„Balladenfrei trotz Schibä: Das ist eine Kunst“

9.11.2011/Text: Ko:L, Bilder: Promo
QL mit Schibä
„Ich bin stolz, dass wir ein 100 Prozent balladenfreies Album zusammengestellt haben – trotz Schibä mit an Bord. Das ist eine Kunst!“ QL-Mitbegründer, Bassist und Sänger Pät geniesst es, den Thuner Frischling in der Band zu feiern. Schliesslich bildet er seit zehn Jahren mit Sägi (Gitarre) und Tosi (Schlagzeug) den harten Kern der Bieler Funpunk-Band QL. Schibä hingegen ist erst seit letztem Frühling mit an Bord. Und heute, nachdem die Band gerademal vier Konzerte der aktuellen Tour gespielt hat, sagt er: „Ich fühle mich eigentlich gar nicht als Neuling.“ Das habe wohl damit zu tun, dass er schon bei der Entstehung des Albums „Mach lut!“, das am 11. November erscheint, mit an Bord war. „Die Jungs haben mich aufgenommen, als wäre ich schon lange Teil von QL“, sagt Schibä, während Pät betont: „Wir kennen Schibä schon lange und wir wissen, dass er in den wichtigsten Punkten tickt wie wir: Er hat eine professionelle Einstellung zur Musik, er ist ein glatter Kerl und er mag Bier.“
CD-Cover: QL - Mach lut!
Es wird offensichtlich, was schon beim Durchhören der CD hörbar wird: Da haben sich vier gefunden. Das neue QL-Album ist möglicherweise das härteste, kompromissloseste und wohl auch irrwitzigste der Bieler Band. Bliggs „Rosalie“ wirkt zusammengepappt mit Offsprings „Pretty fly for a white guy“ in der Tat leicht irre, „Susle“ hat das Potenzial zur neuen Oktoberfest-Serviererin, Patent Ochsners „Bäumoos“ wird im Kleid von Papa Roachs „Last Resort“ zum Mass der Dinge in Sachen Crossover und das Schnulzen-Duett „Hemmigslos Liebe“ von Fabienne Louves und Marc Sway machen Pät und Schibä zur Vollgas-Partynummer. Besonders bei letzteren beiden Songs fällt auch: Schibä macht tiefer Stimme den Bad Boy. Konzept? „Ich habe Probleme gekriegt mit meiner Stimme, weil sie durch das vergleichsweise hohe Singen sehr stark beansprucht wurde“, berichtet Schibä. „Da habe ich mir geschworen: Das mache ich nie wieder.“ Der tiefere Gesang belastet die Stimmbänder weniger – und grenzt ihn akustisch erst noch von Pät ab, der selber schöne Höhen erklimmt.
QL blicken durch?
Aber eben: Nach einem Abstecher in musikalisch ein klein wenig gepflegtere Gefilde – am 1. Januar 2010 veröffentlichten sie zusammen mit den Pepe Lienhard Horns „Humba Tätärä“ – dreht das Quartett mit „Mach lut!“ nun wieder voll auf. Jetzt können nicht nur Schlager-Liebhaber oder Freunde zeitgenössischen Jodelgesangs Francine Jordis „Feuer der Sehnsucht“ mitsingen, sondern auch bierselige Partygänger. Florian Asts „Daneli“ – einst als die grosse Fusion von Ländler und Grunge hochgejubelt – kriegt von QL ein kompromissloses Punk-Kleid verpasst. Und sogar Neo-Bandmitglied Schibä musste dran glauben. „Füür u Flamme“, die Hit-Ballade von Aextra wurde für „Mach lut!“ zum Highspeed-Rocksong verarbeitet. „Ganz ehrlich“, sagt Schibä: „Es hat riesig Spass gemacht, ‚Füür u Flamme’ in ein neues Kleid zu stecken.“ Pät wird derweil nicht müde, zu betonen, man habe den Song schon auf dem Radar gehabt, als noch nicht klar war, dass der Mit-Autor des Liebesliedes dereinst bei QL mitrocken würde. Als veritabler Live-Hit habe sich in den ersten Konzerten der Tour Adrian Sterns „Amerika“ herausgestellt, berichten Pät und Schibä. „Jeder kennt den Song – da geht richtig die Post ab.“ Und dies obschon die Nummer auf dem Album die mit Verlaub schmalzigste Nummer ist. Es scheint, als gehe den Stern-Hits jüngeren Jahrgangs schlicht die Rock-Attitüde ab... Derweil hat die Heimweh-Nummer „Seeland“ das Zeug, zum echten Party-Hit zu werden; es wäre notabene der erste, dessen Text aus QL-Feder stammt.
Ku:L: QL
Wenn Schibä, Pät, Sägi und Tosi nun am kommenden Freitag, dem Tag an dem „Mach lut!“ offiziell erscheint, ihre Verstärker im Bierkönig an der Scheibenstrasse in Thun aufstelle und einstecken, wird das Konzert für Schibä zu einer ganz besonderen Rückkehr: Das letzte Konzert, das er im Bierkönig gespielt hat, war der Abschluss der „Himmu u Höll“-Tour seiner Stamm-Band aus Thun, Aextra. „Natürlich hätte ich mir damals nie träumen lassen, dass ich eines Tages als Mitglied von QL auf diese Bühne zurückkehren werde“, sagt Schibä. „Aber es freut mich natürlich, dass wir jetzt mit QL schon so früh auf der Tour in Thun halt machen – zumal QL ja noch nicht so oft hier gespielt haben.“ In der Tat kann das Munart-Punk-Quartett erst auf drei Auftritte in der Kyburgstadt zurückblicken. Aber wer weiss: Vielleicht werden es dank dem neuen Thuner in der Band in Kürze mehr. So oder so wirds am Freitag Abend in Thun laut und heftig. "Wir spielen das ganze Album durch", sagt Pät, "ergänzt mit ein paar alten Klassiker." Auso: Mach lut!
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