Lovebugs treffen ins Schwarze

Text: Ko:L
Bilder: Lovebugs, Lea Meienberg
„Only forever“ heisst das aktuelle Album, das die Basler Lovebugs derzeit in Schweizer Konzertlokalen vorstellen. Und wahrscheinlich würden sie nur einfach für immer und alle Zeit musizieren, wenn sie könnten. „Musik ist mein Lebenselixier“, sagt Fronter Adi Sieber im Talk vor dem Konzert in der Alten Taverne Adelboden. „Wenn jemand sie mir wegnehmen würde, würde ich wohl vom nächsten grossen Berg stürzen.“ Sagt’s und beim Zuhörer kommt der Gedanke auf, der Satz könnte einfach so dahin gesagt sein. Einer der Sätze, die man sagt, weil man sie als Musiker sagen muss. Böse Zungen könnten jetzt sagen, es sei genau das Glaubwürdigkeits-Problem, das die Lovebugs sowieso haben – irgendwo zwischen Indie-Rock und Eurosong Contest. Dabei bräuchte man nur zu zu hören. Wenn die fünf Jungs auf der Bühne stehen und auch nach 15 Jahren noch mit der selben Leidenschaft zur Sache gehen, wie in den Anfängen – und es schaffen „Kitty’s Empire“ ab ihrem letzten regulären Album „The Highest Heights“ unters selbe musikalische Dach zu stellen wie „Fantastic“ ab ihrem Debut „Lovebugs“.
Lovebugs
Damals, in den Anfängen waren die Basler noch zu Dritt und gewiss mehr Indie als ESC. Heute schauen Adi und seine mittlerweile vier Mannen auf 15 Jahre zurück – und der Sänger sagt: „Es ist schon seltsam: Wir haben auf dieser Tour zwei junge Bands, die uns auf einigen Gigs supporten. Die Musiker da sind um die 20 Jahre alt – und für die sind wir die alte Garde. Dabei habe ich das Gefühl, es sei erst gestern gewesen, als wir angefangen haben. Wenn jetzt plötzlich eine Band kommt und sagt, sie habe wegen uns angefangen, Musik zu machen, bin ich gerne ein bisschen älter.“ So weiss der Mann mit dem untrüglichen Händchen für schnittige Popsongs sehr wohl, dass der Weg ins heute lang und nicht immer einfach war. Kein Wunder: Aus einer Indie-Band, mit einem Faible für Punk wird nicht einfach so eine Stadion-Rockband. Aber heute weiss Adrian: „Wir haben uns musikalisch gefunden.“ Und so oszilliert der Sound der Basler an der Grenze zwischen Kunst und Kitsch, zwischen Bretter-Rock und Beliebigkeit – und trifft damit genau in die Herzen und Hüften des Publikums.
Lovebugs
Und so ist es den Baslern auch ganz egal, ob sie jetzt auf ganz grossen Bühnen spielen, oder eben in einem Club wie der Alten Taverne Adelboden, die mit gut 200 Zuschauern bereits voll ist. „Wir haben in kleinen Clubs angefangen und werden immer in solchen Lokalen spielen“, sagt Adrian. „Jedes Lokal hat seinen ganz eigenen Reiz!“ Und womöglich nennt er mit solchen Aussagen eines der Erfolgsgeheimnisse der Basler: Sie wissen auch anch 15 Jahren noch, woher sie kommen und bekennen sich zu ihren Wurzeln. Darum sagt Adi auch: „Ich bin nicht der Typ, der nach New York oder L.A. reisen muss, um sich inspirieren zu lassen. Ich kann meine Ideen aus meinem ganz direkten Umfeld ziehen. Inspiration ist überall und jeden Tag.“ Auch noch nach 15 Jahren? „Überhaupt nicht – das ist krass. Natürlich gibt es Phasen, in denen kaum Ideen für Songs kommen. Aber ich habe über die Jahre gelernt, dass immer wieder neue Inspirationen für neue Songs kommen.“
Lovebugs
Ein Thema, das bei den Lovebugs medial mehr, als bei anderen Bands diskutiert wird, sind (Miss)Erfolge im Ausland. „Wir sind diesbezüglich in der Band sehr entspannt“, sagt Adi mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Denn: „Wir wissen, was wir tun und was wir erreicht haben.“ „The Highest Heights“ etwa hat den Baslern – nicht zuletzt dank dem Auftritt beim Eurosong Contest – im Ausland mehr Aufmerksamkeit eingebracht, als je ein Album zuvor. „Das sind schöne Erfolge. Aber es wird schlicht nie möglich sein, dass die Lovebugs eine ‚Weltherrschaft’ erreichen können, wie U2 oder Coldplay das tun – selbst wenn unsere Musik noch viel besser wäre. Wir haben bei den Aufnahmen zum letzten Album dank unserem Produzenten ein wenig in diese Welt hinein gesehen – und verglichen mit dieser Maschinerie ist die Basler Chemie ein Klacks!“ Überhaupt habe der Schweizer Markt verglichen mit dem weltweiten Haifischbecken extrem viele Vorteile. „Wir konnten natürlich wachsen und wurden nie ins kalte Wasser geworfen und uns selber überlassen“, sagt Adrian. Und vielleicht ist es diese kleine geschützte Idylle, die es eben auch möglich macht, dass die Jungs nach der „Only Forever“-Tour eine Zeitlang von der Bildfläche verschwinden werden – um Ferien zu machen.
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