Die verrückte Geschichte des Pascal G.

Text: Ko:L
Bilder: Ko:L/Pascal G
Fellini hätte die Situation nicht besser inszenieren können: Elf Musiker, Tänzer und Tänzerinnen spielen feurig karibische Rhytmen, Tänzerinnen und Tänzer – wie die Musiker mehrheitlich in schwarz gekleidet – räkeln sich lasziv aneinander. In der Mitte ein nur scheinbar schüchterner junger Mann ganz in Weiss gekleidet und stimmlich überzeugender als Julio Iglesias „The Tale of Lola“ von Liebe, Lust und Leiden schmachtend – und das ganze in einem alten, düsteren Gewölbekeller, inmitten von Sofas und Tischen und Holz-Säulen, dekoriert mit bunten Papiergirlanden und Ballonen. „Hier üben wir jeweils, wenn wir in der Schweiz sind“, sagt Pascal Gnägi, der junge Mann in Weiss, fast ein wenig schüchtern.
Pascal G und seine Band in Ipsach
Pascal Gnägi tritt unter dem Namen Pascal G auf und ist seit einer Woche wieder in der Schweiz. „Dieses Mal bleiben wir bis Mitte September“, wegen der ersten grösseren Europatournee, die Pascal G zusammen mit seiner Band durch die Schweiz, Deutschland, Österreich und Spanien absolvieren will. In den letzten Jahren, seit der heute 21-Jährige 2002 mit seinen Eltern und seiner Schwester in die Dominikanische Republik ausgewandert ist, seien sie jeweils für drei, vier Monate wieder in die Schweiz gekommen. „Jetzt wollen wir versuchen, auch in Europa die Promotion ins Rollen zu bringen“, erklärt der smarte Junge.
Pascal G im ZDF-Fernsehgarten
Auftritte im ZDF-Fernsehgarten, im deutschen Fachmagazin „Musikwoche“ oder im Promimagazin „Glanz und Gloria“ des Schweizer Fernsehens sollen das ihre dazu beitragen, dass die Single „The Tale of Lola“ „möglichst in die Charts kommt“, wie sich der Sänger wünscht. Der Sänger, der im Gespräch so ruhig und bescheiden wirkt und gar nicht recht zu den feurigen Rhytmen, die er eben im Übungsraum noch so hingebungsvoll und stimmgewaltig zelebriert hatte, passen will. Denn Charts, die gebe es in der Dominikanischen Republik nicht.
Pascal G in Stuttgart
„Wenn die Musik deinen Leuten gefällt, wird sie am Radio gespielt und wenn du am Radio gespielt wirst oder in TV eingeladen wirst, bist du bekannt“, erzählt Pascal G auf der Terrasse am Pool hinter dem Haus seiner Eltern in Ipsach und sagt „Ja“, er gelte als berühmt in der Dominikanischen Republik. „Es passiert schon, dass ich auf der Strasse angesprochen oder um Autogramme gebeten werde.“ Kein Wunder: Während in der Schweiz einer der grössten Erfolge ein Auftritt an der Ausscheidung zum kleinen Prix Walo 2003 war, ist er in Übersee zusammen mit seiner Band, zu der auch Schwester Vanessa gehört, schon vor tausenden Zuschauern aufgetreten. Erfolge, an die Pascal nun mit „The Tale of Lola“ auch in Europa anknüpfen will.
Pascal G und seine Band unterwegs
„Loco, Loco“ - „Verrückt, verrückt“, vielleicht wie seine Geschichte? - heisst das Album, das Pascal G 2003 in der Dominikanischen Republik veröffentlicht haben. Sein erstes Album, auf Stile wie Merengue, Bachata, Salsa oder Calypso dominierten. „Vorher habe ich Rock'n'Roll Songs und Balladen gesungen“, erinnert er sich, „bis die Leute sagten, ich soll doch einmal dominikanische Lieder singen.“ So habe er begonnen, richtig Spanisch zu lernen und von Musikern beraten und mit Songs beliefert, lateinamerikanische Musik zu machen. Und diese lateinamerikanische Musik hat ihn beispielsweise letztes Jahr auf die Ruta Telemicro geführt, eine Tournee durch das ganze Land, welche einer der grössten Fernsehsender des Landes organisiert.
CD-Cover: Pascal G - The Tale of Lola
Und plötzlich schleicht die Erinnerung an das Bild vom Anfang des Nachmittags wieder in die Gedanken, die Erinnerung an den Übrungsraum, an die Tänzerinnen und die Band, die wie abgebrühte Profis ihre Songs präsentiert haben – und die Überzeugung, dass auch im Zeitalter von Web 2.0, Myspace und I-Tunes solch verrückte Geschichten im Haifischbecken Musikbusiness eben doch noch möglich sind.
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