Mina: Aus Lust am Spass
Text: Ko:L
Bilder: Mina
„Kommt ja passend zum Herbst“, meint Oli auf cede.ch zum Debutalbum von Mina. „Playground Princess“ heisst das Werk aus der Feder von Jaël Krebs und Luk Zimmermann, beide dank ihres Daseins als tragende Parts von Lunik hinlänglich bekannt in der Schweizer Musikszene. In der Tat ist Minas Sound auf „Playground Princess“ zurückhaltend und ruhig und stimmt bisweilen nachdenklich. „Kühl“, wie es der Herbst zunehmend ist, möchte Luk das Album aber nicht bezeichnen: „Ich finde es eher wärmer, als Lunik-Alben“, sagt der Gitarrist, der mit Mina zum Multiinstrumentalist avanciert ist, „aber auch weniger perfekt, weniger ausgearbeitet.“ Tatsächlich ist das elf Pop-Perlen umfassende Kleinod ungewöhnlich spontan und ungezwungen entstanden. Jaël und Luk setzten sich ins Studio, er spielte und sie sass an den Reglern – oder umgekehrt – und so wuchsen die Songs für „Playground Princess“ nach und nach zu einem ausgewachsenen und vielfältigen Pop-Album. „Wir jammten und spielten, meistens an Instrumenten, die wir sonst nicht spielen“, erzählt Luk, „ganz anders als bei Lunik, wo die Songs bei jedem zuhause entstehen.“
Prinzessin Minas Spielplatz ist ein weitläufiger und ein vielfältiger. Kleine Verstecke, in der sie sich verkriechen kann („Sort it out“, „Lying B-Sides U“) sind genauso zu finden, wie Rutschbahnen, die Adrenalin versprechen („What it means to you“), Schlammpfützen, in denen nach Herzenslust „dräckelet“ werden kann („Enjoy the rain“), sind ebenso zu finden, wie die Blumenwiese, die zum unbeschwerten Tanzen einlädt („Complete“). „Wir wollten uns von der Bandstruktur mit Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug lösen und die Möglichkeit haben, die Instrumentierung eines Songs frei bestimmen zu können“, sagt Luk. „Darum machen Künstler solche Nebenprojekte. Warum das bei uns jetzt derart für Aufsehen sorgt, verstehe ich irgendwie gar nicht.“ So kommt es, dass Luk und Jaël halt während der rund zweijährigen Lunik-Pause, die eben eingeläutet wurde, eine neue musikalische Herausforderung suchen. „Andere Leute gehen reisen. Mich würde das langweilen. Ich bewundere Leute, die ein Jahr lang nur in der Welt umhergehen und schöne Sachen anschauen können. Ich reise auch gerne – aber mit der Gitarre“, beschreibt Luk einen Grund für Mina.
In der Vielfalt und musikalischen Breite, aber auch in Sachen musikalischer Verspieltheit, erinnert „Playground Princess“ unweigerlich an die Anfänge von Lunik. „Das wollen uns alle andichten“, sagt Luk mit einem Lachen, gefragt, ob Mina die Rückkehr zu den musikalischen Wurzeln sei. „Wenn dem so wäre, wäre das tragisch für mich. Ich bin ein Mensch, der nach vorne blickt und für mich ist Mina eine Entwicklung, eine Weiterführung von dem, was einmal unsere Wurzeln waren.“ Während Lunik heute in einem ziemlich klar definierten musikalischen Umfeld funktioniert, verfügt Prinzessin Mina noch über sämtliche Freiheiten. „Wir konnten im Studio einfach machen, wozu wir Lust hatten“, sagt Luk, „und werden das auch auf der Bühne tun. Zu zweit haben wir viel mehr Spielraum für Spontanes, als in der Band.“ Es ist offensichlich: Mina macht Lust und Mina macht Spass. Was nicht heissen soll, dass er und Jaël sich nicht nicht intensiv und akribisch auf die bevorstehende Tour vorbereiten, „auch aus Angst vor dem eigenen Versagen auf der Bühne“, wie Luk unumwunden gesteht. „Wir proben sehr gerne. Ich finde proben mindestens so schön, wie live zu spielen. Einfach mit dem Unterschied, dass keine anderen Leute dabei sind“, erzählt er und fügt an: „Mina ist ein totales Spass-Projekt und so soll es live auch rüberkommen.“
Einerseits aussergewöhnlich, andererseits nur logisch ist, dass Mina ihre Tour am 25. September 2007 in Norwegen starten. Aussergewöhnlich, weil CH-Acts ansonsten eher in heimischen Landen loslegen; nur logisch, weil Jaël wie Luk ein Faible fürs Nordische haben. Am Gurten berichtete Jaël bereits von ihrer Vorliebe für skandinavische Bands und dass sie jede Gelegenheit nutze, Konzerte von Bands aus dem Norden zu besuchen – so auch vor einer Weile in ihren Ferien in Südfrankreich. „Aus diesem Konzertbesuch ist der Kontakt zu Pål Angelskår, Frontmann der norwegischen Band Minor Majority, entstanden“, berichtet Luk. Und aus diesem Kontakt entstand das Duett „Living in between“, eine Mörderballade bei der unweigerlich Gedanken an Nick Cave und Kilye Minogue, respektive Ville Walo und Natlia Avelon aufkommen. Und nicht zuletzt verdanken es Luk und Jaël auch ihrem spontanen Konzertbesuch in Südfrankreich, dass sie ihre Mina-Tour jetzt in Norwegen starten können und Pål und sein Gitarrist die beiden bei einer Reihe ihrer Konzerte in der Schweiz begleiten. „Auf jeden Fall“, freue er sich auf Norwegen, sagt Luk, „auf das spezielle Meer und auch die bisweilen karge Landschaft.“