OpenQuer Zell: Mighty Bones entscheiden den Bandcontest für sich
11.07.13; Text: DasSchaf, Bilder: Yvan Jost,
lichtbildhauer.ch Das OpenQuer Zell ist eines der kleinen und feinen Openairs im Schweizer Openair-Dschungel. Bereits zum 21 Mal luden die Veranstalter Bands und Zuschauer ein, mit ihnen ein gemütliches, rockiges Openair-Spektakel zu erleben. Wegen grossem Wetterpech in den letzten Jahren drohte den Initianten vor einiger Zeit gar das Aus – doch man fand einen Weg an der alten Tradition festzuhalten und startete dieses Jahr mit einem neuem Konzept. Dazu gehört neu auch ein Bandcontest, bei welchem drei hiesige Bands gegeneinander antreten und um einen Platz im Line Up des OpenQuer Zell 2014 spielen.
Undankbar früh eröffneten die Trienger „Mighty Bones“ um die Mittagszeit den Bandcontest und somit auch den Openair-Samstag. Vor leeren Rängen rockten die vier Jungs fröhlich drauflos und liessen sich vom fehlenden Publikum weder die Spielfreude verderben noch den Spass nehmen. Der fetzige Punk/Alternative-Rock, den die Trienger Band präsentierte, zeichnete sich durch seine starke Rhythmusfraktion, die gekonnt arrangierten Gitarren, mehrstimmiger Gesang und den äusserst präsenten Frontmann aus. „Wir spielen musikalisch noch nicht in der Top-Liga und sind uns immer noch am verbessern, aber wir haben extrem Spass auf der Bühne, und das sieht man auch“, sagen die vier Jungs einstimmig nach dem Konzert. Sympathisch geerdet wirken sie, realistisch und doch mit Träumen. Und genau das macht die Ausstrahlung dieser Band aus: es sind vier Freunde, die Spass haben. Man kennt sich teilweise schon seit Kindesbeinen – damals noch miteinander raufend, heute miteinander die Bühnen rockend. Mit dieser entspannten Lockerheit und der packenden Spielfreude haben sie ihr Publikum schnell im Sack. Vorausgesetzt es hat Publikum.
Nach den Mighty Bones entert die Zürcher Heavy Metal Band „Battalion“ die Bühne. Ein paar hartgesottene Fans rocken vor der Bühne mit, aber ansonsten ist es auch hier dem Publikum im Hüswiler Kieswerk noch ein wenig zu früh für Konzertakrobatik. Batallion sind genau das, was man von einer richtigen Heavy Metal Band erwartet: stampfende Doublebasses, heulende Gitarren und röhriger Gesang. Einzig die Glatze des Fronters passt nicht ins Klischee der langhaarigen Rocker, aber das tut dem Sound nichts ab. Die Zürcher Combo versteht etwas von ihrem Handwerk, bietet musikalisch erstklassige Unterhaltung und eine perfekte Rockshow. So muss Metal sein. Batallion sind eine feste Grösse im hiesigen Heavy Metal Zirkus – und diesen Platz haben sie sich auch redlich verdient.
Den Abschluss des Bandcontests machte die Luzerner Combo „Muzak“. Die vierköpfige Band um Fronterin Lena groovte und rockte über die Bühne, erst etwas zaghafter, danach mit viel Pep. Eine Band mit viel Potential, erst vor zwei Jahren gegründet und bereits sehr professionell unterwegs. Dennoch fehlte der letzte Funke. Nicht dass es bei Muzak enorm viel mehr Publikum gehabt hätte als bei ihren Vorreitern. Vielleicht ist des die ungezwungene Lockerheit, welche die Mighty Bones zweifelsohne haben, oder die selbstbewusste Selbstverständlichkeit von Battalion, mit der diese eine Bühne rocken, die Muzak noch finden müssen. Oder eine Mischung von beidem. Dies soll die Leistung der vier jungen Musiker jedoch nicht schmälern, im Gegenteil – es war ein sympathisches Konzert einer stilvollen Band.
Das Rennen um den Platz im Line Up vom OpenQuer Zell 2014 machten die Trienger Mighty Bones. Damit gerechnet hatten sie eigentlich nicht. „Wenn eine Band mit einer Frau an den Lead Vocals auftritt, dann machen meist die das Rennen“, sinnierten die Jungs vor der Verkündung des Siegers. Und eigentlich würden sie ja auch nicht so gerne an Contests mitmachen. Die Teilnahme am OpenQuer Bandcontest kam eher spontan, denn es war die letzte Gelegenheit, nochmals gemeinsam die Bühne zu rocken, bevor Drummer Alain und Sänger Mario eine dreimonatige Reise nach Amerika antreten. Gelohnt hat sichs alleweil, denn nebst dem Gig am OpenQuer Zell 2014 winkt der Band ein Zustupf in die Bandkasse – und da man gerade am Album bastelt, Aufnahmen im Kasten sind und das Mastering ansteht, können die vier Trienger dies gut gebrauchen. Ein würdiger und logischer Sieger eines nicht ganz einfachen Bandcontests und eine Band, die sehr gut zum OpenQuer passt. Von den Mighty Bones wird man im hiesigen Musikzirkus bestimmt noch mehr hören – so viel Spielfreude, Spass, Bodenständigkeit und Ausstrahlung verdient es, gehört zu werden. Hoffen wir jedoch, dass die Veranstalter im nächsten Jahr mit den Newcomerbands ein wenig Erbarmen haben und den Bandcontest zu späterer Stunde ansetzen – der Grossteil der Openair-Besucher trudelte erst gegen 18 Uhr langsam ein und von den 2'200 Gästen am Samstagabend hat nur ein Bruchteil die tollen Performances der jungen Bands wirklich gehört.