Philipp Fankhauser unter Verdacht
Text: Monthy
Bilder: Eve/Monthy
Es war einer dieser Tage, die nur dank meines Mineralwassers etwas Prickelndes verliehen bekamen, doch das Leben schleicht sich ja oft durch die Hintertüre herein. Ein äusserst unpassender Vergleich, angesichts der Silhouette hinter der milchigen Glasscheibe meines nicht minder milchigen Büros mit der Anschrift "Monthychristo - Privatjournalist". Man sah dem Herrn, der nach kurzer Lesepause bestimmt durch die Türe trat und sich als Roger G. vorstellte, gleich an, dass er keine Zeit zu verschwenden hatte. Er war Manager eines Blues-Musikers und wollte, dass ich den übertriebenen Starrummel, der rund um seinen Schützling entstanden sei mit einem beispiellosen Artikel etwas relativiere, ohne ihn dabei jedoch allzu hart anzufassen. Ich lud ihn ein, Platz zu nehmen, was er mit einer hastigen Handbewegung verwarf. Niemand dürfe im seit MusicStar in dieser Beziehung noch heikleren Musikbusiness etwas von den hintergründigen Abmachungen erfahren, diktierte er mir im Maschinengewehrtakt und als ich im also einen Standardvertrag auf den Tisch legte, musterte er mich für seine Verhältnisse verschwenderisch lange. "Die Bio folgt per Post", warf er mir nach Unterkritzeln des Papiermühlenfutters noch hin und mir schien, die Worte seien noch nicht alle zu mir gelangt gewesen, als die Tür schon wieder und überraschend sanft ins Schloss federte. Ich setzte mich hin und blies den Blues durch meine Lippen.
Der 1964 in Thun geborene und im Tessin aufgewachsene Philipp Fankhauser kommt 1975 in Kontakt mit der Gitarre und ein Jahr darauf durch eine von Bruder Christoph erhaltene Vinyl LP von Sunnlyand Slim mit dem wundersam traurigen Blues. 1977 gründet er in Locarno die Black Feet, später heissen seine Bands Checkerboard Blues Band, einmal in der Schweiz und einmal in Amerika gegründet, oder Philipp Fankhauser Blues Band, heute schlicht Philipp Fankhauser. 1983 trifft er erstmals Margie Evans, mit der er 1989 eine erste CD veröffentlicht. Heute sind rund um Musiker, Sänger und Produzent Fankhauser rund ein Duzend Releases erhältlich. Johnny Copeland ist schon 1982 auf Fankhauser aufmerksam geworden, engagiert die Checkerboard Blues Band 1991 für vier Gigs und holt Philipp Fankhauser 1994 über den grossen Teich. Er spielt an Copelands Seite in B.B. Kings Blues Club und nimmt 1995 ein Album mit den legendären Memphis Horns auf. Insgesamt sind es 9 Alben zwischen 89 und 2004 - die meisten meistens hochgelobt und durch und durch Blues. Denn das ist Fankhauser, der Blues himself. Fankhauser tritt am 12. Juni 2004 als erster Schweizer am weltgrössten Bluesfestival in Chicago auf und erhält unter anderem 2005 den Swiss Blues Award. Den Grammy hat er immerhin noch nicht, bloss für die Nominierung war er immerhin schon nominiert...
Heute spielt Philipp mit dem legendären Richard Cousins, der sich zusammen mit Robert Cray in den achtziger Jahren zahlreiche Grammys und Chart-Hits erspielte und auf allen vier Comeback-Alben von John Lee Hooker zu hören ist. An den Kübeln sitzt mit Tosho Yakkatokuo ein ganz ganz böser Drummer der 1990 zu Fankhausers Checkerboard Blues Band stiess und für den Copeland 1993 seinen angestammten Drummer kurzerhand rausschmeissen wollte. Auch Yvonne Moore verlässt sich auf die Dienste des Erfinders des "Yakkatokuo-shuffle", wenn auch nicht exklusiv. Damit lässt Fankhausers live aber nicht krachen - "Ich sage den Leuten immer, ´gäuet´, es gibt wieder zwei Stunden Blues - nichts Neues...", umschreibt Phile sein momentanes Programm selbst. Um also meinem - in Wirklichkeit auf ganz normalen Weg via eMail zustande gekommenen und nicht vom Manager erhaltenen, also fiktiven - Auftrag nachzukommen tat ich, was ich in solchen Situationen immer tue, nämlich ein Interview! Dazu packe ich eine Kollegin zur allfälligen Besänftigung des Künstlers mit ein, um Philipp Fankhauser am Natural Sound Openair im Kiental Auge in Auge gegenüber zu treten. Wir spielen das Spiel ´Lieber Journi - fieser Journi - armer Fankhauser...´ inklusive kleiner Hommage an eine Radiokultfigur (die ihr sicher in diesem Artikel schon erkannt habt). Dort treffe ich auf einen Philipp Fankhauser mit faszinierenden Geschichten von hier und ennet dem Ozean und einer Ruhe, die er sich vom fiesen Monthy nicht nehmen lässt. Kann Monthy das durchziehen? Zu hören am 8. August von 8 bis 10 abends in unserer Radiosendung auf Radio Emme (Link siehe ganz unten) oder via "Radio" in unserer Navigation links. Und einfach noch, damit es gesagt ist: Diese Geschichte ist frei erfunden - jegliche Ähnlichkeit mit real existierenden Personen - ausgenommen natürlich Philipp Fankhauser und Band - ist rein zufällig und auch nicht gerade wahrscheinlich.