The Loops lassen den 70's-Funk wieder aufleben
The Loops aus Winterthur lassen den 70's-Funk wieder aufleben, und dies mit Erfolg. Die Stadt groovt wenn die Bläser die Songs anstimmen. zudem haben The Loops endlich mal ein eigenes Studio-Album gemacht. Grund genug, in ihrem Bandraum vorbei zu gehen, sich mit Sänger David Salzberg zu treffen und ein paar Fragen zu stellen.
Ihr habt Ende Juli euer Debut-Album "Get Nasty" veröffentlicht. Wie läuft es bis jetzt mit den Verkäufen? Wie ist die Resonanz?
David Salzberg: "Wir haben eine sehr gute Resonanz und es läuft recht gut. Sowohl Nation Music als auch CeDe.ch verkaufen es soweit sehr gut, auch mit den Plattenverkäufen an unseren Konzerten sind wir sehr zufrieden. Alles läuft recht langsam an und es pressiert auch nicht, aber wir sind sehr zufrieden bis jetzt.. Wir hatten auch noch eine lange Sommerpause und auf den Herbst hin läuft wirklich alles richtig an."
Euer Album ist recht groovig, 70er-Jahre lastig, und erinnert mich oftmals an Soundtracks aus dieser Zeit. Es hat gerade 2-3 Songs drauf die aus typischen Serien aus dieser Zeit sein könnten, wo alle extrem cool drauf sind und zuerst schiessen und dann diskutieren, Kojak zum Beispiel. Was gab den Ausschlag, solche Sounds zu spielen?
David Salzberg: "Das ist unsere Basis, das gehört zu unserem Background. Das ist, das was wir zuhause hören, und das wollen wir auch spielen. Wir finden es geil, wenn’s so richtig groovt mit fetten Bässen und man so richtig
abgehen kann dabei."
Ein Kollege von Trespass.ch hat euer Album bei der CD-Vorstellung fälschlicherweise als Cover-Album betitelt, wobei die Kritik ja positiv ausfällt. Aber es hat dennoch vier Cover-Versionen drauf. Was war der Anstoss, diese Songs von Rare Earth, The Meters und anderen zu covern?
David Salzberg: "Diese Titel passen einfach perfekt in unser Repertoire rein. Wir haben die von Beginn weg live gespielt und haben dann gefunden, wir nehmen die auch noch mit aufs Album drauf. Was dann passieren kann, wenn man das Album vielleicht etwas kurz überfliegt macht es den Anschein eines Cover-Albums, es sind jedoch acht eigene Songs mit drauf, die Fremden passen einfach sehr gut ins Konzept."
Und wieso gerade speziell diese Songs?
David Salzberg: "Es sind ja nicht gerade Songs, die man im Allgemeinen kennt, unbekanntere. Wir wollten eigentlich aus den leider vergangenen, jedoch starken Tage dieser Sounds ein paar Schmuckstücke aus der Versenkung heben um zu zeigen, dass es damals wirklich geile Sachen gab, nebst den totgespielten Klassikern aus dieser Zeit. Sie haben coole Beats und gehen wirklich ganz schön ab und zudem haben diese Songs auch live immer wieder ganz guten Anklang gefunden. Es hat auch sicher etwas von Tribut zollen für die damaligen Meister und ihre Werke."
Es hat auch noch zwei Songs drauf, die auf den ersten Blick nicht gerade so ins Konzept passen. „Perfect“ tönt sehr nach John Lennon, und "Just Sex" ist fast schon richtiger Südstaaten Blues-Rock à la Lynyrd Skynyrd, was sagst du dazu?
David Salzberg: "Wir wollen uns eigentlich keine Grenzen setzen was das musikalische betrifft. Unter dem Strich sagen wir nicht, das nehmen wir jetzt nicht, weil es überhaupt nicht zu Gesamtkonzept passt. 'Perfect' haben wir ausgewählt, weil es einen schönen ruhigen Pol gibt auf dem Album, damit nicht alles durchfräst und es wirklich eine herrliche Ballade ist. Wir haben diesen Song auch extra auf einem Flügel aufgenommen und nicht auf einem Synthi. Und „Just Sex“ ist einfach noch ein kleines Gewürz auf der CD, welches das gesamte schön abrundet"
Beim ersten Durchhören eines Unwissenden wie mir schlägt es etwas aus der Reihe...
