Magnetfisch - Vom Klangprojekt zur Band
Text/Bilder: MonthyChristo
"Ich hätte mir ja fast noch einen Doktortitel gekauft, bevor ich zum Interview antrabte. Die sind aber so teuer...", schmeisse ich in die Runde, um das Eis zu brechen. Röfe, der Bassist, der die Entwicklung der Magnetfische erst richtig ins Rollen brachte, beruhigt mich: "Du wärst auch der einzige Herr Doktor hier..." In der Tat begebe ich mich aber auf dünnes Eis, wie ich anhand der Reaktionen auf meine CD-Kritik über Silence Fiction (= die Illusion der Ruhe) bald bemerkt hatte. "Es ist ja auch positiv, dass ich studiere, sonst hätte ich Rolf nie kennen gelernt", meint Keyboarder Adi, der die Band 1998 mit Gitarrist Tinu gegründet hatte und am hohen Niveau nicht nur der Sounds sondern auch des Backgrounds nicht ganz unschuldig ist. Trotz der intellektuellen Note sieht Tinu den Magnetfisch-Sound "nicht gross von aussen beeinflusst. Man macht halt die Musik, die man selber gerne hört, Wenn man auf schräge Sachen steht, dann tönt´s auch dementsprechend."
Natürlich interessiert es mich, ob im Prozess der Veränderung die musikalische Erscheinungsform von Magnetfisch ein Thema war. Tinu winkt ab: "Form haben wir - glaube ich - noch gar nie diskutiert. Es kommt wie es kommt!" Dass es so gekommen ist und Celine den Part am Mic ausfüllt, ist dem VSM zu verdanken: "Wir wurden von unserem Label zu einer Probe zusammengeführt. Von da an hat es sich ergeben." Die sympatische Baslerin pendelt seither nach Bern und schätzt an den Jungs besonders, "dass ich das Gefühl habe, wir entwickeln uns weiter und vor allem dass wir uns gut verstehen. Ich finde das sehr wichtig, damit es auch in der Musik funktioniert."
Die 2003 erschienene CD zeigte Magnetfisch noch praktisch als Instrumental-Act. Mit der Integration eines Bassisten setzte die Entwicklung vom Klangprojekt zur richtigen Band aber schon 2002 ein. Sängerin Celine schliesst nun den Wandel ab: "Durch meinen Zuzug hat sich schon vieles verändert - eine Stimme kommt dazu, neue Einflüsse..." Die Klangbilder früherer Zeiten haben damit ausgedient, mit der Stimme entsteht neues Material, momentan fünf Songs. "Drei davon haben wir gerade auf einer Single aufgenommen, um den Veranstaltern besser vermitteln zu können, wie wir jetzt tönen", meint Adi, der sich dank Celine "neu auch mit den Inhalten identifizieren kann."
Dabei hatten er und Tinu, also die Ur-Fische, lange Mühe mit der sich anbahnenden Veränderung: "Alle haben uns gedrängt, es mal mit Sängerin zu versuchen, sogar Röfe. Wir haben uns aber immer mit Händen und Füssen dagegen gewehrt. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem wir weichgeklopft waren und Celine kam dazu. Und ist es also so, dass wir es nicht bereuen..." Tinu bestätigt, dass der Kampf vor allem eine idealisitische Frage war: "Ich höre selbst viel Instrumentalmusik und ich mochte es auch, so wie wir das brachten. Ich dachte lange, es sei nicht nötig, dass da noch jemand singt." Für das Spiel der Magnetfische bedeutet der Wandel, dass nun ausser dem Schlagzeug nichts mehr programmiert wird. "Unsere Musik ist dadurch grooviger geworden", sagt Adi und sieht im neuen Line-Up nurmehr Positives.