Pilomotor – eingängige Melodien und viel Euphorie
13.07.2012; Text: DasSchaf, Bilder: Trespass.ch
Drei lange Jahre sind vergangen, seit die Luzerner Band Pilomotor am Openquer Zell auf der Bühne stand, am vergangenen Wochenende beehrten sie das kleine Openair erneut mit ihren sphärischen, poppigen und rockigen Klängen. Ich erinnere mich noch gut an den Gig vor drei Jahren – Pilomotor eröffneten damals den Festivaltag vor leider sehr wenig Publikum. In diesem Jahr spielten sie etwas später, jedoch hatte der Wolkenbruch am vorangehenden Abend derart seine Spuren vor der Bühne hinterlassen, dass auch diesmal nur eine handvoll Fans den Gig der Band aus nächster Nähe mitverfolgten. Die anderen sassen gemütlich auf den vielen Festbänken und betrachteten das Schauspiel aus der Ferne – eine Tatsache, die sich an diesem Abend durchs Band so präsentierte. Das Openquer in Zell ist keine Pilgerstätte von eingefleischten Konzertgängern, sondern eher von Freunden eines gemütlichen Fests mit Bier, Pizza und Live-Musik im lauschigen Ambiente. Die Bands störts nicht. Pilomotor-Gitarrist Nino grinst breit: „Wenns wenig Publikum vor der Bühne hat, kann man sich viel mehr gehen lassen. Hätts viel mehr Leute, wären wir doch viel nervöser!“
In diesen drei Jahren seit dem letzten Gig am Openquer hat sich bei Pilomotor einiges verändert. Die Band hat als neuen Basser Vivian-Söldner Adi Müller an Board und ein zweites Album im Repertoire. „Es ist alles anders, definitiv. Unser zweites Album ‚Fragments’ gefällt mir nach wir vor extrem gut, ich finde es ein Hammeralbum“, so Nino, „aber es war für die Fans nicht ganz so eingängig wie das vielleicht ‚The Magic Hour’ war. ‚Fragments’ ist vom Sound her viel komplexer.“ Sänger Guido nickt. Das dritte Album habe man übrigens eigentlich auch schon im Kasten. „Das Releasedatum ist noch unbestimmt. Wir peilen Frühjahr oder Sommer 2013 an, um es auf den Markt zu bringen“, verrät Guido.
Nachdem „The Magic Hour“ mit grossen, schwermütigen Melodien überzeugt hat, klang das komplexere „Fragments“ forscher, sicherer. In welche Richtung werden sich die Gänsehaut-Musiker nun für die dritte Platte weiterentwickeln? „In Richtung Pop-Schlampen“, lacht Guido, „nein, im Ernst, es wird super. Der Sound wird viel eingängiger sein als auf ‚Fragments’ und auch als auf ‚The Magic Hour’.“ Nino brennts unter den Fingernägeln. „Ich muss mich fast schon zurückhalten mit einem Urteil, denn ich bin ein wahnsinniger Fan der neuen Songs, ich bin richtig euphorisch! Wir haben uns beim Sound absolut auf die Basics konzentriert, es ist viel purer und einfacher“, schwärmt Nino, „im Gegensatz zum schwarzen ‚Fragments’ wird die neue Scheibe ‚weiss’.“ Diese neue Ausrichtung des Sounds haben die Pilomotoren aber nicht absichtlich gewählt, weil ‚Fragments’ den Fans zu komplex war. Es hat sich so ergeben. „Ein Album ist ja immer eine Momentaufnahme. Bei ‚Fragments’ hats für uns so gepasst, und nun haben wir uns in die Richtung der neuen Songs weiterentwickelt“, erklärt Guido. „Innerhalb eines Jahres haben wir einen enormen Wandel durchgemacht“, fügt Nino an, „wir bewegen uns von einem Extrem ins andere. Und trotzdem klingt der Sound absolut nach uns.“
Pilomotor scheinen sich wahrlich stetig neu zu erfinden und den roten Faden ihrer feingliedrigen und doch druckvollen Musik nicht zu verlieren. Eine grossartige Eigenschaft für eine Band – kein Album klingt wie das andere, aber eben doch wie die Band. Gluschtig gemacht haben sie uns jedenfalls jetzt schon sehr, wir müssen aber noch fast ein Jahr auf die neue Platte warten. „Wir haben mit ‚Fragments’ trotz der Komplexität des Sounds grossen Erfolg gehabt. Mit der neuen Platte werden wir noch merklic mehr erreichen, denke ich“, sagt Nino. Wir jedenfalls sind gespannt. Und in zwei oder drei Jahren stehen die Jungs von Pilomotor dann als Headliner auf der Bühne vom Openquer Zell – falls es das schmucke Openair dann noch gibt. Das Wetter hat den Veranstaltern zum 20-jährigen Jubiläum einen Streich gespielt, noch steht in den Sternen, ob das kleine Openair im nächsten Jahr erneut durchgeführt werden kann. Wir drücken jedenfalls die Daumen und hoffen, dass es klappt – sowohl fürs Openquer als auch für Pilomotor als Headliner.