Sly's Rocktante-Interview: Metallspürhunde live im D33

Text/Bilder: Sly
Live-Besetzung:
Michel Frasse: Vocals / Marion Altwegg & Thomas Baumgartner: Keyboards / Patrick Sayer: Guitars

Die Rocktante kommt auf den Hund
Der Elektro-/Industrialsound der 80er ist wieder in. Die Welle dieses Revivals dürfte auch die Band Metallspürhunde reiten, welche als Einflüsse Acts wie Depeche Mode und Die Krupps zitiert. Die MS-Hunde machen Musik, welche nicht gerade ins Easy Listening fällt, dafür wird der Hörer aber mit anspruchsvollen Texten und gutem musikalischem Handwerk belohnt. Also schon bei meinem ersten Outing für trespass.ch komme ich auf den Hund. Ich folge der Spur der Metallspürhunde ins D-33 in Zürich, ein Club mitten im Zürcher Rotlichtviertel, wo manch neue Band mit Biss spielt. Der Soundcheck ist voll im Gang, die Synthis und Elektrobeats dröhnen fett von den Boxen. Ein spezieller Gig für die Hunde, werden doch beim Konzert auch die TV-Kameras rollen. Hier das exklusive, definitive Rocktante-Interview mit den Metallspürhunden...
Sly: Ihr habt gerade den Soundcheck hinter euch, das tönt ja schon echt gut. Wie lange gibt es die Metallspürhunde eigentlich schon?
Michel: Die Band wurde im ‘98 gegründet, allerdings hat sich die Formation seither geändert. In der jetztigen Besetzung arbeiten wir eigentlich erst seit Anfang Jahr.

Sly: Wie seid Ihr auf den Namen MSH gekommen? Nicht gerade alltäglich...
Michel: Da war sicher auch die Überlegung dahinter, dass man diesen Namen nicht so schnell vergisst, ob man ihn nun mag oder nicht! Der Begriff hat aber auch eine ernstere Bedeutung. Im Vietnam-Krieg wurden Hunde zum Aufspüren von Minen ausgebildet, und daher stammt eigentlich der Begriff MSH.

Sly: Also ein ziemlich ernster Hintergrund. Kommt dies auch als Botschaft in den Texten zum Ausdruck?
Marion: Ich denke schon. Der Name erinnert an eine unschöne Sache, und sicher ist auch der Inhalt unserer Texte häufig so. Man sagt uns auch, dass wir zum Teil recht kritisch sind. Es ist eigentlich nicht unser Vorsatz, eine gesellschaftskritische Band zu sein. Schlussendlich schreiben wir aber über Sachen, welche uns beschäftigen. Der Name wird häufig missverstanden, viele denken, dass es etwas mit Metal zu tun hat...
Sly: Ihr habt ja ein ganz klares Wave-/Gotik-Image. Ist das eine Philosophie oder reine Aufmachung?
Michel: Meine Wurzeln sind in den 80ern als die ganze Wave-Geschichte anfing, meine Musik ist davon beeinflusst. Unsere Aufmachung ist nicht nur reine Show, wir sind das auch!

Sly: Glaubt Ihr, mit Eurer Musik und Texten die Welt verändern zu können?
Thomas: Das tönt schon ein wenig utopisch. Ich möchte jedoch mein Umfeld so gestalten, dass ich mich darin wohl fühle. Das ist für mich wichtig. Es schadet aber sicher nicht, eine Message weiter zu geben. Ich habe es schon lange aufgegeben, die Welt gross verändern zu wollen. Das war vielleicht früher so, aber man kommt dann wieder auf den Boden der Realität zurück. Es ist schön Konzerte geben zu können und eine Party auf der Bühne zu haben, auch wenn die Texte auch mal gesellschaftskritisch sind. Für mich ist die Musik fast wichtiger.

