Mr. Da-Nos ist mehr als „nur“ DJ

15.8.2011/Text: Ko:L, Bilder: on-pictures.ch
Mr. Da-Nos und Roby Rob
Er hat mit „Calling for Love“ die Hymne zur diesjährigen Jubiläums-Streetparade geliefert. Mit Roby Rob hat er einen der derzeit angesagtesten MCs der Schweiz an seiner Seite – und vor allem den Mann, der früher als ein Herz und eine Seele mit Branchenkrösus DJ Antoine galt. Mr. Da-Nos muss ein ganz grosser in dieser schillernden Club-, Electro- und House-Szene sein, denkt der Aussenstehende, der diese Glitterwelt nur vom Hörensagen kennt. „Ach was“, sagt der DJ vor seinem Auftritt am Freitagabend des diesjährigen Thunfests, rund 24 Stunden vor der grossen Show an der Streetparade. „Grösser, besser, bekannter – das ist mir sowas von egal. Ich mache Musik und bin happy, wenn ich Spass habe und die Leute mit mir.“ Er sitzt da in seinen Jeans, dem Polo-Shirt mit dem geknickten Kragen, adrett gestylt, ohne aber dick mit Gel oder mit Blingbling auftragen zu müssen und sagt: „Hey, ich bin ein Junge aus dem Zürcher Weinland. Ich bin dort aufgewachsen und lebe immer noch in der Gegend. Wenn ich am Sonntag nicht ins Grüne blicken kann, drehe ich durch.“ Und man glaubt's ihm, dem Mann, der vor drei Jahren entscheiden musste, ob er nun doch Vollgas auf die Musik setzen will, oder nicht.
Mr. Da-nos im Talk mit Ko:L
„Ich war bei einer grossen IT-Firma angestellt und habe nie daran gedacht, je von meiner Musik leben zu können“, blickt der DJ zurück. Aber: Das mit der Musik wurde immer grösser und heftiger. „Irgendwann war ich am Ende“, gesteht er, „es war alles zu viel geworden und ich musste auch gesundheitlich ziemlich unten durch.“ Da habe er sich entscheiden müssen: Ganz oder gar nicht mit der Musik. „Ich bin ungebunden, habe keine Familie, kein Risiko“, habe er sich gedacht. „Also mach ich's – nicht dass ich irgendwann reuig zurück blicken muss.“ Und so ist Mr. Da-Nos heute Inhaber und Geschäftsführer und Aushängeschild eines KMU – alles in Personalunion.
Roby Rob und Mr. Da-Nos
Macht es das Musikmachen wirklich einfacher, wenn man plötzlich muss und es nicht mehr restlos um Freude und Lust am Spass geht, weil plötzlich nicht nur das eigene Leben finanziert sein muss, sondern auch noch eine Handvoll Monatslöhne bezahlt werden müssen? „Ich bin der Typ Mensch, der froh ist um alles, das er abgeben kann. Ich vertraue meinem Booker, dass er seinen Job gut und in meinem Interesse macht, oder auch meinem Co-Produzenten. Und wenn ich so vieles abgeben kann an Leute, denen ich vertrauen kann, dann kann ich mich am Ende ganz aufs Wesentliche konzentrieren – und das ist Musik, mit welcher ich die Leute unterhalten kann. So bleibt die Kreativität noch einigermassen aufrecht und da.“ Und: Da-Nos kann auf einen vielseitigen musikalischen Background zurückgreifen: Auf Druck der Eltern spielte er sechs Jahre Geige und amtete in einer Schülerband zwei Jahre lang als Drummer und Keyboarder. „So hole ich mir noch heute überall meine Inspiration – an Festen und Konzerten aller Art.“
Mr. Da-Nos am Thunfest
Gerne würde Da-Nos auch mehr mit anderen Musikern und Bands zusammenarbeiten. „Ich habe schon mit Bligg zusammengearbeitet oder zwei, drei Winterthurer Indie-Bands remixed“, sagt er. „Auch mit Gotthard war eine Zusammenarbeit angedacht, welche aber leider nach dem tragischen Tod von Steve Lee dann nicht mehr umgesetzt werden konnte.“ Auf den ersten Blick sei es auch für ihn unverständlich, warum nicht mehr solche Crossover-Kollaborationen passieren. „Vielleicht ist es halt immer noch so, dass Musiker, die in einer Band Musik machen, uns DJs nicht zwingend als Musiker ansehen“, mutmasst er, und betont: „Ich würde sehr gerne viel mehr mit Bands machen. Schliesslich habe ich meine allerersten beiden Singles zusammen mit einer indischen Funk-Band gemacht.“ Als weiteren Grund vermutet er – wie so oft – die Politik der Plattenfirmen, die der kreativen Freiheit nicht nur förderlich ist: „Ich hatte ein paar recht coole Konzepte, die aber am Ende alle an den Plattenfirmen scheiterten, weil sie sich nicht einigen konnten, wer urheberrechtlich wie entschädigt werden soll.“ Unterkriegen lässt er sich deshalb aber noch lange nicht. Da-Nos ist überzeugt: „Der Weg führt über kurz oder lang eh in Richtung dieser Cross-Business-Sachen, auch in der Schweiz.“
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