Helden leben länger, doch Legenden sterben nie...

Text/Bilder: Eve
Mit lebenden Legenden hatte es Ko:L alias Marco Zysset zu tun. Polo Hofer und Pädu Anliker (Besitzer des Mokka Thun), luden zum Gespräch für die staatsbürgerliche Gesellschaft im Freienhof Thun ein. Einer unserer Starreporter von Trespass, nämlich Ko:L, dirigierte fürs Thuner Tagblatt die Symphonie der beiden doch sehr bekannten und legendären Persönlichkeiten der Rock`n`Roll Szene der Schweiz. Ob er nervös war, die Leitung dieses Gesprächs zu übernehmen? "Ich kam direkt vom Büro in den Freienhof und konnte noch ein wenig mit den Beiden plaudern, da ging es noch gut, aber als ich dann in den Saal kam, Pffff..., ich war froh, hatte es Tischchen, so konnte ich mich an etwas festhalten..."
Trotzdem will Ko:L das Ganze nicht überbewerten, "Es ist nichts anderes, als sich mit zwei Typen zu unterhalten." spielt er seinen waghalsigen Auftritt herab, denn es braucht trotzdem doch etwas Mut, als Gesprächsleiter bei diesen beiden Kennern der Schweizer Musik Szene aufzutreten. Vorbereiten wollte er sich mit ca. 25 Seiten, die er sich von Polo und Anliker aus dem Internet ausgedruckt hatte. Zum Lesen kam er aus Zeitmangel nicht (da er noch für Trespass und die Baustelle unserer neuen Site eine verdammt grosse Menge zu tun hatte) oder nur noch ca. eine halbe Stunde. "So Zysset, iz muesch doch no derhinder..." sagte er sich kurz vor dem Anlass, und mit einigen Notizen zu den Beiden nicht mehr ganz jungen Bekanntheiten trat Marco in den Ring. "Die Notizen hatte ich mehr als Gedankenstütze, falls ich den Faden verlieren würde, oder falls das Gespräch abeggen würde, damit ich zum Notfall einige Möglichkeiten hätte, das Gespräch in Gang zu halten."
Was mit Pädu und Polo nicht wirklich nötig war. Der Dialog drehte sich vor allem ums Kiffen, Alkohol, natürlich um Musik und über die heutige Jugend, die nach Meinung der Beiden Rockväter von ihrer eigenen Generation so gemacht wurde, wie sie ist. P. Anliker: "Man kann nicht über die heutige Jugend herfahren, ohne unsere Generation dafür mitverantwortlich zu machen ." Hey Ko:L, von diesen Themen, Drogen und Kinder mit Natels seid ihr ja gar nicht mehr weggekommen... "Ich hatte keine Ahnung, worüber wir reden würden. Offen halten, das war die Devise. Es sind so starke Persönlichkeiten, die so viel zu erzählen haben, da musst du gar nicht viel zur Sache tun." Der Referee dieser Diskussion musste höchstens einige Stichworte im Ärmel haben, um dem Zwiegespräch von Musiker Polo Hofer "Ich glaube daran, dass Musik da ist, um Leute zu verbinden" und Lokalbesitzer Pädu Anliker (beide mit Sonnenbrille) ab und zu etwas Schwung zu geben. Den Rest übernahmen die Altväter ganz alleine.
Der Auftakt, Rock`n`Roll hält jung, brachte das Gespräch von Anfang an in Gang und liess es mit wenigen Zwischenbemerkungen von Marco beinahe laufen bis zum bitteren, erbarmungslosen und doch sehr unterhaltsamen und schalkhaften Ende. Mit unzähligen Pointen, die oftmals zwar nicht gerade neu, aber dennoch amüsant waren, und viele Lacher ernteten, liessen uns die Beiden Ikonen teilhaben, an ihrem Leben, ihrem Erlebten und ihrer Meinung über die heutige Welt. Ko:L: "Wo wir landen, über welche Ecken wir gehen - keinen Blassen Schimmer... wobei es auch sehr naheliegend ist, dass man mit Polo und Anliker übers Kiffen, Gage, und Musik aller Generationen spricht - das liegt auf der Hand."
Es sind, wie schon gesagt, lebende Legenden, allein Polo hat 1961 seine erste Band gegründet, da waren sowohl Ko:L als auch ich noch nicht einmal in Planung... "Die beiden haben mir von Storys, Bands, Stiles und Schüppen erzählt, da habe ich keine Ahnung und möchte mich auch nicht mit ihnen messen." Mit Sprüchen wie "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich völlig ungeniert" oder "Mein Weg ist oft einsam, dafür kann ich machen, was ich will" unterhielten die beiden die Besucher und mit den Einwürfen von Marco Ko:L Zysset war das Gespräch sowohl für das junge als auch für das etwas ältere Publikum eine gelungene Unterhaltung, für die es sich gelohnt hat, dabei zu sein. Schlussendlich ging es um Sex, Drogen, Jugend, viel Musik und um gutes Essen. Ein durch und durch zufriedenes und erheitertes Publikum verliess den Saal im Freienhof und ging mit der einen oder anderen dazugewonnenen oder aufgefrischten Weisheit nach Hause.
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