Echt jetzt: Myron
18.02.2011/Text: Ko:L, Bilder: Promo
Die beiden Basler Vorzeige-Popper Chris Haffner und Manu Gut haben ein Problem: Auch zum Release ihres dritten Albums „Never Regret“ müssen sie – Myron – immer noch allenthalben erklären, wie es kommt, dass zwei scheinbar so taffe Jungs solch schlichten und eingängigen Pop, der kaum Ecken und Kanten hat, von Herzen machen. „Es ist wie’s ist: Wir machen den Sound, der uns gefällt, den wir mögen und zu dem wir uns inspiriert fühlen“, sagt Chris Haffner. „Die Geschichten, die wir erzählen, sind Geschichten die wir erlebt haben. Und wenn’s um grosse Emotionen geht, ist es halt nun mal so, dass die Ballade oft das naheliegende Mittel ist, diese Emotionen musikalisch zu verpacken“, sagt Manu – und fügt mit einem Augenzwinkern an: „Schon möglich, dass Frauen eher für diese Form von Emotionen zugänglich sind, als Männer.“
Der Talk am sonnenbeschienen Mittagstisch in Thun wird bald vom Interview zur engagierten Diskussion über Ehrlichkeit im Business – und vor allem Ehrlichkeit gegenüber sich selber. „Wir pflegen beispielsweise ein echt freundschaftliches Verhältnis zu den Hardrockern von Shakra“, erklärt Manu. „Wir tauschen uns oft aus über Dinge, die wir an den Produktionen des anderen geil finden.“ Chris zieht den Vergleich zum Motorradfahren herbei: „Wenn ich einen Biker treffe, der ein Motorrad fährt, das mir nicht gefällt, ist er deswegen für mich kein Depp. Im Gegenteil, ich freue mich, einen zu treffen, der die Leidenschaft für das Motorradfahren teilt.“ Genau so verhalte es sich mit der Musik: Es sei für sie keine Frage von Stil-Schubladen, sondern eine Frage von Leidenschaft. Manu gesteht denn auch: „Natürlich scheisst es mich an, wenn unsere Musik in die Pfanne gehauen wird!“ Doch Chris betont: „Am Ende muss unser Sound für uns stimmen. Wenn die Freude an dem, was wir tun, nicht verloren geht, dann haben wir gewonnen.“
Und plötzlich landen wir bei all den Castingshows, welche heute praktisch jeden Monat einen neuen „Star“ aus der Taufe heben. „Ich weiss nicht, ob es gut ist, von einem Tag auf den anderen gleich vom Start ins Ziel zu kommen“, orakelt Chris und meint damit: Von einem Tag auf den anderen aus der heimischen Stube in einem Luxus-Resort auf den Malediven zu landen und rund um die Uhr von Kamerateams, Visagisten, Beratern und und und umgeben zu sein, müsse nicht zwingend gesund oder heilsam sein. „Wenn man voran kommen und sich entwickeln will, ist es doch wichtig, dass man auch mal Fehler machen darf, daraus lernt und wieder aufstehen und vorwärts gehen kann, wenn man auf die Schnauze gefallen ist“, sinniert Chris. Manu ist überzeugt: „Wichtig ist, dass man mit ganzem Herzen hinter seiner Sache stehen kann – und das auch dann noch, wenn man in einem halbleeren Club auf der Bühne steht, und nicht an einem Sandstrand vor einer dreiköpfigen Jury und ein paar Kameraleuten.“
Und damit wieder zurück zu Myron selber – und der ewigen Frage: Wie kommt es, dass zwei scheinbar so taffe Jungs Popmusik machen, die bisweilen gar als anspruchslos bezeichnet wird? Ist das wirklich echt? „Wer uns live kennt, weiss dass Myron mehr ist, als nur eine müde Balladenband“, sagt Manu mit einem Grinsen im Gesicht. „Wir sind halt in den 90er Jahren mit schlichter und eingängiger Pop-Musik aufgewachsen“, fügt Chris an – und der Manager, der die beiden auf ihrer Promo-Tour begleitet, verdreht die Augen und sagt: „Weisst du was?! Die beiden hören im Auto die ganze Zeit Roxette. Das Album ist heute schon viermal durchgelaufen!“ Sind noch Fragen?