Mundartisten – Chrigu: Bewegend und hochstehend
Text: Silu
Bilder: Mundartisten
Die Mundartisten haben mit dem Soundtrack zum Film „Chrigu“ ein bewegendes und textlich wie musikalisch hochstehendes Album abgeliefert. Chrigu, so hiess der beste Freund der multiinstrumentalen und vielseitigen Langenthaler Band, die mit einem Fuss im Hip-Hop steckt und den anderen in rockigen Einflüssen badet. „Die Texte auf dem Album sind natürlich schon sehr persönlich. Aber es zeugt wohl auch von Reife, wenn man solche Texte erzählen kann. In allen Menschen stecken tiefe Gefühle. Aber viele trauen sich nicht, diese preiszugeben“, sagt Keyboarder Dimitri im Interview. Und Bassist Fabio ergänzt, dass Chrigu viel mehr von sich habe preisgeben müssen, als sie es mit dem Soundtrack getan haben. Letztlich sei es aber auch Chrigus Film und sie hätten auf seinen Wunsch hin mitgemacht.
Die Dreharbeiten zum Film begannen, als bei Chrigu Krebs diagnostiziert wurde. Chrigu beschloss, sein Leben von dem Zeitpunkt an zu verfilmen und damit einen Film über das Leben, nicht über den Tod zu schaffen. Nach zweijährigem Kampf erlag er schliesslich der Krankheit. Viele instrumentale Songs, die im Film zu hören sind, sind bereits zu seinen Lebzeiten entstanden, ein Teil kam später dazu – auch als Therapie für die Band: „Es ging alles sehr schnell. Jeder hat den Tod von Chrigu anders verarbeitet – die MC’s haben beispielsweise Texte geschrieben, wir haben die Musik geschrieben. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Das hört man ja auch im Song 'Mir näh di mit'. Jeder MC erzählt eine eigene Geschichte, wie er Chrigu erlebt hat“ führt Dimitri aus.
Ihr Freund Chrigu sei stets ein wichtiger Teil der Musik der Mundartisten gewesen. Nicht nur, weil er die Videos drehte, die auf ihrer MySpace-Seite zu sehen sind und er somit die Musik bildlich umsetzte. Viel mehr habe er immer knallhart seine Meinung gesagt zu neuen Songs. „Das hat unser Schaffen stark beeinflusst“, sagt Fabio. Seine grösste Angst sei es heute, dass die Leute ihnen vorwerfen könnten, dass sie mit dem Album nur verdienen wollten. „Es ist überhaupt nicht in unserem Sinn, daran zu verdienen. Wir sind ein Teil des Films, und das war ein Wunsch von Chrigu. Jetzt besteht halt die Gefahr, dass man daran aufgehängt wird“, sagt Fabio. Aber letztlich hätten sie nie damit gerechnet, dass dieser Film so gross heraus kommen würde.
An der Beerdigung sei erwähnt worden, dass ein Film entstanden sei, den man ein Jahr darauf vorführen möchte. Dass er später gar an der Berlinale laufen würde, das habe niemand erwartet. „Es ist natürlich schwierig zu sagen im Nachhinein. Aber wir wären womöglich schon anders an die Arbeit gegangen, wenn wir gewusst hätten, wo der Film überall gezeigt wird“, sagt Dimitri. „Aber wir haben ein extrem gutes Gefühl mit dem Film, es tut gut, ihn zu schauen, weil es ja auch ein Film über das Leben und nicht über den Tod ist.“ Trotzdem müsse er jedes Mal weinen, wenn er ihn sich ansehe.
Aber wie wurden die Mundartisten eigentlich zu dem, was sie heute sind? Eine siebenköpfige Band, bestehend aus MC’s und Musikern, die die Augen vor den verschiedensten musikalischen Stilen nicht verschlossen haben? Vor sechs Jahren gründeten sie sich. Die Initialzündung sei von ihrem bekanntesten Vertreter, Knackeboul, ausgegangen. Als er den riesigen Übungsraum gesehen habe, sei er hin und weg gewesen. Kurz nach den ersten gemeinsamen Proben habe er das erste Konzert angerissen und eine Sache habe die andere ergeben. „Aber wir haben nie Musik gemacht, um aus Langenthal ausbrechen zu können“, sagt Dimitri. Somit dürfte es auch keine Rückkehr sein, wenn die Mundartisten am 3. November ihr nächstes Konzert in Huttwil spielen – dort, wo sie ihren Übungsraum haben...