Papagallo & Gollo - bereit fürs Abendprogramm
22.01.2013; Text: Monthy, Bilder: Papagallo&Gollo
Die Fragezeichen in den Augen blieben auch nach "Pate" Göläs Ansage an der 6. Night of Music im Saal des Hotel Bellevue in Engelberg. Sie wurden eigentlich sogar noch fetter. Ich hatte mich nämlich schon gefragt, warum ein Kinderlieder-Act an einem Showcase für Veranstalter auftritt. Und als mir Organsator Martin von Fettes Haus noch berichtete, TJ Gyger sei gar nicht da, wurde die Sache immer nebulöser. Gölä übernahm für TJ wie angetönt die Ansage - weil Kollege Gyger gerade bei seiner Frau auf eigenen Nachwuchs wartete. Die Band, die schliesslich auf der Bühne stand, war maskiert. Allerdings nicht, um Scharade mit dem Publikum zu spielen, das ja eigentlich längst weiss, wer hinter Papagallo & Gollo steckt. Meine Einstiegsfrage an den Paten lag daher auf der Hand - warum dieses Joint-Venture und nicht selber spielen? - Gölä: "Es ist zu gross geworden für uns. Haben wir es noch selber gemacht, aber das geht mittlerweile nicht mehr. Die Formation spielt um die 50 Gigs im Jahr und das wäre nicht tragbar neben dem, was sonst noch läuft."
"Und ihr wurdet dann gecastet?", richte ich meine nächste Frage an die kaum aus den Kostümen geschlüpfte Band. Der neue musikalische Leiter Thies Steiner antwortet: "Nein, ich habe den Job einfach so gekriegt... Das Casting habe ich dann durchgeführt." Dabei hat er unter anderen seine Ehefrau mitberücksichtigt: "Ja, sie hat als Eisbär angefangen und sich dann hochgearbeitet bis zum Papagallo. Das schwierigste war für uns, den Gollo zu besetzen. Mit Michi haben wir aber die richtige Wahl getroffen. Einzig mit dem Berndeutsch hapert es noch ein wenig..." Am Showcase kamen die maskierten Kinder-Helden mit zwei Songs durch - an einem Kinderkonzert, spekuliere ich, würden sie kaum so "billig" davonkommen, oder? - "Das ist so. Unsere volle Show dauert so um die 70 Minuten. Die Kinder wollen zwar immer noch mehr, aber weil sie von Anfang an voll mitmachen, kommt dann schon irgendwann die Müdigkeit zum Tragen."
Schuld an der Expansion ins Abendprogramm ist eigentlich nur der Erfolg des Projekts, das seinen Anfang nahm, als TJ und Gölä Songs schreiben und TJs Nachwuchs vor den TV setzen wollten. Dort kam aber nur Mist - "Bösewichter, Monster, Grüsel", wie Gölä bei der Präsentation kurz resümierte. Gefragt waren demnach neue Helden, gute Vorbilder, die unsere Kids dazu anhalten, das richtige zu tun. Gölä: "Die Musikbranche jammert ja ständig und wir waren schon immer der Meinung, das bringt nichts. Entweder du bist vorne mit dabei oder gehst unter. So eine Kinderschow gibt es hierzulande sonst nicht. Anfangs haben wir immer von DJ Bobo abgeschaut und einfach unseren Sound einzubringen versucht. Wir spielen mit Leuchtgitarren, da geht die Post immer unglaublich ab. Kinder wollen heute einfach mehr als ein Trudi Gerster - und wir wollen ihnen diese Action geben. In den Büchern und Geschichten geht es oft um die Moral, aber live geht's ums Mittanzen und Mitsingen. Da ist viel Bewegung drin."
Dass dabei auch die Eltern mitmachen, wissen Papagallo & Gollo von ihren Gigs, bei denen die Kinder ja begleitet erscheinen. Das Konzept scheint mir ein bisschen à la Disney zu sein, die ihre Filme ja auch zweigleisig aufstellen - für Kinder die Zeichnungen, für die Erwachsenen manch ein Witz zwischen den Zeilen. Gölä: "Du musst aber nicht meinen, da seien wir nicht dran...", zieht er mich auf, "Wir kriegen ja viel Reklamationen von Eltern, wann wir eine neue CD herausgeben würden. Sie könnten die alten Songs, die von den Kids rauf und runter gespielt werden, nicht mehr hören. Deshalb geben wir uns im Songwriting schon Mühe, auch für die Eltern etwas mit rein zu packen. Aber wenn du wirklich zweigleisig vorgehen willst, dann zerstörst du diese kindliche Unschuld. In den Geschichten bauen wir ab und zu Witze ein, die eher die Erwachsenen verstehen. Aber hauptsächlich soll es für Kinder gemacht sein."
Die Papagallo & Gollo Band ist wohl die Band, die durchschnittlich am frühesten auf der Bühne steht. "Und am Sonntag...", präzisiert Thies lachend. Trotzdem sagt er freien Herzens: "Es ist ein toller Job und macht einfach riesig Spass, bei diesem Projekt live mitzuhelfen. Wir haben auch eine super Truppe beisammen. Ansonsten gehöre ich auch eher zur Fraktion, die spät am Freitag oder Samstagabend zur Tat schreitet..." Besonders geschätzt wird natürlich das direkte, ehrliche Feedback, das die Kinder im Gegensatz zu den Erwachsenen geben. Der Erfolg der Kinderbuch- und -konzertreihe ist vielleicht deshalb so enorm, weil es für das Kind im Manne ist und Gölä wohl die Idealbesetzung als Gollo - auch wenn er ihn nicht mehr auf der Bühne macht, sondern nur noch als Songschreiber. Man könnte meinen, was Gölä anfasse, werde automatisch zu Gold. Aber wenn man seine Augen leuchten sieht, dann glaubt man ihm auch, wenn er sagt: "Am liebsten würden wir nur noch solche Lieder schreiben. Ich bin ja immer noch nicht erwachsen geworden und würde es am liebsten ganz bleiben lassen. Ich hatte wohl noch nie eine solche Freude an etwas. Du kannst in Rollen schlüpfen, die du als Gölä nicht wahrnehmen könntest. Zudem machst du einem kleinen Menschen eine Riesenfreude - was also willst du mehr?", meint der Götti abschliessend und lacht dabei übers ganze Gesicht.