Polo & Schmetterband verzücken die Kleine Scheidegg

Text/Bilder: Monthy
Alles und jeder wartete am Snowpenair auf den bunten Hund Polo
Zum zehnjährigen Jubiläum des Snowpenairs konnten die Jungfraubahnen einen ganz besonderen Leckerbissen präsentieren. Erstmals seit längerer Zeit fanden nämlich die alten Kämpen der Schmetterband auf der Bühne mit dem wohl schönsten Panorama überhaupt wieder zusammen. Nach den schwierigen Zeiten der jüngsten Vergangenheit war vis-à-vis des Männlichen männiglich gespannt, wie das nationale Aushängeschild sich präsentieren würde. Und nach 90 ein bisschen nostalgischen, sehr emotionalen und ganz einfach genussvollen Minuten liess sich beruhigt feststellen: Polo ist wieder da!
...und dieser liess sich nicht Lumpi, sprich lumpen...
Und was es musikalisch bedeutet, dass er wieder von seinen langjährigen Mitstreitern begleitet wird, deutete der bunte Hund, wie die Sonntags Zeitung Polo seines farbigen Hutes wegen nannte, gleich mit dem ersten Song an - "We me alti Fründe trifft"... Darauf folgte ein dem Hut mindestens ebenbürtiges, sprich genau so buntes Programm, welches stark von Polo's besonderer Leidenschaft, der Südstaatenmusik, geprägt war. "In Memphis", "Travailler c'est trop dûr", "Ga lieber ga fische"... Die ganz grossen Hits hielt er ganz zum Schluss natürlich auch parat, füllte die angesichts der Songauswahl knappe Zeit aber lieber mit Musik zum Geniessen - der Szenerie und dem jubilierenden Anlass angepasst.
Diese Gitarre schmettert wieder
Nach dem Konzert spreche ich Polo darauf an, ob er auf der Snowpenair-Bühne so richtig durchschnaufen konnte, was ich ihm natürlich ein bisschen erklären muss. Ich führe den Auftritt praktisch in seinem Wohnzimmer an, die gesunde Alpenluft und die gesundheitlichen Querelen des letzten Herbsts. Polo: "Das habe ich schon längstens überwunden. Und natürlich ist hier oben eine super Luft. Ich kann es jedem empfehlen, hier oben durchschnaufen zu kommen..."
Bassist Mauro Zompichiatti
Dass die Schmetterband fast klammheimlich wieder zusammen gefunden hat, nachdem sie eigentlich ziemlich totgesagt wurde, erstaunte einigermassen, macht aber viel mehr Freude. Das Wort Reunion wäre vielleicht allerdings noch fehl am Platz. - Polo: "Wir haben dieses Jahr einfach zehn Konzerte. Danach schauen wir weiter. Wir haben nichts geplant..." Nebst Snowpenair stehen dabei das Openair Hoch Ybrig oder ein Auftritt auf dem Kreuzfahrtschiff MS Melody im Mittelmeer, aber auch zwei Gigs auf der Heubühni im bernischen Ortschwaben auf dem Programm von Polo und seiner Schmetterband. Lauter Orte mit Charme, wie mir gerade auffällt.
Gut zu sehen - Polo ist wieder da!
Eine andere Auswahl ist in unserem Gespräch danach Thema, nämlich die Songauswahl, die in Polo's persönlichem Pflichtenheft steht. - "Ich muss die Songs ja singen", meint er lapidar mit einem Lächeln auf den Lippen, wie man es noch vor einem Jahr nicht bei ihm sah. "Am Snowpenair sind 90 Minuten vorgegeben - normalerweise spielen wir aber zwei Stunden. Jetzt stellte sich die Frage was streichen. Zwei Stunden bedeutet etwa 27 Songs. Das ist ein Erfahrungswert. Also - jetzt muss du einen Viertel davon streichen. Bei so einem Anlass sind das natürlich die langsamen. 'D Lüt müesse chönne gumpe' - damit sie nicht einschlafen. Gerade hinten heraus ist es eben wichtig, dass die Leute die Songs kennen und mitmachen können."
Gitarre spielen im Schatten, während die anderen an der Sonne...
Die Spitalgeschichte von 2006 mag für Polo schon relativ weit zurück liegen. Für seine Fans hingegen nicht. Die Sorge um die lebende Legende der Mundart könnte angesichts von Polo's momentanem Programm manch eine oder einen wieder packen. Duett-CD, auf der Märlitour, Gigs mit Schmetterband und Roots66 und eine bald anstehende neue CD halten Polo auf Trab. Allerdings hat er sich schon immer so ein immenses Pensum aufgehalst und weiss wohl damit umzugehen. Und wer ihn momentan sieht, hört sehr bald von selbst auf zu zweifeln. Abschliessend beurteilen kann seine Gesundheit aber nur der Polo selbst. - "Die Leute stellen sich das strenger vor, als es tatsächlich ist. Wir spielen ja nur an Wochenenden und ich habe so höchstens eine Drei-Tage-Woche. Allerdings dauern diese Tage dann halt 14 Stunden und nicht nur 8." Mit der nötigen Erholung, bestätigt Polo, lässt sich das schon aushalten.
Thomas Wild wieder an den Schmetter-kübeln
Auch im CD-Regal ist Polo aktuell vertreten, und zwar mit einer Sammlung von Duetten aus dreissig Jahren Szenetätigkeit! Wer ausser er wäre dazu hierzulande überhaupt in der Lage? - Polo verrät sichtlich erfreut: "Es hat ja dort etliche Überraschung drauf. Nebst den neuen Songs einige alte, die teilweise gar nie an die Öffentlichkeit gelangt sind. Es ist eine gute Zusammenstellung. Die CD ist seit letztem Samstag draussen (24.3., Anm des Redaktors) und hat jetzt schon Gold!" Das könnte sich spätestens dann wiederholen, wenn die nächste richtig neue Polo-CD erscheint. Allerdings: "Ich muss sie zuerst machen", schalkt Polo in der Höhensonne und fügt als Information für alle, die sich schon jetzt kaum mehr halten können, an: "Sie kommt im Winter, ich weiss noch nicht wann..." Dafür kannte er seinen nächsten Termin ganz genau - abends um halb zehn begrüsste Polo im Kursaal Interlaken die geneigten Berggänger nämlich schon wieder.
Gitarristen Kessler und Diem im Dialog
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