Die Leute haben Pegasus gefunden

12.8.2012/Text: Ko:L, Biler: on-pictures.ch
Pegasus am Thunfest
“And everybody goes oh-ooh-oooooh”, schallt es zu später Stunde am Fuss des altehrwürdigen Schloss Thun. Tausende lassen sich beim Auftritt von Pegasus verzaubern und verwandeln den Rathausplatz für knapp anderthalb Stunden in ein veritables Konzertstadion, in dem die Hauptdarsteller eine Show präsentieren, die das Prädikat Stadionrock durchaus verdient; auch wenn die Keys da und dort etwas dünn wirken und sich mancheiner vielleicht punktuell etwas noch (druck)volleren Sound gewünscht hätte: Es waren die Wünsche von Konzertbesuchern, die auch die ganz Grossen schon gesehen hatten und deshalb einmal mehr mit strahlenden Augen feststellen durften: Pegasus haben alles, was es braucht, um einer dieser ganz Grossen zu werden. Energiegeladen und kraftvoll präsentieren die vier Bieler und ihr Tastenmann aus Zürich ein Set aus – trotz noch jugendlichem Alter der Band bereits alten – Klassikern wie dem eindringlichen “Who cares for one” oder dem ersten veritablen Hit “Easy” bis hin zu akutellen Hits wie “Rise up (Black dog)” oder “Man on Mars” ab dem aktuellen Album “Human.Technology”; ein Set, das schliesslich im Chartbreaker “Skyline” ab dem Update “Human.Technology 2.0” gipfelte – jenem Song und Album, mit denen Pegasus diese Woche auf Anhieb Platz 1 der Single-Charts und Platz 2 der Album-Charts geknackt haben.
Pegasus am Thunfest
“Wir hatten keine Ahnung, dass 'Skyline' derart durchstarten könnte”, beteuert Sänger und Gitarrist Noah Veraguth vor derm Auftritt am Thunfest. “Ich weiss nicht, wie der Song es geschafft hat. Denn er ist ganz anders entstanden, als unsere anderen Songs. Wir kamen am Morgen ins Studio und wussten, dass wir die Nummer am Abend im Kasten haben müssen. Dabei hatten wir noch nicht einmal Strophen geschreiben...” Vieles sei spontan entstanden im Studio. Dass “Skyline” beim Publikum dann so gut angekommen sei, sei freilich auch nicht mit der Präsenz als Olympia-Song am TV zu erklären, ist sich Noah sicher. “Dadurch hat er etwas bessere Airplay-Präsenz. Mehr nicht.” Bassist und Sänger Gabriel Spahni bringt die Wirkung von “Skyline” wiefolgt auf den Punkt: “Es ist nicht so, dass wir plötzlich ein Erfolgsrezept gefunden hätten. Aber die Leute scheinen uns gefunden zu haben und unsere Musik plötzlich zu kaufen...”
Pegasus am Thunfest
Mit “Human.Technology” haben die vier Bieler vor knapp einem Jahr Neuland betreten. In den Hitmill-Studios hatten sie sich auf eine Reise begeben, die sie von der sraighten 60ies-Beatband mit Pop-Appeal ins 21. Jahrhundert kataplutiert hat – musikalische Einflüsse aus R'n'B und Dance waren plötzlich zu hören. Eine Entwicklung, die nicht nur auf die Songs Einfluss hatte, sondern auch auf das Bandleben. Die technischen Spielerien wollten auf der Bühne umgesetzt werden – was gewisse Herausforderungen an Pegasus stellte: “Wir waren früher eine Band, die oft etwas planlos auf die Bühne stand; wir improvisierten viel”, sagt Gäbu. “Jetzt mussten wir plötzlich anfangen, unsere Shows etwas straffer zu planen. Wenn du improvisierst, kommts manchmal gut, manchmal aber auch nicht. Wenn du die Show fix planst, kannst du dann viel stärker mit den verschiedenen Elementen spielen.” Was Noah als Album bezeichnet, das “am Anfang ziemlich schwierig zu spielen war” habe sich – wahrscheinlich glücklicherweise – aber in den letzten Monaten stetig entwickelt, anstatt zu explodieren. “Mit 'Skylinie' hat es jetzt noch einmal neuen Schub erhalten”, stellt Noah schlicht fest.
Pegasus am Thunfest
Bereits als die Single “Man on Mars” veröffentlicht und vom Publikum gut aufgenommen wurde, habe sich abgezeichnet, dass in “Human.Technology” noch mehr steckt, als die Band bis zu diesem Zeitpunkt hatte herausholen können, sagt Noah. Gäbu ergänzt: “Dann kamen 'Skyline', ein Remix von Yves Larock – und dazu noch Liveaufnahmen, wie wir schon im Kasten hatten und von denen wir fanden: Die sind geil, die möchten wir eigentlich gerne rausgeben. All dies – und die Tatsache, dass 'Skyline' für uns irgendwie zum 'Human.Technology' gehört, führten dazu, dass wir uns entschieden, eine zweite Auflage des Albums herauszugeben.” - “Letztlich ging es auch darum, all jenen Leuten etwas Neues zu bringen, die uns bisher noch nicht kannten”, sagt Noah.
Pegasus am Thunfest
Und jetzt: Doch noch diese Ausland-Ambitionen, die man den Bielern andichtet? Immerhin konnten sie wie viele andere heimische Bands im Rahmen von Olympia jüngst in London ihre Songs im House of Switzerland vorstellen... “Nur weil er im House of Switzerland gespielt hat, lanciert jetzt keiner eine Karriere in England”, sagt Noah. “Denn es hat wohl kaum einen Konzertveranstalter gegeben, der einen Sport-Event besucht, um The Next Big Thing zu entdecken.” Olympia sei für sie viel mehr die Gelegenheit gewesen, eine neue Stadt zu besuchen und diesen vielgerühmten Olympischen Spirit ein paar Tage zu erleben. A propos Spirit und Teamgeist: Bei ihrem letzten Besuch am Thunfest im Jahr 2009 sah man Pegasus vor der Show ungezwungen hinter der Bühne Bierchen um Bierchen vernichten und unermüdlich den Ball kicken. Ist von dieser jugendlichen Unbeschwertheit überhaupt was geblieben? “Aber sicher”, sagt Gäbu. “Wir haben zwei Fussbälle im Auto.”
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