Rickenbacher vom Träumer zum Weltverbesserer?

Text: Sandy
Bilder: musicbild.li

„Die Auftritte hier werden immer besser“, kommentiert Nori Rickenbacher sein Opener am „Best of Swiss Music Festival“ am Open Air Hoch-Ybrig. Der Innerschweizer war mit seiner Band 2005 mit von der Partie, zwei Jahre später wieder, und 2009 eröffnen sie die neunte Ausgabe auf der Hauptbühne. Es sei kein Muss diesen Anlass zu starten, sondern eine Ehre. Nori strahlt nach dem gelungenen Auftakt: „Ich bin erstaunt, dass die Stimmung schon so gut war.“

Rockig präsentiert sich Rickenbacher live und rauer kommt auch seine aktuelle, zweite CD „Wake up World“ daher. „Live sind wir immer eine Spur rockiger, als auf der CD“, sagt der charmante Sänger. Die Aufnahmen zum Album seinen nach dem Moto: „Einspielen, sein lassen und nicht viel daran herum editieren“, entstanden. So wirke es nicht so geschliffen und habe Platz, offener zu spielen, auch innerhalb der Band. „Ich habe beim zweiten Album konkreter gewusst, wo ich hinwill“, betont Nori.

Nach Rickenbacher‘s Erstling „Share my Dreams“ scheint sich der verspielte Träumer zum knallharten Weltverbesserer verändert zu haben. Der Songschreiber lacht, weiss: „Ich habe textlich bewusst mehr Probleme aufgegriffen und bin auch hier gezielter geworden.“ Frustriert, mit Sprechgesang-Aufrufen, also eher ungewöhnlich zum sonst sehr melodiösen Sound von Rickenbacher, kommt das Titelstück „Wake up World“ daher. Der Innerschweizer fragt sich, wie lange wir bei der Klimaerwärmung und den daraus entstehenden Naturkatastrophen noch zu schauen wollen. Der Song sei aus einer Wut heraus entstanden und passt eigentlich gar nicht zum stets fröhlich wirkenden Musiker. „Ich finde, dass wir unsere Welt wirklich ruinieren. Es werden zu wenig Massnahmen dagegen ergriffen, und ich wollte damit ein Zeichen setzen.“ Absichtlich habe er dazu auch düstere Musik gewählt. Mit seinen gesanglichen Schreien wolle er seinem Ärger Ausdruck geben. “Damit will ich die Menschen wachrütteln und zum Nachdenken anregen“, sagt der Aufrufer. Ein Song, der unter die Haut geht und auch die Vielfältigkeit des Musikers aufzeigt. Träume hat Nori immer noch und seine Musik soll in erster Linie gute Gefühle auslösen. Sein Ziel sei es nach wie vor, Musik mit guten Gefühlen zu bringen, so dass die Leute seine CDs abspielen und dann sagen können: „Jetzt geht es mir besser!“

Zum ersten Mal präsentiert Rickenbacher einen Mundartsong mit dem vielversprechenden Titel: „Sex uf Wulche 7“. Die kürzlich ausgekoppelte Single hat Nori zufällig geschrieben. Die Musik habe ihn inspiriert Deutsch dazu zu texten. „Ich finde es cool, so zu singen. Ich spüre, wie die Aufmerksamkeit steigt, wenn das Publikum meine Worte versteht“, beschreibt der Musiker seine neuen Erfahrungen, die sehr spannend seien. Er wolle die Zukunft offen lassen und könne sich durchaus vorstellen, mehr Mundartsongs zu schreiben.