Piolam @ Art on Ice
Text/Bilder: MonthyChristo
Das Erlebnis ist schon als Zuschauer gewaltig und muss für eine junge, aufstrebende Schweizer Band auch nicht gerade ohne sein - Vor mir liegen 50 Meter Eis, dahinter die Bühne, abwechselnd besetzt mit Musikern von Supertramp, Barclay James Harvest, Fleetwood Mac oder - Piolam. Mehr zufällig, beziehungsweise weil ihr Sound eben so gut zu Happenings wie Eiskunstlaufen mit Live-Band passt, wurde die Thuner Band in einem Wettbewerb erkoren, als Schweizer Act "aufzulaufen", obwohl sie gar nicht daran teilgenommen hatte. Dies und weitere interessante Geschichten über eine Band, die ähnlich erfolgrreich wirkt wie sie sanft spielt, erfahrt ihr im Radiointerview vom 23. Februar auf Radio Emme.
TJ Giger, Leslie Bogart und Aendu Sigrist (von links) gebührte also die Ehre und damit auch eine Bürde. Anders als bei einem Live-Konzert herrscht nämlich bei der vom ehemaligen Schweizer Meister Oliver Höhner organisierten Show Interaktion zwischen musikalischen und eistechnischen Künstlern. Dies war nicht nur daraus ersichtlich, dass die Eiskunstläufer sich abschliessend sehr herzlich bei den Musikern bedankten. Nein, es war auch während den Darbietungen zu spüren, zumal bei ausdrucksstarken Läufern wie einem Evgeny Pluschenko oder auch den aktuellen Schweizermeistern Stéphane Lambiel und Sara Meier. Piolam durfte speziellen Dank von Surya Bonali entgegennehmen, die sich vom chilligen Soundteppich zu einem Salto inspirieren liess. Ausser ihr macht das nur noch eine Frau, nämlich Sara Flack und das bewiesen die beiden später auch gleich noch synchron. Auch die Herren wollten da in nichts nachstehen und überschlugen sich wahrhaftig vor Freude. Das ganze gipfelte in einem "Tornado" von US-Meister Michael Weiss - Salto rückwärts mit einer ganzen Schraube...
Die Verantwortlichen der Gala vereinten 2004 trotz anfänglicher Terminkollision mit den Europameisterschaften die Weltklasse in Zürich. Nicht nur, dass sie DAS Top-Event der Eiskunst-Shows präsentieren, auch musikalisch ist Art on Ice 2004 wertvoll. 5 ausverkaufte Shows und Standing Ovations, sei es wie in Lausanne für Einzelkünstler Lambiel oder in Zürich wie überhaupt immer, wenn die Stars on Ice zu Live-Musik ihr Bestes geben, zu Ende des Programms, sprechen eine klare Sprache. Die stimmungsvolle und aufwändige Belichtung, die es an sportlichen Eiskunstlaufanlässen nicht gibt oder nur beschränkt fürs abschliessende Schaulaufen, zaubert in Verbindung mit den Darbietungen intensive Bilder ins Hallenstadion. Dazu sorgen sportliche Höchstleistungen ohne Wettkampfstress und gleichsam erstaunliche wie witzige Einlagen zweier "Eishokeyaner" für Entspannung zwischen den hochemotionalen Momenten von Schönheit und Akrobatik. Zu sehen gibts einen Zusammenschnitt von Art on Ice 2004 am 31. Januar im Schweizer Fernsehen.
Der musikalische Teil war eigentlich sogar ein historisches Ereignis, denn nach langer Zeit und ausdrücklich ausnahmsweise konnten die Art on Ice-Verantwortlichen den Supertramp-Sänger Roger Hodgson zu einem Bühnen-Comeback überreden. Hodgson gab in Zürich "The Long Way Home" oder den "Logical Song" zum Besten und umrahmte ganz zum Schluss Pluschenkos Super-Kür. Da hatte man die Superstars des Abends - in Anlehnung an die Casting-Shows Thema in den Moderationen - dann doch noch gekrönt. Ansonsten hörte man Sounds vom Projekt Gaja, das 350 Musiker zu guten Zwecken vereint, Moody Blues oder der angetönten BJH und Fleetwood Mac. (Noch) nicht so berühmt, aber mindestens ebenso gut präsentierte sich Piolam mit zwei Songs, darunter "Always". Nachdem TJ und Aendu schon den Titelsong "Lissabon" für die Gymnestrada 03 kreiert hatten, verhilft ihnen der Sport also mit Art on Ice zu einem neuerlichen Auftritt nationalen Interesses.
Vielleicht hatte man sie ja speziell wegen den Paarläufern ausgesucht, die Jungs und das Mädchen von Piolam. Jedenfalls harmonierten die Tänzer ausgezeichnet mit dem "Orchester" und tauchten die Leute tief in die Faszination der "Kunst auf Eis" ein. Man könnte schon meinen, diese Band brauche einfach das bisschen Extra, um auf eine Bühne zu treten, allerdings verweise ich wieder auf ihr wisst schon was. Ohrenschmaus am 23. Februar 04 wenn TJ und Aendu mit Monthy und Nüsel. Die Essenz ihres heissen Soundprojektes - die Performance am Abend - war jedenfalls erstklassig und bewies einmal mehr den Wert von Projektarbeiten. Schliesslich ist TJ bei Gölä und Aendu bei Aextra, wo sie sich etwas wilder austoben. Leslie schliesslich wurde schon viel gehört, arbeitete mit den Namhaftesten der Szene und ist nun mit ihrer Stimme ein wesentlicher Wert des Piolam-Sounds.
Natürlich wollten wir die Band vor dem ersten von fünf Auftritten zwischen 22igstem und 25igstem Januar noch auf Herz und Nieren überprüfen und stellten sie dabei auch auf die Probe hinsichtlich Eiskunstlaufen und Art on Ice 2004. Nicht allzu fachkundig, dafür äusserst humorvoll rätselten TJ und Aendu über Monthys kniffligen Fragen und kamen ob der Antworten gar noch ins Staunen. Nachträglich entschuldigen möchte ich mich bei Aendus Namensgedächtnis dafür, dass ich ihm gleich zwei Namensfragen stellte. Nachlesen, was in diesem Besserwisser-Quiz genau abging, könnt ihr in der exakten Abschrift im Artikel: Piolam-Besserquizer