Nubya - Dem Schicksal auf die Sprünge geholfen
Text: Monthy
Bilder: Nubya/Internet
Würde man eine Umfrage zum Thema ´Nubya?´ machen, wäre die Topantwort vielleicht: ´Whitney Houston´. Einerseits sagt man der Basler Soul-Sängerin nach, einen ähnlichen Eindruck auf die Bühne zu zaubern, andererseits stand Whitney konkret Patin. Einmal als Inspiration bei einer Entscheidung und einmal gar in Person bei einer Begebenheit zwischen Himmel und Hölle. Aber nun mal hübsch von Anfang an. Nubya ist Tochter einer Schweizerin und eines Afrikaners, der später wieder in seine Heimat zurück ging und eine neue Familie gründete. Obwohl als Einzelkind aufgewachsen, hat Nubya so sechs Halbgeschwister in der Fremde. Ob sie sie kennt? - "Jaja, ich kenne sie und ich habe sie auch schon gesehen. Zwar jetzt auch schon wieder eine Zeitlang nicht mehr, weil Flüge nach Nigeria auch nicht gerade ein Schnäppchen sind. Aber wir sehen uns alle paar Jahre. Wir verstehen uns super und haben immer einen Riesen-Spass wenn wir dort sind. Es sind fast alle Mädchen, nur ein Bub ist dabei. Wenn man sich lange nicht gesehen hat, vor allem bei Kindern ist das immer so lustig. Erst verstecken sie sich fünf Minuten lang hinter dem Sofa, denn tauen sie langsam aug und ab da ist es, als wäre man nie weg gewesen." Ich hake nach, ob die Geschwister alle jünger sind als sie? - "Eine Halbschwester ist zehn Jahre älter, alle anderen sind jünger, teilweise bis zu achtzehn Jahre."
Im zarten Alter von sieben Jahren setzte die Mama sie an ein Klavier und liess ihr eine klassische Ausbildung angedeihen. Ich frage, ob es denn auch eine Pianistin Nubya hätte geben können? - "Nein, überhaupt nicht. Das war einfach ein Hobby. Viele Kinder spielen ja ein Instrument und die wenigsten bringen es zu etwas damit. So würde ich mich in etwa einstufen." Nach dem Aufwärmen wird´s jetzt Zeit für die Schicksalsfragen. Die Bio Nubyas erweckt fast schon den Anschein, ohne Whitney Houston hätte es eine Sängerin Nubya nicht gegeben. Kann man das tatsächlich so stehen lassen? "Als ich etwa sechzehn war, erhielten wir unseren überhaupt ersten CD-Player und da war diese CD dabei. Ich habe sie mir sogleich unter den Nagel gerissen. Ich fand diese Songs so toll und habe dazu immer mitgesungen. Das hat aber einfach nicht gut getönt. Da habe ich gemerkt, dass ich gerne singen lernen möchte. Es hätte auch jemand anderes sein können, aber ich kam wirklich durch diese CD auf den Geschmack des Singens."
Nubya nimmt also Gesangsunterricht und als sie nach dem Abitur in New York ist, wartet eine Bewährungsprobe auf sie. Sie besucht eine Open-Mic-Veranstaltung, wo jeder zu den Live-Songs einer Band vor einem brutalen Publikum antreten kann. Hier wurden legendäre Karriere gestartet, viele mehr allerdings dürften beendet worden sein. Ich frage Nubya, wie sich damals fühlte, als sie das erste Mal auf so einer offenen Bühne stand. Nubya nickt und denkt dabei kurz nach: "Ein guter Freund von mir, übrigens ein Berner, hat mich heimlich auf dieser Liste gesetzt. Ich wäre nie freiwillig auf diese Bühne gegangen. Es hat dort alles von Weltklasse-Artisten bis furchtbar und mir fehlte einfach der Mut. Dann wurde ich aber aufgerufen und das Herz ist mir in die Hose gerutscht, ich hatte zittrige Hände und ´äifach Schiss!´ Im Nachhinein bin ich froh, dass er es gemacht hat, sonst wäre ich wohl nie bei so einer Veranstaltung auf die Bühne. Wenn du es schon einmal gemacht hast, spürst du gleich wieder, dass es Spass machst und traust dich sofort." Ich rücke die dafür nötige Überwindung nochmals in den Brennpunkt - "Du wirst aufgerufen und eine halbe Minute später stehst du oben und singst. Da kannst du gar nicht mehr gross nachdenken ausser ´Hilfe!´" Sie lacht und das Besame Mucho, wo Nubya vor einem Radioauftritt zu Abend isst und sich eine halbe Stunde Zeit für mich genommen hat, erscheint gleich drei Nuancen heller.
