Marc Sway ist Direktor und Clown

12.10.2012/Text: Ko:L; Bilder: Cover, manuelwinterberger.ch
Nein, Marc Sway braucht nicht zu verheimlichen, dass ihm die Rolle des Kapellmeisters gefällt. Dass er sich für sein neues Album „Soul Circus“ in die Rolle und das Kostüm des Zirkusdirektors geschmissen hat, ist denn auch alles andere als verwunderlich. „Ich musste mich ja für irgend eine Rolle in diesem ‚Soul Circus’ entscheiden“, sagt Sawy mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht, „und ich fand, dass der Zirkusdirektor die schönste Uniform hat – und den grössten Wohnwagen auf der Tour.“ Deshalb sei für ihn rasch klar gewesen, dass er sich den Direktoren-Job krallen werde – im Wissen darum, dass ihm eigentlich auch die rote Nase des Clowns gut angestanden wäre. „Unter uns gesagt“, flachst der Mann mit dem Lockenkopf: „Wir sind ein kleiner Landzirkus, in dem jeder an die Säcke muss. Und in diesem kleinen Landzirkus wird auch der Singore Direttore nicht umhin kommen, in alle Rollen zu schlüpfen. Und ein gutes Unternehmen zeichnet sich glaube ich dadurch aus, dass auch der Direktor mal den Clown mimen kann.“ Wer’s nicht glaubt: Ab auf Facebook und Fan von Marc Sway werden...
Marc Sway
Dass er sein neues Album dem Thema Zirkus gewidmet hat ist freilich kein Zufall. Denn nichts stellt das Leben so perfekt zugespitzt dar, wie ein Zirkus: Grosse Emotionen, Freud und Leid, Hochspannung und Momente zum Träumen werden in ein Programm unter ein Dach gepackt und auf die Dauer einer Vorstellung komprimiert. „Jetzt hast du gerade extrem kurz und kompakt zusammengefasst, was ich jeweils in langen und ausschweifenden Ausreden zu erklären versuche“, sagt Marc Sway, lacht herzhaft – und bejaht die Frage, ob dieser Beschrieb des Zirkus-Lebens auch auf das neue Album „Soul Circus“ zutreffe. „Am Zirkus fasziniert mich, dass extrem Gegensätze in kürzester Zeit und auf engstem Raum aufeinander treffen. Neben der fröhlichsten Jonglier-Nummer mit dem fröhlichsten Sound kannst du die melancholischste Seiltanz-Nummer oder den traurigsten Clown platzieren und es hat beides Platz. Wir haben im Leben immer das Gefühl, man müsse ganz lang ganz glücklich sein dürfen, aber dann auch ganz lange ganz traurig. Was sich im Leben aber eben laufend vermischt, kriegt man im Zirkus im Zwei-, Drei-Minuten-Takt serviert. Hinzu kommt, dass man es nur unter einem Zirkuszelt schafft, die ganze Welt auf so engem Raum zu vereinen.“
CD-Cover: Marc Sway - Soul Circus
Nun – Marc Sway hat für „Soul Circus“ seine Welt nicht unter ein Zelt gepackt, aber er hat sie auf 18 Tracks, beziehungsweise 14 Tracks und 4 kurze Instrumentals, eingedampft. Auffällig ist dabei, dass auf „Soul Circus“ die drei musikalischen Welten, die Marc Sway bisher durchforstet hat, auf einem Album zusammengefasst werden. Da ist Pop („Say Goodbye“), da ist süffiger Latin-Groove („Non, Non, Non“, „Please lie to me“) und da ist dieser erdige Soul, den er auf seinem letzten Album „Tuesday Songs“ zelebriert hat („Love will find a way“, „Time“) und dann gibt es eben noch die Songs wie „Hey Joe“ einer davon ist, in denen grad alles, was Marc Sway ausmacht in einen Track eingepackt wurde. Natürlich darf auch die grossartige Mundart-Ballade nicht fehlen; dieses Mal heisst sie „Eus“ und wird gegeben zusammen der Mundartkönigin Sina.
Marc Sway
Und dann gibt es auf „Soul Circus“ noch „Frauen verstehen“ – ein Song in Hochdeutsch. Nach Mundart, Brasil und Englisch doch ein überraschendes Novum. „Wir haben alles mögliche probiert mit diesem Song“, sagt Marc Sway, „vor allem haben wir ihn immer wieder in Mundart versucht. Aber irgendwann haben wir gemerkt, dass das Hochdeutsch, mit seinem zackigen Charakter jene Sprache ist, die einfach am besten zum Thema passt.“ – „Und“, fügt Marc an, „ich bin der Meinung, dass Sprachen gerade in der Schweiz eigentlich keine Rolle spielen sollten; hier wo doch eigentlich jeder mindestens zwei Sprachen mehr oder weniger versteht.“
Marc Sway
Erscheinen wird „Soul Circus“ am 19. Oktober, nach der standesgemässen Taufe im Zirkuszelt – doch auf Tour gehen Direktor Sway und sein Zirkus erst im nächsten Frühling. Grund ist die TV-Kiste „The Voice of Switzerland“, in welcher Marc Sway zusammen mit Stress, Philipp Fankhauser und Stefanie Heinzmann in der Jury sitzt. „Das wird mich die nächsten Monate ziemlich vereinnahmen“, sagt der Familienvater. „Wir haben uns lange den Kopf zerbrochen, ob wir trotzdem touren oder gar den Release verschieben sollen – und haben uns am Ende dafür entschieden, am ursprünglichen Zeitplan mit dem Release im Herbst festzuhalten.“ Denn: Auch Marc Sway ist einer von denen, die nicht mehr daran glauben, dass sich im Musikbusiness kaum noch etwas planen und berechnen lässt. „Viel mehr geht es darum, etwas aus Überzeugung so gut wie irgend möglich zu tun. Dann passiert, was passieren muss – zum Beispiel, dass einer in Norwegen den Song ‚Someone like you’ von Adele sucht und dann einen Song mit dem Titel ‚Someone like you’ von einem Schweizer namens Marc Sway findet. Er hört den Song an und findet: ‚Hey, irgendwie ist der noch cool’; er hört meine ganzen Alben auf iTunes an und findet: ‚Wir wollen den für Konzerte Norwegen holen.’ Jetzt wollen wir mal schauen, was daraus wird...“
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