Marc Sway geht neue Wege – und trotzdem Back to the Roots
Text: Sermeter
Bilder: Sony Music
‚Tuesday Songs’ heisst das neue Album von Marc Sway, welches am 12. März in die Läden kommt. Dass es trotzdem nicht von Dienstagen handelt, überrascht nicht – vielmehr wurde es an ebensolchen geschrieben: „Da Musiker am Dienstag meistens nichts zu tun haben, haben mein Gitarrist Jeremy Baer und ich uns jeweils dann getroffen, um Songs zu schreiben. Das Ziel war ein Song pro Dienstag.“ Das Finden von Albumnamen fände er immer etwas mühsam, meint Sway. Er hasse jeweils den Moment, wo die Plattenfirma anrufe und wissen möchte, wie die Scheibe denn nun heisse. Trotzdem findet er den Namen des Albums wichtig, das sei fast wie einem Kind einen Namen zu geben. „Ich wusste, dass es diesmal nichts mit ‚Way’ sein würde. So hat sich ‚Tuesday Songs’ angeboten. ‚Dienstagslieder’ – das klingt doch etwas nach Mani Matter“, sagt er und lacht.
Seine Plattenfirma findet, Marc Sway klinge auf seinem neuen Album wahrscheinlich authentisch wie nie zuvor. Ich wollte von ihm wissen, warum dies so ist: „Als Dreissigjähriger von einem Reifeprozess zu sprechen, finde ich etwas schwierig, aber natürlich hat sich mein Leben irgendwie verändert, zum Beispiel bin ich ja Vater geworden. Ich stehe schon an einem andern Punkt als früher. Ausserdem ist das dritte Album immer ein schwieriges für einen Künstler. Der Newcomerbonus ist weg und du musst nun wirklich auf eigenen Beinen stehen können.“ Um Missverständnissen vorzubeugen, sei an dieser Stelle festgehalten, dass die neuen Songs an Authentizität und Bodenständigkeit tatsächlich nichts vermissen lassen. Dies hat seinen Grund nicht zuletzt in der Art und Weise, wie diese aufgenommen wurden. ‚Zurück zu den musikalischen Wurzeln’ lautete hier nämlich das Motto. „Ich wollte das neue Material so aufnehmen, wie das früher immer gemacht wurde: Alle sitzen gemeinsam im Studio und spielen Song für Song ein. Auch ein Grossteil der Gesangsaufnahmen stammt aus diesen Live-Sessions.“ Eine Vorgehensweise, die ‚Tuesday Songs’ auf jeden Fall gut getan hat – die Musik klingt frisch und erdig und bringt Sways charakterstarke Stimme damit bestens zur Geltung. Andererseits ist dieses Alle-Spielen-Gemeinsam-Ding auch einfach ein (durchaus sehr begrüssenswerter) Trend – ‚Back to the Roots’ macht sich gut.
Im Trend ist es auch, als Schweizer eine neue CD im Ausland (vorzugsweise in den Vereinigten Staaten) aufzunehmen und diese anschliessend damit zu vermarkten. Im Fall von ‚Tuesday Songs’ lautete die Destination New York. Das dies aber kein Marketing-Gag war, wurde mir im Gespräch mit Sway schnell klar. Vielmehr war es so, dass die Musiker, welche die Scheibe einspielten, mehrheitlich aus der berühmten Ostküsten-Stadt kommen. „Drummer Jojo Mayer und mein Produzent Philipp Schweidler sind seit langem befreundet. Jojo meinte offenbar, er würde gerne für mein Album die Drums einspielen. Ich selber hätte mich nie getraut, ihn dafür anzufragen – immerhin gehört er zu den Top-Ten-Drummern auf der Welt. Weil er schon lange in New York lebt, hat es sich dann natürlich angeboten, für die Aufnahmen dorthin zu reisen“, erklärt Sway. Natürlich sei auch die Variante, die neuen Songs mit seiner eigenen Band einzuspielen, im Raum gestanden. Aber er habe sich von der Zusammenarbeit mit den Instrumentalisten aus Amerika frischen Wind erhofft und habe sich deshalb für diese entschieden, führt er weiter aus.
Schlussendlich standen in New York drei Tage für die Vorbereitungen und deren sechs zum Aufnehmen zur Verfügung – ziemlich wenig, wie mir schien. „Ja, die Sache war äusserst stressig und ich stand extrem unter Druck“, meint Sway dazu. „Man musste ausgesprochen Optimistisch eingestellt sein, um im Voraus zu sagen: ‚Ja, wir bringen das alles durch.’ Der schlimmste Fall wäre gewesen, wenn wir aus den Staaten zurückgekommen wären und hier nochmals hätten aufnehmen müssen. Dieses Risiko hat auf jeden Fall bestanden, aber auf der anderen Seite gab es viele Faktoren, welche für das Projekt gesprochen haben und schlussendlich auch dazu geführt haben, dass alles gut herauskam. Der wichtigste waren die hochkarätigen Musiker, welche mit ihrer Routine einen grossen Teil zum Erfolg dieses Experiments beigetragen haben.“
Das Marc Sway selber zu den besagten Optimisten gehört, belegt ja schon die Tatsache, dass er das Wagnis ‚New York’ überhaupt eingegangen ist. Aber auch das in Bälde erscheinende Album legt einem diesen Schluss nahe, klingt doch das Gros der ‚Tuesday Songs’ sehr positiv. „Ich bin ein Mensch, welcher versucht, grundsätzlich nach vorne zu schauen und die Welt positiv zu betrachten. Ich bin dem Leben gegenüber gut gesinnt und hatte bisher aber auch das Glück, dass es umgekehrt genau so war. Meine neue Scheibe hat aber definitiv auch eine melancholische Seite. ’Losing’ beispielsweise ist ein ziemlich nachdenklicher Song. Sowieso finde ich, dass es erst richtig interessant wird, wenn ein Mensch beide Seiten zeigen kann.“ Nachdem in den vergangenen Monaten die Arbeiten am neuen Album im Vordergrund standen, wird Marc Sway nun vor allem wieder live zu hören sein. Als erstes steht eine kurze Warm-Up-Tour an, welche ihn vor allem in kleinere Clubs führt. Nach den Festivals im Sommer soll im Herbst dann die eigentliche Clubtour folgen.