Piero Esteriore - "Ich konnte nicht mehr mich selber sein!"
Text: Ko:L
Bilder: Piero Esteriore
Der Rahmen war nicht alltäglich, aber nahezu perfekt: Piero, Muve-Promoter Säschu Plecic, TT-Kollege Mick Gurtner und ko:l´s Wenigkeit zusammen mit knapp anderthalb Kilo Fleisch, vier heissen Steinen, etwas Pommes, Nudeln viel guter Laune und einem MiniDisc an einem Tisch im Kanönli zu Thun. Und als die Serviererin die Ässmänteli für die vier geilen Siechen brachte, war klar - es wird gemütlich werden. "Wäisch wie lang isch das här?", fragt Piero - und die Runde lacht. Zugegeben - vier Herren im Ässmänteli sehen ziemlich lächerlich aus, "aber mir si ja o nid eifach sone Plattefirma", stellt Säschu fest.
Irgendwann landet das Gespräch dann doch noch bei der Musik. "Ich hatte eine ziemliche Krise im Sommer", gesteht Piero rundheraus. "Ich musste mich ein paar Tage in Sizilien erholen - Abstand gewinnen und Auftanken." Die ganze MusicStar Geschichte ist nicht spurlos am Sonnyboy vorbeigegangen - ebensowenig wie der Nuller-Auftritt am Eurosongcontest in Istanbul. "Ich realisierte, dass ich auf dem völlig falschen Dampfer war", blickt er auf diese Tage am Bosporus zurück. "Unzählige Jahre hatte ich vor Musicstar gerackert, Songs geschrieben, Bands gegründet, gespielt und gearbeitet, immer mit dem Traum, einmal von der Musik leben zu können. Nach MusicStar war ich plötzlich an diesem Ziel angelangt und merkte, dass der Ort, an dem ich mich befand, gar nicht jener war, den ich gesucht hatte. Ich konnte nicht mehr mich selber sein!" Nach der Erkenntnis die Krise, die Trennung von Universal und dann die geläuterte Rückkehr aus Sizilien. "Nach den Ferien war für mich klar: Ich kann was - und ich will mein eigenes Ding durchziehen!" So hat sich der Secondo hingesetzt und neue Songs zu schreiben begonnen, "aktuelles Material, das mir und dem heutigen Zeitgeist entspricht." Und landete damit beim Musikvertrieb - der nun die erste Single "mammamia" herausgebracht hat. Eine luftige Rock-Pop-Nummer, ergänzt mit dem etwas rockigeren Soli, das ganz auf die Fans von Gitarren in Verbindung mit treibenden Bläsersätzen ausgerichtet ist. Beides zwei ideale Gluschterli für den Longplayer, der im Januar folgen soll. "Komplett mit eigenen Songs, meistens neue, vielleicht mit zwei drei Stück von früher", erzählt Piero.
Während der Stein langsam auskühlt, das Fleisch zur Neige geht und Messer und Gabel wieder gegen Zigaretten getauscht werden sinniert er über das Dasein als Künstler und die Schwierigkeit, in einem kommerzialisierten Markt ernstgenommen zu werden. "Früher fragte niemand oder . Heute kann ich mein eigenes Material präsentieren und die Leute der Plattenfirma nehmen mich und meine Leistungen ernst - genauso wie sie mich auf allfällige Fehler hinweisen oder mir Tipps geben, wie ich mich verbessern kann." Englisch ist denn auch nicht mehr bei Piero - Italianità ist angesagt. "Irgendwo zwischen Zucchero, Edoardo Bennato und Adriano Celentano kannst du Piero ansiedeln", versucht Säschu den Sound seines Schützlings einzuordnen. "Funky, Bluesig, Rockig!" - "Piero eben", macht der Basler mit italienischen Wurzeln mit einem Augenzwinkern klar. Irgendwann tauchen auch noch Stefanie, Tochter der Kanönli-Wirtin, und ihre Schulkollegin im Sääli auf - mit dem Wunsch nach einem Autogramm ihres Idols. Piero scherzt mit den beiden Mädels, signiert die mitgebrachten Zettel und jagt Säschu. "Holl doch schnäll zwoi vo mine Babies im Auto - Si händ´s verdienet", scherzt er mit dem Promoter. Und während Säschu rennt und die CDs holt, signiert Piero für Mamma Monika ein Ässmänteli: "Es war super hier!" Nachdem die Mädchen das Sääli mit stolzgeschwellter Brust in Richtung Schule verlassen haben, kommen wir auf Sein, Schein, Ehrlichkeit und Lügen im Business zu reden. "Weisst du, wenn ich wissen will, ob ein Song gut ist oder nicht, spiele ich ihn meinen kleinen Brüdern vor. Gefällts ihnen sagen sie´s - und wenn´s Scheisse ist, heissts ebenso rundheraus " Und obschon ehrlich am längsten währt, würde es hier im Endlosen ausufern, wenn ich euch noch die ganzen zwei Stunden auftischen wollte - mit FC Thun und seinem 12. Mann Zuberbühler, mit Gampel-Anekdoten und vielen mehr oder weniger spannenden Stories. Aber schliesslich dürfen wir Journies ja auch mal was für uns behalten ;-) Piero Esteriore - "mammamia" jetzt in den Läden.