Lunik auf dem Weg zurück zu ihren Wurzeln
17.8.2012/Text: Nico, Bilder: Promo
Nach zwei Jahren kreativer Pause meldet sich die Berner Band Lunik mit einem neuen Album zurück. Wir trafen die charismatische Frontfrau Jaël Malli in ihrer Heimatstadt. Auf der Dachterrasse des Schweizerhofs fühlt sie sich besonders wohl. Bei 30 Grad im Schatten sitzen, einen Eistee schlürfen und eine fantastische Aussicht über die Hauptstadt geniessen, was gibt es Schöneres?! Bei dieser gelassenen Stimmung fällt es uns auch gar nicht schwer, sofort ins Gespräch zu kommen. Mich interessiert, warum wir so lange nichts mehr von Lunik gehört haben. „Von aussen sieht es immer so aus, als hätten wir ein Break gemacht, wir haben aber nicht in dem Sinn eine Pause gemacht. Bis im Oktober 2010 waren wir auf Tour und anschliessend ging ich für 10 Monate nach London und schrieb dort Songs. Als ich im letzten Sommer zurück kam, gingen wir direkt ab ins Studio.“ Jaël erklärt weiter, dass sie sich aus den Medien zurückziehen, sobald sie nicht mehr auf der Bühne stehen, um sich voll und ganz auf die Arbeit zu konzentrieren. Nur weil wir also nichts mehr von ihnen gehört haben, heisst das also nicht, dass sie nichts gemacht haben. Im Gegenteil es hat sich einiges getan in den letzten zwei Jahren.
„What is next?“ ist der Titel des neuen Albums und zugleich eine berechtigte Frage. Die letzten zwei Jahre waren für Lunik bestimmt nicht die Einfachsten. Der Schlagzeuger entschloss sich, die Band zu verlassen, worauf Lunik sich dazu entschieden, zu dritt weiter zu musizieren. Doch damit war es noch nicht getan. Es folgten Unstimmigkeiten mit der ausländischen Plattenfirma.. Jaël erklärt dies wie folgt: „…es hat im Prinzip schon mit dem Release des letzten Albums angefangen. Wir haben immer mehr gemerkt, dass wir uns in eine Richtung bewegen, die für uns nicht mehr stimmt.“ Schlussendlich entschlossen sie sich dazu, sich vom Management und von der ausländischen Plattenfirma zu trennen. Die Antwort auf die Frage „What is next?“ wurde mit dem neuen Album zu einem grossen Teil beantwortet. Musikalisch gesehen sogar auf sehr hohem Niveau, wie man es von der Band nicht anders kennt. Die Frontfrau gesteht jedoch, dass eine Frage noch offen ist: „Die einzige Frage, die noch offen ist, ist, wie es im Ausland weiter geht. Wir waren ja bei einem Kanadischen Label unter Vertrag. Über sie liefen Vertriebsdeals mit England, Italien und Deutschland. Schlussendlich wäre dann noch Japan und Amerika geplant gewesen.“ Durch die Trennung vom Label haben sich in dieser Hinsicht einige Türen geschlossen. Doch spätestens nach dem Hören des Albums sollte allen klar sein, dass an die – vorerst geschlossenen – Türen, bestimmt bald angeklopft wird.
In erster Linie möchten sich Lunik jetzt aber auf die Schweiz konzentrieren. Bei dieser Aussage erinnere ich mich an einen Satz, den ich vor einiger Zeit von einem Rapper zur Antwort bekommen habe: „From time to time you have to go back to the roots“. Als ich Jaël damit konfrontiere, kann sie sich direkt mit dieser Aussage anfreunden: „Ja, das ist sehr schön ausgedrückt. Unser ehemaliges Label hat immer gefunden, dass die Schweiz nur so ein kleines Land sei und daher auch nicht so wichtig. Alles andere war ihnen wichtiger.“ Weiter verrät Jaël, dass ihnen das Label vorgab, wann sie verfügbar sein müssen, wenn eine Konzertanfrage hereinkommen würde. Es kamen zwar ab und zu Anfragen, doch eben auch nicht immer. Und in dieser Zeit konnten sie dann nicht in der Schweiz spielen. „Das war sehr ärgerlich für uns und hinterliess auch ein blödes Gefühl, weil wir einfach wussten, dass hier unser Heimmarkt ist und wir dem alles verdanken. Ja, es sind unsere Roots, daher ist das schön ausgedrückt, für das, was wir momentan wollen.“ ergänzt Jaël.
