Phenomden - Ein 'Zürcher Grüezi' im Wallis
Text: Eve
Bilder: Debi/Michi
Der wohl erste Mundart Sing-Jay der Schweizer Reggaeszene stand mir in Gampel Rede und Antwort. Dennis Furrer alias Phenomden, holte sich für seinen Auftritt am Walliser Openair die Scrucialists mit auf die Bühne. Auf seiner CD Fang Ah rapt und hiphopt er über Reggaebeats und Sonnenscheinmusik. Um diese aufzunehmen ist er ziemlich umher gereist und hat mit mehreren Musikern und Produzenten zusammengearbeitet. "Verschiedene Leute, verschiedene Inputs. Ich bin nicht der, der eine Band im Hintergrund hat. Die Scrucialists sind zwar meine Live-Band, wir haben jetzt auch immer mehr miteinander zu tun, aber sie sind auch unabhängig von mir. Es ist nicht so, dass ich Leute habe, mit denen ich ein halbes Jahr ins Studio sitze und Lieder entwickle, sondern ich arbeite vor allem mit Produzenten zusammen. Es geht gar nicht anders, weil ich keine Band habe und einfach mich selber bin."
Ein Stück der fabrikneuen Scheibe hat er in Italien aufgenommen, den Rest eigentlich alles in der Schweiz. "Ich habe viele Menschen kennen gelernt, als ich unterwegs war, auf Partys und Reggaeveranstaltungen und habe mit ihnen Sachen zu planen angefangen." Er hat für Fang Ah mit Leuten aus halb Europa zusammengewirkt. "Sie haben mir Musik zur Verfügung gestellt und mir ab und zu noch etwas darrübergespielt, etwas ergänzt oder so. Ich denke jeder Produzent hat seinen Stil und man muss sich anpassen, oder es gibt mir Impulse. Und ich habe wiederum meinen Stil, der den Produzenten und den Rhythms, die sie mir geben, meinen Fingerabdruck aufdrückt."
Phenomden plaudert aus der Schule: "Beim Song ´Wiedike´ war es speziell. Da waren Leute, mit denen ich unbedingt etwas zusammen machen wollte, und ich habe vier Lieder geschrieben über einen Rhythmus, den sie mir gegeben haben. Aber es hat mir einfach zuwenig gefallen. Da wusste ich nicht so recht was machen. Sollte ich noch einen schreiben? Aber nach vier Versuchen hast du langsam die Energie draussen. Später, da war ich in Flims für ein Konzert und da sehe ich ihn per Zufall beim Skifahren. Ich meine, er kommt von Hamburg und wir sehen uns da... Also habe ich ihm gesagt, dass es nicht richtig gut kommt und er sagte: ´Sieh mal, ich hab da gerade einen neuen dabei, probier`s damit´. Ich bin nach Hause gegangen und - Paff! - da hat es sofort geklappt. Es hat also einen Grund gehabt, dass es mir vorher nicht gelungen ist. Etwas anderes hat auf mich gewartet."
Phenomden hat die Scrucialist zum ersten mal vor ein paar Jahren in der roten Fabrik gesehen. Später kaufte er sich deren CD, fand sie cool und dachte: Jetzt muss ich mal mit denen etwas machen. "Ich habe sie dann angesprochen, wir waren im Studio, haben ein paar Sachen zusammen aufgenommen und es war irgendwie klar, dass wir mal eine Tour zusammen machen würden. Wir haben bemerkt, dass wir sehr gerne zusammen spielen." Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist, immer mit anderen Produzenten, Bands, Musikern und DJs zusammenzuarbeiten, sich immer auf andere Leute einzustellen. Dennis meint: "Beim Album war es willkommene Abwechslung. Aber ständig etwas völlig neues machen könnte ich nicht. Ich bin schon froh, wenn ich zwischendurch mit der Band spiele. Es ist immer etwa das gleiche Konzert. So weiss man halt, was man macht und kann sich darauf konzentrieren."
Im Wallis werden die Zürcher mal mehr, mal weniger liebevoll, spöttisch "Grüezis" genannt. Und da Phenomden Zürcher-Mundart singt, wollte ich doch seine Walliserdeutsch Kenntnisse mal testen. Dazu nahm ich unsere Walliserreporterin Michi mit, die dem Ärmsten drei nicht ganz einfache Ausdrücke zum übersetzen nannte. Michi: "Was isch en Pfifaltre?" (Schmetterling) Dennis: "Kei Ahnig..." Auch beim "Straffel" (Heuschrecke) musste er nach einigem Raten passen, zu wissen dass ein "Schwinggi" ein Schwein ist, brachte ihm dann doch noch einen tosenden Applaus von Michi und mir ein.
Wie sieht´s denn vor den Auftritten aus? Nervös? Wie bereitet Phenomden sich da vor? -"Früher habe ich mich immer so ein bisschen einschüchtern lassen, habe ein bisschen gebibbert. Jetzt lasse ich es einfach heraus. Bin meistens am herumrennen hinter der Bühne oder für mich am singen. Ich sehe schon zu, dass ich bei mir bin. Zum Beispiel vor der Show eine halbe Stunde lang mit all denen quatschen, das wäre mir zuviel. Ich muss schon ein bisschen für mich sein, und dann geht´s los." Könnte Man den Sing-Jay auch mal mit einer Rock Gruppe auf der Bühne stehen sehen, oder mit vollkommen anderen Musikstilen? - "Ich würde sicher gerne mal was über einen Hip Hop Beat machen, das kann ich mir gut vorstellen, in der nächsten Zeit, oder mal bei einer abgefahrenen Akustik Sache oder so... Aber ich würde schon sagen, Roots ist mein Ding, es ist das, was ich schon seit einer Weile tue und auch das, was ich am liebsten mache."