 'Was muss ich jetzt tun? Ich hab noch nie ohne meine Jungs im Rücken gesungen...'”
So ist “Life is today” zu einem vielschichtigen Popalbum geworden, das die Lovebugs mit gewohnter Ohrwurm-Garantie zeigt und trotzdem ein merklicher Schritt vorwärts ist. Der Bombast von “The Highest Heights” findet ebenso Platz, wie der schlichte, bisweilen leicht ungeschliffen wirkende Groove aus den Anfangszeiten. Und vielleicht ist genau das neben der Leidenschaft eines der weiteren Geheimnisse der Basler: Sie schaffen es immer wieder, moderne Strömungen aufzunehmen, ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen. Als Beispiel dafür sei hier der Studioblog angeführt, welche die Lovebugs wärhend den Aufnahmen zu “Life is today” publizierten. “Es ist wunderbar, wie wir heute dank dem Internet mit den Fans kommunizieren können”, sagt Adrian. “Und sie weisen uns immer wieder auf Sachen hin, die uns nie und nimmer auffallen würden.” Simon sagt, er könne mit derartigen Projekten seine Lust am Basteln von Filmchen und Filme ausleben. “So können wir uns neben der Musik auch in Text und Bild genauso präsentieren, wie wir uns sehen”, sagt Fronter Adi.