Im Jahr 2000 schlägt dann die Vorsehung zu. Nubya wird im Vorprogramm ihres Idols Whitney Houston im Hallenstadion gebucht. Die grosse Chance droht zum Fiasko zu werden, als die CD während des Halb-Playbacks springt. Nubya reagiert mit A-Capella, gewinnt das Publikum für sich und wird mit einem Schlag bekannt. Ich will wissen, ob es eigentlich solche Zufälle braucht, damit man berühmt werden kann - "Es ist relativ oft der Fall. Als ich meine Sendung ´Cinderella´ erhielt, hatte ich einen Coach und der hat mir immer gesagt: ´Wenn dir irgend etwas Unvorhergesehenes passiert, ist das eigentlich immer die grösste Chance dein Publikum zu packen.´ Und er hatte total recht. Wenn alles normal abläuft, gerade als Vorgruppe, entschwindet dir die Aufmerksamkeit der Leute sehr schnell. Als die CD im Hallenstadion sprang, waren hingegen alle voll da und fragten sich, was jetzt auf der Bühne passiert. Ich nehme an, dank New York und diesem Ins-kalte-Wasser-geschmissen-Werden habe ich in dieser Situation nicht den Kopf verloren, sondern gedacht, es muss irgendwie weitergehen und jetzt machst du einfach, was dir in den Sinn kommt." War ihr die Bedeutung dieses Moments damals schon bewusst? - "Ich habe damals nicht in die Zukunft gedacht. Ich dachte nur, jetzt muss etwas passieren. Weil ich im Halb-Playback sang, wusste ich nur, es gibt ein Problem mit der CD und der Techniker braucht jetzt Zeit, sie zu überprüfen, allenfalls zu putzen. Also habe ich die Leute gefragt, ob es ok wäre, wenn ich einen A-Capella-Song mache und sie haben das zum Glück gut aufgenommen und so konnten wir zwei Minuten überbrücken."
Ein Star war also plötzlich geboren und Nubya veröffentlicht im 2002 ihre englische Debut-CD My wish, macht auf Cinderella und bei Art on Ice mit. Vielleicht hätte sie nun die Limiten des Startums in der Schweiz zu spüren kommen. Weil sie nicht Mundart singt. Doch wieder spielt das Schicksal mit der Baslerin. Über Pur-Sänger Hartmut Engler, mit dem Nubya mittlerweile auch privat liiert ist, wie ihr im Blick lesen könnt, findet sie musikalisch bei Götz von Sydow eine Heimat nahe der Heimat. Ihre diesen Herbst erschienene CD Auf meine Weise ist in deutsch gehalten und man fragt sich: warum eigentlich nicht? Um herauszufiltern, wie sie ihre Musik selbst beschreiben würde, borge ich mir eine Frage von Piggy aus und bitte Nubya, mir zu erklären, wie ihre CD aussehen würde, wenn sie ein Make-Up wäre. Nubya wird hellhörig: "Das ist ein super Vergleich, genial... Es ist ein sehr natürliches Make-Up, ein sehr feines. Wirklich geniale Frage. Bei Popmusik wären es starke Farben, blau ist gerade Mode... Und genau so ist es auch bei den Sounds. An denen kannst du ja auch sagen, das ist aus den Achtzigern, aus den Neunzigern. Ich wollte eine eher zeitlose Platte machen, ohne Synthesizer Sounds. Wenn du ein Akkordeon hörst, dann war auch eines im Studio. Mir war auch wichtig, dass man sich anhand der Platte auch vorstellen kann, wie das dann live wirkt. Ich habe relativ wenig Backing Vocals gebraucht. Bei Pop-Produktionen liegen oft fast hunderte von Stimmen übereinander und da wollte ich etwas retour." - "Also Erdtöne und nicht zu dick auftragen", resümiere ich amüsiert.
Wie es sich für eine Soul-Queen gehört unternimmt Nubya viel nebst ihren eigenen Produktionen. Davon zeugen Auftritte mit Bo Katzmann oder im Chor von Celine Dion anfangs ihrer Karriere, ein Duett mit den Scorpions, Auftritte mit einem 45-köpfigen Orchester im Rahmen von "Classic Cinema" oder in Brasilien mit Zezé Di Camargo und e Luciano in neueren Zeiten. Aktuell sind es ein Auftritt mit Seal und ein Projekt in Indien, das mich näher interessiert. - "Die Welthungerhilfe macht jedes Jahr eine Gala, moderiert von Dieter Thomas Heck von der ZDF-Hitparade und eigentlich wurde mein Freund dort eingeladen und weil ich sehr gerne reise, sagte ich zu, ihn zu begleiten. Da ich nun eine aktuelle CD habe, wurde ich auch gleich noch angefragt, dort zu singen. Also bin ich mit nach Indien, wir haben ein Schulprojekt besucht und es war eine wunderbare Erfahrung. Reisen in fremde Länder bringen mich immer wieder ins innere Gleichgewicht. Wir haben so Stress, haben alles, es geht uns gut und da verliert man leicht den Kopf. Der wird dann jeweils wieder gerade gerückt in so einem Land." Kurz aus der inneren Balance brachte man Nubya kürzlich mit einer Rose zu ihren Ehren, worauf die Sängerin leicht verlegen reagierte. Andere kriegen Briefmarken oder Strassen... "Bei einer Briefmarke wäre ich noch verlegener geworden... Nein, es ist halt einfach ein grosses Kompliment. Das macht dann schon verlegen. Es war mir aber nicht peinlich, sondern es war toll!"