David Salzberg: "...Ja, klar, wir wollten auch nicht, dass alles gleicht tönt. Gerade in der heutigen Zeit gleicht sich vieles wie ein Ei dem anderen und unterscheidet sich nur in den Details und wir wollten da etwas anderes machen. Wir mussten uns diese Freiheit auch nehmen um uns auch etwas besser auszudrücken."
Du hast es zu Beginn angesprochen, ihr habt mit Nation Music einen sehr guten Unterschlupf gefunden, auch mit Four-Music habt ihr etwas zu tun. Gerade diese Firmen sind bekannt dafür, dass sie also nicht einfach bei irgend etwas ihren Namen darunter setzen, sondern nur wenn sie von diesem Produkt überzeugt sind. Wie ist es zu diesen Zusammenarbeiten gekommen?
David Salzberg: "Wir kennen Seven sehr gut, welcher auch dort dabei ist und wir haben zusammen den Silvester verbracht hier bei uns im Bandraum und dann hat es sich so ergeben. Auch Steph, unser Bassist, arbeitet häufig mit Artisten von Nation Music zusammen und dann haben wir ihnen das vorgeschlagen. Und sie sind auch in dieser Sparte etwas am ausbauen, auch noch etwas andere Sounds als nur Hip Hop und das alles hat dann sehr gut zusammengepasst. Und mit Four Music konnten wir zusammen die ganze Distribution machen, die haben alles gepresst und das Cover-Artwork gefinisht und haben dann auch extra angerufen und gefunden, dass das Cover extrem kultig sei und waren auch sonst sehr angetan von unserem Werk. Und sie werden uns auch weiterhin dabei unterstützen. Was sich dann sicher auch auf kommende Konzerte in Deutschland auswirken wird. Was wir auch vorhaben und wir hoffen, dass alles klappt. Wir denken, dass wir im Ausland etwas Fuss fassen können mit unserem Sound und von dem her ist eine internationale Zusammenarbeit mit einem renommierten Haus sicher von Vorteil."
Konzerte sind angesprochen, bis jetzt ist noch nicht wirklich viel in eurem Kalender eingeschrieben. Ist da im Hintergrund dafür etwas mehr los?
David Salzberg: "Ja, wir sind zur Zeit eine Tour am zusammenstellen, diverse Clubs wie das Atlantis (Basel) haben angefragt, aber auch das Abart oder das Kaufleuten und zwischen diversen Locations findet ein reger Kontakt statt, damit alles etwas koordiniert werden kann. Auch sind wir wie angesprochen noch mit einem Auge etwas jenseits der Grenze am schauen, aber das wird dann erst nächstes Jahr konkreter. Wir wollen einfach so viele Konzerte machen wie es uns möglich ist. Wir hatten schon sehr viele diesen Sommer an verschiedenen Events, vor allem mit Radio 200000, fangen aber erst jetzt selber aktiv zu werden für uns allein."
Die Konzerte mit Radio 200000 ist auch noch so was spezielles.. Das bringt sicher auch noch etwas Käuferschaft.
David Salzberg: "Ja, ganz klar! Das hat uns sicher hochgebracht. Das hat uns sicher an ein gewisses Publikum herangetragen, was uns gerade am Open Air Frauenfeld aufgefallen ist.
Wie ist es denn zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
David Salzberg: "Das war wieder Steph, unser Bassist, und Nation Music. Radio 200000 kam zu uns und fand: 'Hey Jungs, komm wir machen mal einen Song zusammen!' Sie wollten mal etwas mit Live-Band und echten Drums und Gitarren, und nicht immer nur DJ's die Beats auflegen. Und so ist ein Song entstanden, der dann bei ihnen auf dem Album gelandet ist. Und dann hat man gefunden, man könne das ja mal gesamthaft umsetzen und daraus resultierte dann ein Hammer-Konzert in der Roten Fabrik bei ihrer ersten Show. Und das hat dann so eingeschlagen, dass alle gefunden haben, man solle das gerade weiter zusammen machen. Und das ist bis zum letzten Konzert an den Musikfestwochen hier in Winterthur phantastisch angekommen."
Hat es denn früher schon solche Zusammenarbeiten gegeben mit Hip Hop Acts?
