Lunatica: Endlich als eigenständig wahrgenommen
Text: Ko:L
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musicbild.li Der Dampfhammer, der durch das Schützenhaus in Stans brettert ist gewaltig. Zweimal Gitarren, Bass, Drum, eine Wand von Keys und eine betörende Stimme wehen durch den Saal – die 3. „Fettes Haus Night of Music“ ist eröffnet, Lunatica haben die Bühne in Beschlag, um in 20 Minuten möglichst das ganze Spannungsfeld zwischen Metal, Gothic, Melodic Rock, aber auch poppigen Elementen auzuloten. „Lunatica in zwanzig Minuten zu präsentieren ist schwierig“, gibt Engelsstimme Andrea nach dem Showblock unverhohlen zu. „Die Band hat über drei Alben eine stete Entwicklung durchgemacht.“ So kommt es, dass Lunatica heute für einen sehr eigenständigen Mix aus Metal, modernen Sounds und dann und wann auch mal Einflüssen aus Pop steht. Und eben diese inhaltliche Breite wollten Lunatica bewusst präsentieren – trotz der kurzen Showzeit: „Wir wollten wirklich losbrettern, aber auch unsere ruhigeren Seiten zeigen“, sagt Andrea. Zum Beispiel die aktuelle Single-Auskoppelung „Who you are“ - eine klassische Metal Ballade. „Das war eine ganz spannende Erfahrung. Wir haben eine schwedische Produzentencrew angefragt, das auch schon für Celine Dion oder Britney Spears gearbeitet hat, ob sie für uns einen Song schreiben würde. Wir wollten einfach mal wissen, ob die überhaupt einen Song für so eine No-Name Band aus dem Aargau schreiben.“ Die Crew nahm die Herausforderung an – und schneiderte dem Sextett eine kraftvolle Ballade auf den Leib, eine Ballade, die aber durch und durch nach Lunatica tönt.
Auch der Rest des aktuellen Lunatica-Albums „The Edge of Infinity“ ist nicht genau gleich entstanden, wie die beiden Vorgänger. Viele Songs entstanden im Grundgerüst bei Keyboarder Alex und der Rest der Band hat sie im Bandraum beim Üben mit eigenen Ideen ergänzt und vervollständigt. Vorher sei viel mehr gemeinsam an Songs getüftelt worden, erzählt Andrea. Doch auch heute noch würden die Songs sehr „demokratisch“ entstehen. So bringen jeder der sechs Lunaticas seine eigenen Vorstellungen ein – was wohl ein Grund für Lunaticas ganz eigenen Stilmix ist. Auch wenn anfänglich oft die Assoziation Nightwish zu Hilfe genommen wird, um Lunatica zu erklären, so wird dieser Vergleich dem Sextett doch nicht gerecht – denn Lunatica deckt musikalisch ein breiteres Spektrum ab, grast eher in den Wiesen anderer Stilrichtungen. Oder zumindest unter den Zäunen dieser Wiesen. „Für uns ist das Musikmachen so viel einfacher“, erklärt die Sängerin mit den kastanienbraunen Augen. „Unser oberstes Ziel ist sei acht Jahren, Spass an der Musik zu haben. Wenn wir das nicht mehr haben, hören wir auf. Darum ist es so wichtig, dass jeder seinen Teil beisteuern kann.“
Acht Jahre im Geschäft und trotz Evanesence und Nightwish kein kommerzieller Durchbruch... da drängt sich die Frage nach Gründen auf: „Ich glaube, weil wir aus der Schweiz kommen“, ist Andreas fadengrade Antwort. „Echt, es ist so schwierig in der Schweiz. Du wirst am Anfang immer mit anderen Bands verglichen und musst dir erst einen eigenen Namen schaffen. Immerhin werden wir jetzt mit unserem dritten Album als eigenständiger Act wahrgenommen und nicht immer im gleichen Atemzug mit Nightwish verglichen.“ Tortzdem: Der Einstieg in die Verkaufscharts ist Lunatica mit ihrem dritten Album immerhin gelungen. „Sehr gut“, sehr gut sehe es auch im Ausland aus. „Vor allem in Japan haben wir sehr viel verkauft und sind in den Metalcharts auf Platz acht eingestiegen.“ So beginnt, das Rad von Lunatica immer schneller zu drehen. Konzerte in Europa sind in Planung, als Support „mit einer grösseren Band“. Mehr kann Andrea noch nicht verraten. Dazu kommt der Wunsch nach dem einen oder anderen Festival-Auftritt in der Schweiz. Und wenns möglich wäre, mehr noch auf Musik zu setzen, als heute, „wären wir sicher alle bereit“. Zu wünschen wärs der Crew auf jeden Fall.