Philipp Fankhauser - Try my Love (Funk House Blues/Sony Music)
17.12.2010, Text: Monthy/Bild: Cover
Ich kann mich an Zeiten erinnern, an denen ich zu Weihnachten nochmals so richtig mit Releases überschwemmt wurde. Dass sich das Geschäft mit dem Fest der Liebe abschwächen würde, ist aber kaum vorstellbar und wird vom Einzelhandel mit jährlich steigenden Umsätzen widerlegt. Vielleicht liegt's also einfach am Verfall der CD-Industrie, dass sich weniger Acts denn je um den Platz unter der behängten Tanne balgen. Vielleicht - und damit komme ich zur vorliegenden CD - mussten die Künstler aber auch einfach schmerzlich erfahren, dass es nicht reicht, eine CD zu Weihnachten zu produzieren, und dann verkauft man wie wild. Hilfreich ist da so etwas wie eine Symbiose zwischen Künstler und Anlass. Weihnachten ist nun nicht gerade einfach. Die traditionellen Songs eignen sich nicht wirklich für Pop und die hundertneundreissigste Auflage von Wham's "Last Christmas" wird dann auch irgendwann langweilig. Zudem besetzt Coca Cola jeweils den internationalen Hit zur Weihnachtszeit via Fernsehwerbung. Für nationale Künstler fallen da nur noch Brosamen ab. Eine Ausnahmeerscheinung - und vielleicht deshalb auch schon das zweite Jahr nacheinander zu Weihnachten im CD-Gestell - ist Philipp Fankhauser. Der Titelsong, Opener und Single-Auskopplung "Try my Love" erfüllt die Grundvoraussetzung der Besinnlichkeit mit einem winterlich melancholischen Blues und wundervollen Bläsern. Der Traum einer weissen Weihnacht liegt da ziemlich nahe. Dabei fällt besonders auf, wie schwarz der Thuner eigentlich klingt. Was mitunter daran liegen kann, dass das Album teilweise vom B.B. King Produzenten Dennis Walker arrangiert wurde. Obwohl Fankhausers vorheriges Album "Love Man Riding" soeben Platin-Status erreicht hat und als das erfolgreichste Blues-Album der Schweizer Musikgeschichte gilt, will er mit "Try my Love" noch einen draufsetzen. Der Release ist zwar auf Weihnachten getimt, ausser vielleicht dem ersten Song aber nicht darauf ausgerichtet. Der Ton variiert und das Album strotz vor Energie und Spielfreude. Die dazugehörige Tour mit knapp zwanzig Konzerten dauert von Ende Dezember bis Mitte März. 2011 wird Philipp Fankhauser seinen CH-Fans dank Auftritten im Tourneetheater "Das Zelt" aber sowieso praktisch ganzjährig zur Verfügung stehen.