David Salzberg: "The Loops haben 2003 fast legendäre Konzerte gegeben mit rund 25 Leuten auf der Bühne, auch an den Musikfestwochen. Da war namhafte Interpreten mit von der Partie, wie Big Zis, Seven, Sektion Chuchichäschtli. TAFS oder Luut & Tüütli. Eigentlich fast die ganze Schweizer Hip Hop Szene war vertreten. Und schon dort haben wir deren Beats alles instrumental umgesetzt. Und ich denke, dass wir als Band in der Schweiz eine der ersten waren, die das so gemacht haben, ab 2001. Und das mit allem drum und dran, Bläsern und so weiter. Und so haben sich The Loops für solche Sachen qualifiziert und so hat sich das dann rumgesprochen. Und auch die Zusammenarbeit mit Radio 200000 hat extrem gut geklappt."
The Loops gibt’s aber schon seit 1992, was habt ihr denn vor 2001 gemacht?
David Salzberg: The Loops haben schon vorher recht funkige Geschichten gemacht und sich stetig entwickelt und immer wieder Live gespielt bis es dann ab 2000 zu ersten Zusammenarbeiten kam. Und 2003 bin ich dann noch dazugestossen und ich habe dann gefunden: „Komme, jetzt machen wir was eigenes, ein eigenes Album.“ Und jetzt sind wir alle froh, dass wir das gemacht haben...
Auf etwas möchte ich noch zu sprechen kommen, nämlich euren Bandraum wo wir ja gerade drin stehen. Ich behaupte mal, dass 99.9% aller Band sitzen in einem Keller ausser euch. Ihr habt vermutlichen den berühmtesten und öffentlichsten Bandraum in Winterthur. Wie kommt man zu so einer Location?
David Salzberg: "Ich kann das gar nicht sagen wie die damals dazu gekommen sind, denn diesen Bandraum gibt es schon rund zehn Jahre und the Loops haben sich diesen Raum hier im Sulzer-Areal irgendwie gekrallt. Genaueres weiss ich nicht zur Geschichte, ich weiss nur, dass es zum Spielen und Aufnehmen einfach nur geil ist hier. Du siehst ja, es hat Fenster und man kann raus, aber auch rein schauen, wir grillieren im Sommer auch öfters mal direkt vor dem Fenster. Auch haben wir die Loops-Bar 3-4 mal im Jahr, wo wir die Instrumente rausschmeissen und dann hat es Platz für rund 100 Leute welche mit uns feiern. Aber es ist sicher einer der prominentesten Bandräume in Winterthur. Alle Musiker die mal bei uns drin gestanden haben, finden den extrem cool."
Ich bin ja auch schon x-fach daran vorbei gelaufen, zwar ohne zu wissen, dass das The Loops sind und habe natürlich auch nie eine Gelegenheit verpasst da, wenn immer möglich durch die offenen Fenster zu schauen und das immer verdammt cool gefunden. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass dies nicht nur Segen ist, sondern manchmal auch Fluch, wenn man etwas machen will und immer wieder einer den Kopf von der Strasse her rein steckt.
David Salzberg: "Also, wir haben noch nie schlechte Erfahrungen gemacht diesbezüglich, es hat auch noch nie Zwischenfälle gegeben, wie das einer etwas von aussen rein geworfen hätte oder ähnlichem. Und wenn wir wirklich konzentriert arbeiten wollen, dann lassen wir die Storen runter und dann kommt nicht mal Sonnenlicht rein. Und das ist natürlich super, wenn du die Wahl hast wie du arbeiten möchtest. Gerade im Sommer wenn’s heiss ist, dann alle Löcher aufreissen und losjammen, es gibt nicht viel geileres als das."
Denkst du, dass sich so auch eine gewisse Lockerheit für Live-Auftritte ergeben hat, wenn du ständig irgendwelche Zuhörer hast auf der Strasse?
David Salzberg: "Klar! Es spornt schon an, wenn du was neues hast und du merkst, da stehen Leute draussen und schauen dir zu, da möchtest du natürlich alles noch etwas besser machen. Und es kam schon öfters auch vor, dass da plötzlich eine kleine Party entsteht und die Leute auf der Strasse tanzen. Auch gewöhnungsbedürftig ist hier, dass du damit rechnen musst, dass plötzlich geklatscht wird, wenn du einen Song fertig gespielt hast. Das sind schon sehr schöne Momente."
Dann hoffen wir, dass es von denen noch viele gibt. Danke für das Interview.