Lunik hat sich stets weiterentwickelt und trotzdem ging es bei der Produktion des Albums zurück zu den Anfängen: „Lustigerweise ist die Entstehung des Albums sehr, sehr ähnlich, wie beim allerersten Album. Nicht musikalisch betrachtet, aber von der Herangehensweise her“, gesteht uns Jaël. Die Band versuchte sich nicht vorzustellen, wie die Erwartungen an sie von Seiten der Höhrer sein werden, sondern einfach das zu machen, was ihnen vorschwebte. „…wir haben gedacht, hei komm, wir versuchen so zu tun, als ob es unser erstes Album wäre“, ergänzt Jaël lachend. „What is next?“ hat durchaus Ähnlichkeit mit dem ersten Album, jedoch hört man auch, dass sie älter geworden sind und den Globisong immer mehr Ad acta legen. Die Musik ist immer noch eine Mischung aus fröhlich-heiteren bis melancholisch-traurigen Songs, doch mit noch mehr Tiefgang und Mystik, als man es kennt. Trennungen haben also auch ihr Gutes und dennoch bereuen Lunik nichts, was sie gemacht haben.
Trotz Melancholie, die das Album irgendwie prägt, wurde der munterste aller Songs, „Me-Time“, zur Singleauskopplung verwendet. Jaël erklärt gleich selbst, weshalb sich genau dieser Song durchgesetzt hat: „Ich habe da die 14 Babies und habe alle gleich gern. Das eine widerspiegelt eine traurige Seite von mir, das andere einen glücklichen Moment und das dritte eine wütige Situation. Für mich ist alles ein Teil von mir…. Daher überlassen wir den Entscheid meistens den Promoleuten, die dies oft noch mit den Radiostationen besprechen…'Me-Time' hat einfach die grössten Chancen, dass er auch wirklich gespielt wird in dieser Jahreszeit.“ Damit hat sie natürlich vollkommen recht. Die melancholischeren Songs sind dann schon eher etwas für den Herbst. Doch davon kann man sich ab Freitag selbst überzeugen. Denn ab dem 17.8.2012 ist „What is next?“ im Handel erhältlich.
Euer Feedback ist jedenfalls erwünscht. „Bis jetzt habe ich das Gefühl, das Album kommt sehr gut an, die Leute haben Freude daran und das stellt mich auf. Für mich ist es das persönlichste Album. Ich gebe am meisten von mir preis. Die Hälfte der Songs sind gänzlich von mir geschrieben und beim Rest wie eh und je alle Texte und Gesangslinien von mir. Zusätzlich habe ich erstmals akustische Gitarre auf einem Album eingespielt, was mich so einige Überwindung kostete und mir das Gefühl gab recht die Hosen runter zu lassen, da ich mich selbst nicht als grandios-virtuose Gitarristin ansehe.“, sagt, die Bernerin verschmitzt. Jaël gesteht aber auch, dass Kritik nicht spurlos an ihr vorbei geht. Anlässlich des neuen Albums hat sie auf Facebook immer wieder so genannte Quickies gepostet, welche die Fans liken oder kommentieren können. „…die Kommentare lese ich natürlich teilweise auch, und wenn dann da jemand schreibt, es sei absoluter Müll, dann ist das ein Dolchstoss durchs Herz. Dann musst du dir sagen, es ist auch nur ein Mensch und der hat auch einfach seinen Geschmack. Geschmäcker sind verschieden und vor allem in der Musik gehen sie so weit auseinander…wenn du dein Herz öffnest tut’s halt weh, wenn’s jemandem nicht gefällt …aber wir sind alle drei mega stolz auf das Album.“