Heisser Ice Rock mit The Order
Text: Eve
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Roger Stalder “Jetzt könnt ihr erleben, was drei Berner aus einem Basler machen können”, kündigte Röfä am fünften Ice Rock in Wasen i.E. die Band The Order an. Ich hatte zu Konzertbeginn das Gespräch mit den vier Musikern und ihrem Tontechniker bereits hinter mir und konnte nur noch den Abend, die Musik und die tolle Stimmung um die Lagerfeuer geniessen. Das Konzert war hammergeil und The Order haben das Publikum fast aus dem Zelt geblasen. Gianni Pontillo kenne ich bereits von Konzerten und Talks mit Pure Inc. Auf meine wirklich dumme Frage, was er hier mit The Order mache, bekomme ich natürlich die Antwort: „Ich singe...“ Aber keine Angst, Pure Inc. gibt es nach wie vor noch, versichert er mir, dies hier sei einfach seine Zweitband.
Die geniale Mischung aus modernem Metal und klassischem Hardrock verleitet die Kritiker dazu, The Order mit Bands wie Krokus, Gotthard oder Shakra zu vergleichen. Gianni sieht sich eher irgendwo zwischen Skid Row, X-treme und White Snake. „Ich finde nicht, das wir klingen wie Krokus, überhaupt nicht. Wenn man unsere Musik mit anderen Bands aus früheren Epochen anhört, erkennt man schon, das wir eher von dort kommen.“ Gitarrist Bruno findet auch, das die Metaleinflüsse von The Order, die weder bei Krokus, noch bei Gotthard zu hören sind, sie von genau diesen Bands abheben. Zu viele Schweizer denken bei Vergleichen nur intern anstatt englische Bands zuzuziehen, die diese Musik ja eigentlich kreiert haben, sind die Jungs überzeugt.
Noch während wir so reden, geht um uns herum die Diskussion weiter. Mit einem Ohr habe ich zugehört und einen interessanten Ansatz mitbekommen. Ich bitte den Bassisten Andrej, das eben Gesagte für mich zu wiederholen: „Ich bin der Meinung, eine Band ist wie eine Firma: Jeder muss seine Aufgabe wahrnehmen und wenn alle zusammen arbeiten geht es gut und wenn man gegeneinander arbeitet geht’s eben nicht gut.“ Aber in jeder Firma gibt es auch immer einen Chef. Bei The Order hat jeder, ob Musiker oder Leadsänger, gleichviel zu sagen. „Da hat unser Schlagzeuger genauso viel zu sagen wie ich oder unser wirklicher Chef... der, der den Chef heraushängt... der auch Chef ist, aber uns auch Sachen sagen und mitkomponieren lässt.“ Ver-erklärt Gianni und erntet das Gelächter seiner Band. Er hat es ja auch nicht gerade einfach. Seit gut zwanzig Jahren spielen Andrej, Bruno und Mauro zusammen, zuerst bei Jerk, später als Swamp Terrorists und eben noch bei Gurd. „Ich habe es schon sehr schwer,“ klagt er augenzwinkernd sein Leid „weil die haben schon immer zusammen Musik gemacht, sind ein eingefleischtes Team. Aber ich fühle mich eigentlich sehr wohl... ausser ab und zu...“
Gianni und die Drei Berner haben sich kennengelernt, als dieser mit Pure Inc. im Vorprogramm von Gurd gespielt hat. Als das Projekt The Order auf die Beine gestellt wurde, standen nicht so viele Sänger zur Debatte. Gianni hat sich übers Guestbook gemeldet und den Jungs seine Ideen angeboten. Bruno: „Dann haben wir uns als erstes mal getroffen für ein Fotoshooting... das ist wichtig! Geprobt hatten wir da noch nie zusammen. Dann haben wir drei Mal geprobt und sind ab ins Studio...“ Andrej ergänzt: „Wir finden, er sieht zwar nicht so gut aus, aber weil die Stimme so gut ist, haben wir ihn trotzdem genommen. Er muss halt bei den Bandfotos immer ein wenig in den Hintergrund. - Aber mal ganz ernst, ich glaube es gibt in der Schweiz in dem Bereich eigentlich sehr wenige Sänger, die das so können wie Gianni. Und von dem her passt es für unseren Sound hervorragend.“ Dennoch war nicht einfach alles ganz einfach: Mehr als die Hälfte der Songs die geschrieben wurden, eigneten sich nicht für Giannis Stimme und mussten erst umgeschrieben werden. Songmaterial, das anfänglich doch mehr nach Metal und Trash geklungen hat, wurde mehr Richtung Hardrock geändert damit es passt. „Von dem her hat er unseren Sound nicht unwesentlich geprägt. Mit einem anderen Sänger wäre es in eine ganz andere Richtung gegangen.“
Jetzt will ich doch noch wissen, was denn mit den drei Musikern ist: Seit fast 20 Jahren zusammen unterwegs - kommen sie einfach nicht voneinander los? „Nein, kommen wir wirklich nicht, wir sind füreinander bestimmt. Eine grosse Hassliebe...“, gesteht Mauro unter dem Gelächter der Truppe. „Wir machen seit wie lange schon Musik? Seit 1991 glaube ich und wir waren in mehreren Bands immer in der gleichen Konstellation. Wir hatten aber immer einen anderen Sänger, den wir dann irgendwann herausgeschmissen haben... nein, nein.“ Angst hat ihr aktueller Sänger mit seiner charismatischen, rauen und groovigen Stimme nicht. „Also wenn sie einen besseren Sänger finden als mich, dann ist das super. Da habe ich überhaupt keine Probleme, wirklich...“ - „Wenn er uns genug gelehrt hat, spicken wir ihn und machen es selber...“
Dank dem internationalen Label Dockyard wird The Orders Debütalbum "Son of Armageddon" weltweit vertrieben. Was bei so einem Vertrag sonst noch auf die Band zukommt frage ich Bruno. „Die Frage ist eher, was kommt auf unser Label zu... wenn sie so eine Band wie uns unter Vertrag nehmen.“ Weltweit zu verkaufen ist genau das, was sich die Jungs erhofft haben, als sie das fertige Werk gehört haben. Im Frühling wollen sie, ebenfalls für Dockyard, eine zweite Platte aufnehmen. Dass diese etwas anders klingen wird als das aktuelle Werk, verraten sie jetzt schon. Beim Songwriting hat sich herauskristallisiert, das ihnen die Hardrockschiene einfach am besten liegt. „Ich glaube wir sind weggekommen vom eher Metallischen. Die neue CD wird recht nach Achtzigerjahre klingen“, kündigt Gianni an. Der Mix von rockigen Stücken und Metal-Nummern, wie er auf "Son of Armageddon" der Fall ist, wird auf dem im Herbst zu erwartenden Silberling nicht mehr zu hören sein. Das Album soll homogener, einheitlicher daherkommen.