May Day wollen back to the roots
Text: Nic
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musicbild.li Eigentlich arbeiten die Bündner Mundart-Urgesteine May Day momentan an einem neuen Album dran, welches Ende dieses Jahres herauskommen sollte. Aber für das 20. Brienzersee Rockfestival unternahmen die Herren einen Sonntagsausflug ins Berner Oberland und präsentierten alte und neue Songs. Letztere seien laut „Kiiboarder“ Edwin Zinsli rockiger und kerniger: „Wir wollen back to the roots. Das heisst, die Songs sollen gitarrenlastiger werden, schliesslich haben wir zwei tolle Gitarristen in der Band.“ Und einer der der beiden, Ainga Dobbelaere, meint: „Wir wollen weg vom Pop und mehr Rock. Es soll guter alter Rock mit modernen Einschlägen werden.“ Als Grund gibt Ur-May Day-Mitlgied Zinsli an, dass sie in ihrer Musikkarriere immer wieder neue Sachen ausprobiert hätten. Es habe eine CD mit Bläsern gegeben, eine die sehr keybordlastig gewesen sei und so weiter. Manchmal probiere man aus kommerziell zu sein. Man mache Songs, die im Radio gespielt werden, solche mit einem eingängigen Refrain, die ins Ohr gehen. Aber nun sei die Zeit für mehr Rock gekommen. „Wir arbeiten dieses Mal auch ohne Produzenten, sondern nur mit einem guten Tontechniker. So können wir selber bestimmen, wie es tönen soll“, sagt Zinsli.
May Day gibt es bereits seit 28 Jahren. Während der langen Laufbahn gab es sehr viele Musikerwechsel. Zwei Mitglieder sind May Day bis jetzt jedoch treu geblieben: Edwin Zinsli („Kiiboarder“) und Robert Rohner („Bassischt“). „Wenn du einmal mit so einer Band angefangen hast, geht es fast nicht mehr ohne“, erklärt Edwin seinen und Röbis Durchhaltewillen. Trotz den vielen Wechsel hätten sie es immer gut miteinander gehabt, sagen die beiden. In jeder Formation habe es musikalisch und kollegial gestimmt. Einmal wollte May Day ein Jahr Pause machen, aber nach zwei Wochen seien sie wieder im Übungsraum gesessen. Alle wollten weitermachen. Die alten Bandmitglieder der Mundartfraktion verliessen die anderen auch nie im Streit, sondern vor allem aus persönlichen Gründen. „Es gab solche, die haben geheiratet, sich scheiden lassen oder Kinder gekriegt. Ausserdem arbeiten wir alle 100 Prozent und da kann es schnell einmal zuviel werden mit dem vielen Proben, dem Unterwegs sein, den Konzerten und man muss die Band aus beruflichen oder familiären Gründen verlassen“, sagt der „Kiiborder“. Klar habe es auch Situationen gegeben, in denen man sich gegenseitig auf die Nerven gegangen sei und einer den Hut gezogen habe. Denn man sei sehr viel zusammen, hocke oft aufeinander und da müsse das Klima stimmen. „Ich vergleiche das Bandleben gerne mit einer Ehe: Man ist oft zusammen, hat sich zwar gerne, aber es kann auseinander gehen, wenn man nicht aufpasst“, betont Zinsli, einer der Ur-May-Days.
Ainga Dobbelaere, vor ungefähr fünf Jahren zur Band gestossener Gitarrist, meint: „Wir als Neulinge geniessen sehr viele Freiheiten und wurden herzlich aufgenommen. Es macht Spass bei May Day mitzumachen.“ Es sei nämlich gar nicht so einfach in Graubünden neue Musiker zu finden. Von sonst woher dürften sie ja nicht sein, da May Day eine Bündner Mundartband seien. Zinsli fügt an: „Es kann natürlich auch ein Vorteil sein, denn man kennt einander, weil die Auswahl so klein ist.“ Er finde neue Bandmitglieder immer toll. Man kriege neue Impulse, vor allem wenn die Musiker noch jung seien. „Und als Neuling bei May Day kannst du sehr viel profitieren von den erfahrenen Musikern“, sagt Gitarrist Aigna. Punkto Texte haben jedoch die beiden Ur-May-Days das Zepter in der Hand. Für Zinsli braucht ein Lied inhaltlich einen Aufhänger, einen guten Satz: „Manchmal erwache ich in der Nacht und habe plötzlich einen solchen Kernsatz im Kopf oder ich schnappe einen in einem Gespräch auf.“ Rundherum einen Text zu kreieren, sei dann nicht mehr schwierig, fast mechanisch. Die entstandenen Texte schaue er mit Rohner an und im gegenseitigen Austausch werden sie fertig.
Die May Day-Mitglieder freuen sich immer wieder (die „Neuen“) oder immer noch (die „Alten“), vor Publikum aufzutreten. Es sei so schön ein Konzert geben zu können, gut zu essen und zu trinken, einfach verwöhnt zu werden. So kriege man den nötigen Kick und die Erfahrung weiterzumachen, sind sich Zinsli und Dobbelaere einig. Am liebsten spielen sie im Bernbiet und im Wallis. Irgendwie sei mit den dortigen Menschen eine Seelenverwandtschaft vorhanden und jeweils die besten Konzerte. Und Mundart werden sie beibehalten. Zinsli zitiert ihren Sänger Andri Padrun: „ Erstens geht es darum, dass die Leute verstehen, was wir singen und zweitens darum, dass wir verstehen, was wir singen.“