Reding Street – Die Band, deren Namen nichts mit London zu tun hat

07.10.2012; Text: Nico, Bild: Monthy
Reding Street im Interview mit Trespass.ch
Die Basler Band Reding Street brachte diesen Sommer ihr Debüt Album “Stone Wall” auf den Markt, welches bei mir seit Erscheinen auf und ab läuft. Das CD-Cover ist geziert von einer Zwangsjacke, die den Grundgedanken trägt, dass man sich nicht einengen lässt von der Gesellschaft und das sein kann, was man ist. Doch bevor wir mit den Fragen rund ums Album starteten, war es Mika wichtig, mir und den Lesern da draussen zu erklären, dass er früher die Bassistin Selina war, sich jetzt aber Mika nennt und als Mann fühlt und lebt. Wir respektieren dies natürlich und werden daher im Interview auch vom Bassisten und Backgroundsänger Mika sprechen. Dies schon einmal vorweg und um folgen zu können.
Cover Stone Wall von Reding Street
Im Vorfeld habe ich mich bereits mit Kollegen aus der Musikwelt über den Bandnamen unterhalten. Wir alle waren der Meinung, dass die Reding Street eine bekannte Strasse in London sei, doch konnten wir diese nicht genau zuordnen, weshalb ich die Frage gleich an die Band weitergab. Zuerst veräppeln sie mich und meinen ganz cool „ja, voll!“, als sie dann alle zu lachen beginnen, wird mir klar, dass ich von der Reding Strasse auf den Arm genommen wurde. Sänger Thomas erklärt mir dann, wo denn diese besagte Strasse ist: „Ein Reding Festival gibt es, das wissen wir, aber die Reding Strasse ist eigentlich eine Strasse in Basel. Ich habe dort gewohnt und so entstand der Name.“ Ja, London und Basel ist nicht ganz dasselbe, aber jetzt wissen wir’s :)
Reding Street im Interview mit Trespass.ch
Bereits vor Erscheinen des ersten Albums machte die Band durch diverse Band-Contests auf sich aufmerksam. Warum es trotzdem so lange dauerte, bis die erste Scheibe raus kam, formuliert Thomas so: „Ja, es braucht einfach alles seine Zeit. Ich denke, es ist besser, dass wir das Album später produziert haben, als wenn wir es gleich im Anschluss an die Contests auf den Markt gebracht hätten. Irgendwie hat uns zu dieser Zeit der Zusammenhalt und die Einheit in der Musik gefehlt.“ Beim Nachhacken kommt dann zum Vorschein, dass es sich bei Reding Street um Perfektionisten handelt. „Wir versuchen ein gutes Zwischenmass aus Perfektionismus und Nicht-Perfektionismus zu finden. Also es ist uns schon wichtig, dass das Ergebnis gut wird, aber es soll nicht hindernd sein. Aber ich glaube wir haben schon einen Hang zum Perfektionismus.“, gesteht Mika.
Reding Street im Interview mit Trespass.ch
Musikalisch betrachtet, ist das ganze Album sehr harmonisch und man hat das Gefühl, die Band hat ihren Stil gefunden ohne, dass ein Song, wie der andere klingt. Doch was ist mit dem letzten Song?! „Fallen Angel“ kommt ganz ruhig und verträumt daher. Der Song ist von Mika gesungen und dauert etwas mehr als eine Minute. Ein wunderschöner Song - doch warum ist der so kurz geraten? frage ich mich jedes Mal, wenn ich beim letzten Ton ankomme. Lukas beantwortet mir meine Frage so: „Das ist eine Art Kunstsong. Mika hat uns diesen Song einmal vorgestellt und uns gefiel er sofort, aber irgendwie hat der Song nicht als richtiger Song aufs Album gepasst, daher haben wir uns gedacht, wir könnten der CD damit einen Kunstvollen Abschluss geben.“ Obwohl die Originalversion des Songs länger gewesen wäre, findet es die Band gut, dass der Song, so kurz und prägnant ist. Ich finde es immer noch schade, aber da heisst es eben, gleich noch mal reinhören. Oder um es in Mikas Worten zu sagen: „Aus der Zauber, die Blase ist geplatzt.“
Reding Street im Interview mit Trespass.ch
Nicht nur der letzte Songs, sondern das ganze Album wirkt fast ein bisschen unnahbar und man fragt sich, ob die Band selbst vielleicht auch eher reserviert ist, denn viel liest und hört man nicht von ihnen. Daher wollte ich wissen, ob Reding Street abgesehen von Bandauftritten nicht so gerne in der Öffentlichkeit stehen. „Ich würde sagen, wir sind einfach noch nicht so weit. Wir spielen jetzt auch Konzerte ausserhalb von Basel, ich denke man hat einfach ausserhalb von Basel noch nicht so viel von uns gehört. Aber wir sind jetzt dabei, weiter hinaus zu gehen.“, so Mika. Wie weit, dieses weiter hinaus gehen denn ist, erklärt Thomas: „Wir werden jetzt vermehrt auch in Süddeutschland spielen. Wir versuchen einfach alle Möglichkeiten zu nutzen, die wir haben. Wir nehmen, was sich ergibt, wir haben nicht einen fixen Plan, wo wir denn als nächstes hin wollen.“
Reding Street im Interview mit Trespass.ch
Die jungen Basler (alle Anfangs zwanzig) sind trotz ihres Könnens sehr bescheiden, vielleicht sogar zurückhaltend und trotzdem zeigen sie, dass man es auch ohne Management und ohne Homepage zu etwas richtig gutem bringen kann. Von einem neuen Album zu sprechen ist für die Band noch zu früh. „Ich habe auch das Gefühl, dass „Sone Wall“ noch gar nicht bei allen angekommen ist.“, gesteht Thomas. Und Mika wirft ein: „Wir spielen jetzt Konzert für Konzert, so kommen die Songs einmal unter die Leute. Ich finde es auch schade, ohne dass möglichst viele die erste CD schon verdaut haben, gleich die nächste raus zu bringen. Und wie gesagt, wir sind Perfektionisten und möchten dann auch etwas Gereiftes wieder bringen. Wir haben früher immer gesagt, der Prozess ist wie ein Schinken, der heranreifen muss…oder wie ein Wein.“ In dem Sinne lassen wir einem neuen Album noch genügend Zeit zum Reifen.
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