Open Season heizen immer noch ein
Text/Bilder: Debi
Open Season sind noch immer Hot and Fire, um sich gleich zu Beginn am Titel ihres letzten Albums zu vergreifen. Auch nach der Pause anschliessend an den gleichnamigen Album-Release ist die Berner Ska/Rocksteady/Reggae-Combo wieder durchgestartet: Die Single Step by Step steht in den Läden, wird landauf, landab gespielt. Auch optisch hat sich was getan: Eigentlich bekannt für ihre weisse Einheitstracht (Stand Openair Gampel 2005), haben sich die jungen Berner neue Anzüge in weiss, braun und orange zugelegt. Ihrem Ausdruck auf der Bühne tut dies keinen Abbruch, ganz im Gegenteil – am Thunfest (nach Thun haben sich die Berner Musiker zum allerersten Mal in der Bandgeschichte überhaupt getraut) hat die neunköpfige Truppe gezeigt, wo die Instrumente hängen und dem jungen, tanzwütigen Publikum kräftig eingeheizt. Und das obwohl an jenem Samstagabend in Thun doch eigentlich die Keyboarderin und Background-Stimme Lucy James fehlte. Sie musste kurz vor dem Gig mit dem Tourbus nach Bern ins Spital gefahren werden – zur Entbindung. „Soweit ich weiss, geht es ihr gut“, verriet Sänger Santosh Aerthott uns zum Interview kurz vor dem Auftritt am Rathausplatz. Ohne Lucy kein Keyboard und auch keine weiblichen backing vocals – das haben die verbliebenen Bandmitglieder aber bestens überspielt. Der kleine Junge – das am Rande – sei um 1 Uhr zur Welt gekommen und Mutter wie Sohn gesund und wohlauf. „Nein, nichts, wir gehen so auf die Bühne“, sagt Santosh. Ohne Ersatz. Aber weil sich eine Schwangerschaft ja schliesslich auch ankündige, hätten Open Season für die bevorstehende Europatour Ende September, Anfang Oktober durch Belgien, Holland, Deutschland, Österreich, Tschechien, Ungarn, Kroatien, Italien und zurück mit Roman Sonderegger Verstärkung geholt.
Step by Step hat Einiges bewegt. Das Singleprojekt habe auch der Band sehr gut getan. „Bisher haben wir bis und mit Hot and Fire alles in Eigenregie gemacht“, sagt Santosh. Bei der aktuellen Single verhalte sich das anders. „Wir wollten etwas ausprobieren, aber nicht gleich an einer ganzen CD.“ Im Unterschied zu Hot and Fire, das sich mehr auch noch auf Ska und Rocksteady abstützt, kommt die Single fast im puren Reggae-Groove daher. Das bestätigt Santosh: “Im Moment arbeiten wir in Richtung Reggae, weil wir das mehr spüren, haben aber auch neue Ska-Stücke geschrieben.“ Überhaupt habe sich Open Season nicht umsonst Ska/Rocksteady/Reggae auf die Fahne geschrieben, sondern stützten sich auch auf diesen dreien ab. „Aber generell machen wir halt das, was vom Bauch her kommt“, so Santosh.
Für das Step by Step-Projekt haben die Berner Signorino TJ und den Scrucialists und dem New Yorker Dub-Master Victor Rice die unbearbeiteten Spuren des Titelstücks weitergegeben und sie damit arbeiten lassen – und als Zückerchen auf die Single gepresst. Ein Musicclip vervollständigt das hübsche silberne Päckli.
Nach der Release-Tour der Single bis im Mai, ein paar wenigen Openairs haben Open Season neue Songs geschrieben, die sich gleich mit ins aktuelle Set gepackt haben. „Nicht dass man das Gefühl hat, wenn man uns schon mal gesehen hat, man bekomme dasselbe immer wieder zu sehen“, meint Santosh. Sechs, sieben neue Songs kann man bereits jetzt hören, ein neues Album ist in Planung. „Darum“, sagt der Frontmann, „wollen wir uns mit Auftritten etwas zurücknehmen.“ Herbst 2007 wird’s werden, bis dass die jüngste Arbeit der Berner Combo auf Scheibe gepresst erhältlich sein wird. Eine ganz schön lange Zeit, die sich aber auch durch die Bandgrösse und die Tatsache, dass die Band basisdemokratisch funktioniert, erklärt, sagt Santosh. Step by Step – im wahrsten Sinn also.