The Raveners: Die Essenz des Musizierens
20.8.2011/Text: Ko:L, Bilder:
adrenaline-pictures.ch Wenn der Funky Kitchenclub die Essenz des Kochens sein soll, dann ist The Raveners' funky Discorock die Essenz des Musizierens. Das ist nicht nur ein schönes Wortspiel mit reichlich Schleichwerbung, es ist eine Tatsache. Das hat der energiegeladene Vierer aus Zürich am zweiten Festivaltag des Openair Gampel auf der Hauptbühne eindrücklich bewiesen. Mit viel Druck und viel Discobeat brachten sie das Publikum trotz der Hitze dazu, seine Hintern zu bewegen. „Es geht vielleicht beim Musikmachen genau um diese Stunde oder 90 Minuten auf der Bühne“, sagt Bassist Geza nach der Show im Talk. „Vielleicht erlebt man genau in diesen Minuten auf der Bühne einen dieser magischen Momente, in denen einen die Muse küsst, diese magische Milli-Sekunde, für die wir doch eigentlich alle leben.“ Wie der Surfer, der ein Leben lang die perfekte Welle sucht? „Genau so!“
Auf die Frage, ob er denn diesen Moment schon einmal erlebt hat, sagt Geza wie aus der Kanone geschossen: „Als ich diese Band traf!“ Und was tut man, wenn man einmal von der Muse geküsst wurde? „Dann macht man weiter, vielleicht passiert es noch ein zweites Mal“, sagt Geza mit einem Lächeln auf dem Gesicht, dem das Adjektiv „verklärt“ gut stehen würde. Nur: Bis es soweit war, dass The Raveners von der Muse geküsst damit loslegen konnten, Leute mit ihrem einzigartigen Mix aus Funk- und Disco-Elementen sowie griffigem Rock zu beglücken, mussten alle beteiligten lange Wege zurücklegen. Frontfrau Jessy Howe antwortet auf die Frage, warum es solange dauerte, bis sie mit ihrem Sound rauskamen: „Das ist eine sehr intime Frage.“ Das erstaunte Gesicht des Fragenden quittiert sie mit dem Bericht, dass sie und Raveners-Gitarrist und -Producer und -Mastermind Chris Muzik einst ein Paar waren – jetzt aber „nur“ noch musikalisch „zusammen sind“. - „Chris ist ein Perfektionist“, erzählt die blonde Sängerin mit dem womöglich souligsten Organ der Schweiz, „und es war am Anfang nicht einfach, ihn dazu zu bringen, die Sounds unter die Leute zu bringen.“
Es war Jessy selber, die ohne sein Wissen „You gotta swing“ auf mx3 stellte. „Als die Leute mit Begeisterung reagierten, wuchs das Vertrauen in die eigene Musik und in unser Schaffen ungemein.“ Das Album „Ravenous“ ist das Resultat, das nicht nur Kritiker begeisterte. „Es mag im ersten Moment seltsam klingen“, sagt Geza. „Aber wenn wir auf der Bühne stehen, dann ist eigentlich egal, was rund um uns herum abgeht.“ Was im ersten Moment nach Arroganz und Ignoranz gegenüber dem Publikum tönt, soll in Tat und Wahrheit eine Respektsbezeugung sein. „Wer vor der Bühne steht und unseren Sound hört, hat offenbar gecheckt, worum es bei uns beim Musizieren geht“, fügt der Bassmann an. „Mit den Leuten diese Energie, diese Essenz des Musizierens teilen zu dürfen, macht unglaublich Spass!“
Und dass sagt ein Mann, der sich selber als Punk-Bassist bezeichnet, „der aber dank dieser Band gelernt hat, dass nicht immer das das Beste ist, was man schon immer getan hat. Wichtig ist nicht, ob ich Punk oder Funk spiele auf meinem Instrument. Wichtig ist die Attitüde, mit der ich spielen kann. Open your mind, lautet die Devise. Beschränke Dich vielleicht auf ein Instrument, aber nicht auf einen Stil.“ Und so bestätigen Geza und Jessy beide, dass der Eindruck nicht täuscht, der Sound der Raveners sei die Enden verschiedener musikalischer Reisen. „Genau das ist eine der grossen Stärken dieser Band“, ist Geza überzeugt. Und jetzt – wo man an diesem Ende einer Reise angelangt ist? „Wir sind in einer extrem kreativen Phase“, sagt Jessy, „eine Phase voll Leidenschaft und Energie.“ Dass daraus ein neues Album entstehe, sei logisch. „Ziel ist, dieses Anfang 2012 zu veröffentlichen“, sagt Jessy. Eine Handvoll neue Songs hat das Gampjer Publikum schon anhören dürfen. Jessy und Geza ordnen sie einen Tick erdiger und rockiger ein, als das bisherige Material. „Auf jeden Fall wird es gut“, sagt Jessy – nicht nur im Brustton der Überzeugung, sondern auch mit einem Funkeln in den Augen, das nur einen Schluss zulässt: Leidenschaft ist die Essenz des Musizierens.