Pullup Orchestra - Rawberry (hhrec)

8.7.2011; Text: Monthy, Bild: Pullup Orchestra

Brassband mit Rapper und viel Soul zum Dritten - "Rawberry" stellt allerdings die Frage, ob in der heutigen Welt nicht diejenigen die Beschissenen sind, die sich mit einer Band identifizieren und ihr quasi an den Lippen hängen. Denn auf "Rawberry" sind erstmal "nur" neun Songs drauf. Drei davon wurden zudem - wohl aus Marketing-Gründen - als Singles vorab releast. Dass man dafür die eingängigsten Songs ausgesucht hat, ist nur logisch. Insbesondere "OAT" und "No Matter", in nur ganz geringerem Masse auch "That Song", stechen nun auch aus dem Album heraus. Als up-to-date Fan des Pullup Orchestra kann sich so schon etwas Enttäuschung breit machen. Die sechs wirklich neuen Songs scheinen mir etwas experimenteller angelegt. Wobei man dabei unterscheiden muss, dass die Band an sich schon sehr eigen ist. "Uf dä Gass" und "Doo" leben ganz enorm von der Rhytmik und dem Flow, den Rapper Samwhaa an den Tag legt. "Kids" bietet Sängerin Valérie Gelgenheit ihre Seele via Kehlkopf nach aussen zu kehren. In "Memory Box" macht Feature Sky189 seine Aufwartung. "Reach" spielt zeilenweise mit Mundart und englischer Sprache, was zwar gewöhnungsbedürftig ist, aber nicht uninteressant. Ganz ungewöhnlich ist auch der schleppende Chorus. "Marching Orders" schliesslich spielt mit den Emotionen zwischen Melancholie und Nonchalance, was ganz gut zum Thema Kindheitserinnerungen passt. Basis der Pullup-Musik sind eigentlich die Bläser, die jeden Song individuell einfärben. So kommt keine Langeweile auf und trotzdem stiften sie Identität. "Rawberry" sei, so sagt die Band selbst, näher an den Live-Performances der Band als die vorherigen Alben "10 for Franklin" und "Thanks to the Opera". Als Goodie - für diejenigen, die ich am Anfang des Reviews etwas bedauert habe - liegt dem Digipack übrigens der Dokumentarfilm "Thanks to the Rawberry" bei - Filmer Beat Oswald hat das Orchester zwischen 2009 und 2010 begleitet.