Lunik und das kleine Licht im Dunkel

Text: Ko:L
Bilder: Sony Music
Jaël Krebs ist glücklich. Die Frontfrau der Berner Pop-Band Lunik sinniert im Café Du Nord über ihr neues Album „Small lights in the dark“ und dessen Entstehungsgeschichte. „Es war riesig, wieder als Band zusammenzuarbeiten“, schwärmt sie; das Leuchten in den strahlend blauen Augen wird intensiver, als wolle es die Aussage mit Scheinwerferlicht unterstützen. Vier Jahre ist es her, dass Lunik ihr letztes Album veröffentlichten. Und jetzt haben sie ganz neu angefangen – und gehen ihren Weg trotzdem direkt und gradlinig weiter. „Zum ersten Mal sind die Songs nicht in den Tüftel-Stuben der einzelnen Musiker entstanden, sondern im Bandraum gewachsen“, berichtet Jaël.
CD-Cover: Lunik - Small lights in the dark
Nach Jahren der Wanderschaft – sämtliche Member von Lunik waren in eigene Projekte involviert, Jaël Krebs und Luk Zimmermann sorgten als Mina für Furore – seien alle mit einem stattlichen Rucksack neuer Eindrücke und Erfahrungen in den heimischen Bandraum zurück gekehrt. „Ja, das kann man mit Reisen und wieder nach Hause kommen vergleichen“, antwortet Jaël auf die entsprechende Frage. Aber so schön nach Hause kommen ist, es bringt auch Herausforderungen. „Wir wollten alle möglichst viel von den gemachten Erfahrungen und den neuen Eindrücken einbringen!“ Damit das Kreativ-Gericht nicht überkocht, haben die Berner deshalb mit Bob Rose erstmals in ihrer Bandgeschichte einen vollamtlichen Produzenten an Bord geholt.
Lunik sind zurück
„Er war bereits involviert, als wir letztes unser ‚Best-Of’-Album für England und Italien aufnahmen“, erklärt Jaël, „deshalb wussten ich gerade beim Songwriting in groben Zügen, was auf mich zukommen würde.“ Und trotzdem: Bob Rose hat ganze Arbeit geleistet und die Arbeit, den die Band bereits begonnen hatte, konsequent zu Ende geführt – weg vom stromlinienförmigen, aalglatten und bisweilen klinisch reinen Pop, hin zu erdigem Sound mit viel analogem Charme und einer wohligen Wärme. „Wir haben uns in den letzten Jahren immer mehr in diese Richtung entwickelt“, stellt Jaël fest, „aber trotzdem wurde insbesondere die Diskrepanz zwischen Lunik auf CD und Lunik auf der Bühne immer grösser.“ Live seien sie viel besser, sei ein oft gehörtes Feedback gewesen.
Lunik sind zurück
Deshalb wurde abgespeckt. Technischer, „neumödischer“ Ballast wurde abgelegt. Stattdessen wurden die Songs auf analoge Bänder aufgenommen – und von dort weiterverarbeitet. Die Konsequenz: „Small lighs in the dark“ zeigt Lunik nackt wie nie. Plötzlich ist Rumpeln erlaubt („Falling up“), was früher spährisch aufgeblasen wurde, kommt heute erfischend rein, ja schier jazzig daher („Diary“), wo „I never said that I was perfect“ beim Cut fürs letzte Album noch scheiterte, passt er jetzt in einem Kleid aus schlichter Perkussion und etwas akustischer Gitarre perfekt ins Gesamtbild. Und trotz dieses Retro-Touch haben Lunik das Gefühl für grossen Pop nicht verloren, wie sie etwa mit „People hurt people“ eindrücklich beweisen. „Weniger ist mehr, war unsere Devise“, sagt Jaël und bringt damit „Small lights in the dark“ in einem auf den Punkt.
Single-Cover: Lunik - People Hurt People
Logisch, dass sich bei solchen Voraussetzungen und ersten gemachten Schritten im Ausland - in Italien etwa stiess die Single „Do You Love Me“ auf Platz 9 der Charts vor und auch in England haben sich Lunik einige Beachtung erarbeitet – die Frage nach Plänen und Projekten ennet der Grenze aufdrängt. Doch Jaël weicht aus. Fix sei noch gar nichts, erklärt sie, aber natürlich stünden die Chancen gut, dass das neue Album neben der Schweiz auch in England, Italien, Deutschland und Österreich veröffentlicht werde. Auch in anderen Ländern seien Gespräche im Gang. Aber eben: „Fix ist noch nichts!“ Was auch für eine Reihe von Konzerten gilt, die dem Vernehmen nach in Arbeit sind. Sicher ist einzig, dass die Berner im März drei Wochen konzentriert in der Schweiz touren und im Sommer dann einige Festivals in der Schweiz spielen wollen. Was dazwischen passiert, mag Jaël nicht verraten. „Was passiert, das passiert“, sagt sie. Vollmundige Ankündigungen zu machen, ist nicht ihr Ding. Vielleicht mit ein Grund, dass das Album „Small lights in the dark“ heisst, und nicht „Big lights…“. – „Ich finde ein kleines helles Licht in der Dunkelheit am Horizont viel spannender, als ein greller Scheinwerfer, weil ich mich auf dieses Licht konzentrieren kann, mich darauf zu bewegen kann. Es ist für mich ein Zeichen der Hoffnung.“
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