Möped Lads - Glamour for the Retards (808 Records/Phonag)
Text: Monthy
Bild: Cover
Sie sind die Prototypen der Halbwüchsigen, die nie erwachsen werden wollen und standen schon auf der Bühne, als ihre jüngeren Fans noch nicht auf Erden wandelten. Mit "Glamour for the Retards" liefert die wohl kultigste und - neben den nicht mehr wirklich existierenden "Notis" - traditionsreichste Punkband des Landes ein brandneues Album mit 17 Oldschool-Songs, die explizit nicht politisch sind. Dafür kommen die Stücke direkt von zwischen den Beinen und halten die Tugenden des ursprünglichen Punk hoch. Die "Töfflibuebe", so der Bandname in Übersetzung, scheinen in die Saiten zu greifen, ohne vorher darüber nachzudenken und bieten Songs zum baldigen Mitgrölen. Schnell und doch eingängig, mit dem Flair der Toydollz dargebracht, hie und da effektiv mit Backing-Chören angereichert, zeigen die Möped Lads, was die wahre Kunst von Punk ist. Alles tönt improvisiert, ist es aber nicht. Alles scheint wie damals, trotzdem sind die Lads mit der Zeit gegangen. Das zeigt sich beispielsweise im Opener, den die Luzerner zum Representen missbrauchen als ob sie eine Hiphop-Crew wären. Oder in einem Songtitel wie "www.generation", der sich offenstichtlich mit der modernen Welt auseinandersetzt. Den Gipfel erklimmen die Innerschweizer Szene-Urgesteine aber mit dem Mundart-Punker "Potz di Fort" im herrlich-clichierten Lozärner Dialekt.