Sly: Ihr textet auf hochdeutsch, habt Ihr diesen Entscheid bewusst gemacht?
Patrick: Es hat sich eigentlich mehr so ergeben. Da es unsere Sprache ist, war es eigentlich naheliegend. Sonst singen sowieso alle auf englisch, da fanden wir deutsch die bessere Wahl. Allerdings hat es drei englische Songs auf unserer CD.
Michel: Wir können uns damit am besten ausdrücken. Auch beherrsche ich die englische Sprache nicht so gut, dass ich mich so ausdrücken könnte, wie ich es möchte.
Marion: Ich finde es schade, dass man sich diesbezüglich rechtfertigen muss. Ich kann es zwar nachvollziehen, da ich früher bei anderen Bands auch dachte, warum singen die eigentlich nicht auf englisch? Inzwischen horcht man richtig auf, wenn eine Band in ihrer Muttersprache singt, ist doch eigentlich ganz normal.
Sly: Habt ihr in Deutschland Kontakte?
Marion: Deutschland ist unsere erste Adresse. Wir haben dort definitiv mehr Kontakte; insgesamt haben wir dort auch mehr Konzerte gegeben als in der Schweiz. Im Gotik-Bereich ist in Deutschland die Szene ziemlich gross. Es gibt viele Festivals und Veranstaltungen, wo man sich "einklinken" kann und wo wir auch schon gespielt haben. In der Schweiz gibt es vorallem in Zürich eine Club-Szene, aber nicht so viele Möglichkeiten. Es gibt hier keine Magazine, welche speziell auf diese Szene fokussiert sind, wenig Radiosendungen, und dazu kommt noch das Problem, dass wir auf hochdeutsch singen. Das begrenzt uns also schon auf die Deutschschweiz, der Markt ist viel zu klein. Es funktioniert hier sicher auch, aber in Deutschland gibt es ein grösseres Publikum.

Sly: Was haltet Ihr von der Schweizer Musikszene? Findet ihr da jemanden gut?
Marion: Mir fallen da vorallem Mundart-Bands ein, welche es immer in die Charts schaffen. Lunik finde ich gut... Aber es hat schon viele Sachen ohne wirkliche Ecken und Kanten.
Thomas: Ich kenne vor allem die Basler-Szene, und das ist eher Rock und Britpop. Acts wie die Lovebugs finde ich gut.

Sly: Ihr seid Mitglieder beim VSM (Verein für Schweizer Musikschaffende), was bringt das?
Michel: Es bringt massiv viel! Wir hatten die Möglichkeit, unsere CD professionell zu produzieren. Wir haben durch den VSM auch einen Labelcode erhalten. Also alles, was es für eine CD braucht. Auch wertvolle Tipps von Heiri (Dürst, Geschäftsführer VSM).
Sly: Ihr könntet eine Mitgliedschaft auch anderen Bands empfehlen?
Marion: Vorallem hier in der Schweiz, in diesem kleinen Land ist es wichtig, ein Netzwerk zu bauen. Und da bietet der VSM gute Möglichkeiten. Man kann Kontakte knüpfen, lernt viele Leute kennen. Es ist wichtig, dass es solche Organisationen gibt, quasi als Sammelpool von verschiedenen Bands.

Sly: Habt ihr konkrete Pläne für die Zukunft?
Thomas: Vorallem Konzerte geben!
Michel: CD’s verkaufen und ernten, was wir gesät haben. Inwiefern sich der Erfolg materialisieren wird, können wir noch nicht sagen.
Und so tratschen wir noch weiter, bis die Leute von StarTV eintreffen und die Band für weitere Interviews in die Zange nehmen. Die 4 sympathischen Hunde, übrigens eine Thurgauerin und drei Basler, haben hart an sich und ihrem Sound gearbeitet – möge die Saat aufgehen. Zu hören auf ihrer neuen Scheibe "Blut & Spiele", die es im Promo-Geier für drei Neugierige gleich noch zu gewinnen gibt.
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