Natachas Nummer 10
Text: DasSchaf
Bilder: mysapce.com/natachaonline
Wer kennt es nicht, das legendäre Parfum von Coco Chanel, das Nonplusultra im Kosmetikschrank der urbanen Frau mit Stil: Chanel N°5. Und genau in Anlehnung an dieses revolutionäre Duftwässerchen meldet sich Rocklady Natacha zurück und nennt ihr zehntes Studioalbum schlicht „N°10“. Aus der Bewunderung für Coco Chanel und dieses simple Parfum, das eine so sagenumwobene Aura umgibt, gepaart mit Natachas Begeisterung für futuristische Filme – „die haben da immer so Raumschiffe, die solche Namen haben, D2 oder ähnlich“ – entstand die Idee für den Albumtitel. „Also die Zahl 10 steht schon ganz klar fürs zehnte Album. Ich habe einfach nach einem speziellen Titel gesucht, und da sagte ich mal, ich will auch so ein Kürzel wie Chanel N°5, das finde ich toll! Wir kamen dann auf die Idee mit dem N°10. Und der Name gefällt mir super!“, erzählt Natacha und zwinkert, „Ein Freund von mir meinte dann: ‚Wie Chanel N°5, nur doppelt so gut!‘, das hat mich natürlich riesig gefreut!“
Das Album entstand auf einer Art Musikreise nach Dänemark und in die Toscana. Jade, eine ursprünglich schwedische Sängerin, mit der Natacha schon länger zusammenarbeitet, war beim Songwriting mit dabei. Man traf sich bei Jade in Kopenhagen, um aktiv an den Songs zu basteln, Melodien zu finden, an Texten zu feilen. Natacha selber reist sowieso immer mit ihrem Laptop und einem kleinen Midi-Keyboard umher – und dieses hatte sie auch im hohen Norden mit im Gepäck. „Das waren also keine Ferien oder ähnlich, wo ich einfach ein bisschen Songs geschrieben habe. Es war wie eine Geschäftsreise, sozusagen. Wir haben uns da wirklich täglich ins Zeug gelegt, sind dann in die Wärme in Richtung Toscana weiter gezogen, und haben in dieser gemeinsamen Zeit mit unseren bescheidenen Mitteln die gesamte Vorproduktion gemacht.“, berichtet Natacha.
Das zehnte Studioalbum, der Titel „N°10“, aber elf Songs – nicht ganz konsequent, oder? Natacha lacht: „Wir waren da eben ein wenig grosszügig! Ich hatte so viele Songs zur Auswahl, und schlussendlich sind das die elf, die mir am meisten am Herzen liegen, ich konnte mich einfach von keinem der elf trennen!“ Diese elf Titel sprechen inhaltlich wie von Natacha gewohnt einen bunten Themenmix quer durch unseren Alltag hindurch an. „Natürlich dominiert die Liebe, das ist ja eines der allerwichtigsten Themen für uns Menschen überhaupt, jeder braucht dieses Gefühl… und ich schreibe auch immer gerne darüber“, so Natacha. Aber auch zum Beispiel ein Song wie „Meitli“ musste aufs Album: „Es nervt mich, dass wir Frauen von der Werbung so richtig für dumm verkauft werden. Ein Waschmittel, das intelligent ist und die Flecken selber findet, oder Crèmes, die in Nullkommanichts Falten wegzaubern… so im Sinne von: kaufs, dann bricht das grosse Glück aus. Das kann ich nicht mehr ernst nehmen! Darüber wollte ich einen Song schreiben.“ Oder über die SVP-Schäfchen-Plakate-Kampagne, oder einen Song für ihre zwei Söhne, oder über das Schicksal… was Natacha bewegt, verarbeitet sie in ihren Songs.
