Musicstar IV – 5. Sendung: Jenny ist raus
Jennys Aus kam wenig überraschend. Wie schon Jury-Vorgänger Gölä attestierte ihr auch Artemis das Talent, sich zu grosse Songs auszusuchen. In der Tat hatte sich die Winterthurerin mit Faith Hills „There you’ll be“ übernommen. Kaum ein Ton sass, der Auftritt wirkte verkrampft und emotionslos. Am Ende erhielt Jenny von den sechs Verbleibenden auf der Couch keine einzige Stimme, alle Kandidaten entschieden sich dafür, „WG-Papi“ Michael L., wie Michu ihn nannte, zurück zu holen. Dieser meinte nach der Show mit seinem unerschütterlichen Strahlen auf dem Gesicht: „Es gibt keine Logik wenn du die Sendung ansiehst. Das zeigt, dass es überhaupt nicht möglich ist, vorauszusagen, wer am Ende Musicstar wird.“ Er hatte sich mit „I wanna know what love is“ von Foreigner in ein anderes Feld gewagt, passable Jury- und Saalnoten erhalten – und stand trotzdem mit einem Bein im Aus: „Mein Wunsch ist, weiter Musik machen zu können. Wenn das dank Musicstar möglich ist, habe ich mein Ziel erreicht, egal wie weit ich komme.“
Trotz Michaels Überzeugung: Die Prognose, dass Raquel ganz weit oben auf der Favoritenliste steht, ist keine gewagte. Nach der Schmetterballade „Unbreak my heart“ in der Vorwoche, lieferte die feurige Spanierin aus dem Bernbiet dieses Mal mit Christina Aguileras „Ain’t no other man“ einen schmissigen, sexy und kokett performten und gesanglich astreinen Auftritt ab. Erneut drei 10er von der Jury und satte 9,8 aus dem Publikum waren die Folge. „Ich motiviere mich jeden Sonntag“, konterte sie zusammen mit einem entwaffnenden Lachen die These des Fragers, sie könne sich kaum mehr motivieren nach zwei derartigen Top-Leistungen. „Alle werden immer besser, die Herausforderung wird immer grösser – und die Auswahl an Songs wird enger…“ Gerne würde Raquel noch einen Mundartsong singen – was natürlich in der USA-Motto-Show nicht möglich war. „Ich möchte schon lange mal einen Song berndeutsch singen!“
Käthlä, die unverwüstliche Berner Oberländerin, präsentierte sich für einmal im knappen Einteiler und mit Tom Jones’ Version von „Kiss“ etwas sexier als gewöhnlich – und erntete prompt kritische Voten von der Jury. Teils zu Recht, wirkte sie doch während des ganzen Auftritts ungewohnt unnatürlich, als stecke sie in einer Rolle fest. „Ich fühlte mich eigentlich wohl“, sagte sie nach der Show trotzdem. „Ich würde auch nie etwas tun, hinter dem ich nicht stehen könnte.“ Auch Käthlä würde gerne nach Sinas „Sohn vom Pfarrär“ noch einen Mundart-Song präsentieren – kann aber spontan keinen Favoriten nennen: „Es gibt viele gute!“
Nach dem überraschenden Abgang von Gölä ist Michu als einziger Rocker übrig geblieben: „Nid ganz. D’Flöse isch ja ono da“, stellt der Lysser mit dem Schalk in den Augen richtig. Auch er hatte mit Billy Idols „River of dreams“ Neuland betreten – und alles andere als nur Komplimente von der Jury erhalten. „Wir haben halt bei der Songauswahl nicht völlig freie Hand“, sagt er, „was bedeutet, dass man manchmal auch Kompromisse eingehen muss. Aber es kann dem musikalischen Können nur förderlich sein, wenn man mal was Neues wagen muss.“ Dass er für einmal in Anzug und locker gebundener Kravatte auf der Bühne sehen musste, war für Michu kein Problem. „Alle hatten das Gefühl, ich mach da jetzt was Künstliches. Aber es war halt der einzige Song in der Kategorie, mit dem ich etwas anfangen konnte, zu dem ich einen Bezug hatte.“
Flöse schliesslich, die Bündner Stehauf-Frau, Florina machte nach dem erfolgreichen Ausflug in den Pop in der Vorwoche dieses Mal auf Country-Popp und Shania Twain – und scheiterte; ihre Performance wirkte verkrampft und wenig überzeugend. Nach der Show gab sich die quirlige Bündnerin allerdings schon wieder bestens gelaunt – und stellte keck fest: „In der Sparte Mundart gibt’s wirklich hier kaum etwas, was mir gefällt.“ Dabei würde sie eigentlich gerne einen solchen Song performen – wohl wissend, dass mit MayDay oder Bündnerflaisch mindestens zwei Bands aus dem Steinbock-Kanton kommen, die ein Ohr für süffige Melodien haben. Drum sagt sie mit Blick auf nächsten Sonntag bestimmt: „Ich glaube, ich singe noch einmal eine Ballade, das hab ich schon lange nicht mehr gemacht!“