Die erste Singleauskopplung des neuen Albums von Natacha heisst „I fa di uf“. Gewählt hat sie gerade diesen Titel auch als kleines Dankeschön an ihre Familie und Freunde, die sie Ende letzten Jahres umsorgt und aufgepäppelt haben, als die Sängerin an einer starken Lungenentzündung erkrankt war. Die Idee zum Song kam ihr während dieser nicht ganz einfachen Zeit, ist doch gerade die Atemluft für eine Stimmkünstlerin unentbehrlich. „Daher auch die Textzeile: ‚gibe dir vo mim Schnuuf‘ – ich hätte nie geglaubt, wie beengend und bedrückend es ist, wenn man fast nicht mehr atmen mag…“, erzählt Natacha. Und wenn sie ebendieses Lied nun am Radio hört, bekommt sie doch ein bisschen Gänsehaut – und freut sich, als wärs ihre erste Single am Radio überhaupt. Dabei kann Natacha auf ein grosses Repertoire an Hits zurückschauen. Mit „Sorry“, „Sölli, sölli nid“, „Banderas“ und „Nadisna“ seien nur mal einige genannt. An die Produktion von „Nadisna“ erinnert sich Natacha gerne. „Mein Produzent Tony Carey und ich sassen nachdem der Song im Kasten war in Frankfurt im Studio, und wir haben einfach gespürt, dass wir gerade etwas ganz Besonderes aufgenommen hatten. Ich kann das nicht beschreiben! Es war einfach ein ganz spezieller Moment“, schildert sie. Auch an den Release des „Stärntaler“-Albums hat sie lebendige Erinnerungen. Damals erhielt die Berner Rocklady einen Fax von der Plattenfirma mit den Chartsplatzierungen. Sie begann bei Platz 10, entdeckte sich nicht. Platz 20, auch nichts, Platz 30, weit und breit keine Natacha. Das Herz wurde ihr schwerer, und als sie schon enttäuscht den Zettel weglegen wollte, kam der jubelnde Tourmanager zu ihr – das Album stieg direkt auf Platz 1 in die Charts ein! „Ich hatte mich doch gar nicht getraut, überhaupt da oben nachzusehen! Das war einfach ein geniales Gefühl“, strahlt Natacha. Das Album hielt sich damals über einen Monat in den Top 10. Und auch mit „N°10“ ist die Mundartrockerin auf Anhieb in die Top 10 eingestiegen – Tendenz steigend. Konkrete Erwartungen an Erfolg oder Platzierung hat sie aber keine: „Klar ist das Leben einfacher, wenn du Erfolg hast mit deiner Musik, es läuft dann wie von selber. Aber ich habe so oder so riesige Freude an meinem neuen ‚Baby‘.“
Neben dem Schweizer Musikmarkt hat sich Natacha nun auch auf den französischen Markt gewagt. Die Singleauskopplung „Avant d’avouer“ läuft in den französischen Radios, erste Konzerte hat sie bereits gespielt und es läuft „soweit super“, wie sie sagt. Das sei, wie wenn man die Koffer packt und irgendwo hinreist, um ganz neu anzufangen; eine absolute Freiheit, die die Sängerin in vollen Zügen geniesst. Wartet nun die grosse Karriere in Frankreich? „Man weiss nie, wies kommt; man hat mir natürlich davon abgeraten, gerade wegen der Sprachbarriere. Doch die Franzosen meinen alle, ich sei Kanadierin – das ist doch schon mal sowas wie ein Kompliment. Ich freue mich jedenfalls enorm auf dieses neue Abenteuer“, sagt sie. Man hatte sie vor allem auch wegen ihres Alters vor diesem Schritt ins Ausland gewarnt. Zu alt, keine Chance, hiess es. Aber die Single wird gespielt, die Leute lieben den Song. „Es hat mir einmal mehr gezeigt, dass es schlussendlich nicht auf Äusserlichkeiten ankommt, das einzige, was zählt, ist was einen berührt. Und wenn ein Song berührt, dann ist alles andere egal, zeitlos. Musik ist die Sprache der Seele, frei von jeglichen Grenzen“, bekräftigt Natacha, „Wenn du an etwas glaubst, solltest du es tun. Entscheidungen treffen, und dann vorwärts gehen, nicht lange zögern.“ In etwa nach dem Motto, das Powerfrau Natachas neusten Streich begleitet: alea iacta est – der Würfel ist gefallen.