Sandra Rippstein - Filmriss (Nation Biztribution)
4.9.2012; Text: Monthy, Bild: Sir Robin Photography
Frauen haben es in der Mundart nicht leicht. Bis auf die Grandes Dames Vera Kaa, Sina und Natacha ist es bisher kaum einer gelungen, sich dauerhaft in den Fokus der Schweizer Bevölkerung zu singen. Und das ausgerechnet in der Disziplin, die uns eigenem Völkchen wie kaum etwas die Identifikation und das Pflegen des eigenen Gärtchens erlaubt. Sie ist so etwas wie der Augapfel eines Volkes, das nicht müde wird, seine Eigenständigkeit immer wieder zu betonen. Genau deshalb ist auch Bodenständigkeit etwas, das darin ganz gut funktioniert. Die Herren haben das schnell kapiert. Polo hat dem Volk schon immer von den Lippen abgelsen, was es gern sagen wollte. Flöru Ast ist am besten, wenn er mit dem Helvetischen kokettiert. Und Gölä wurde zum Prototyp der Mundart schlechthin, dem Büezer. Sandra Rippstein, um mal aufs eigentliche Thema der Abhandlung zu kommen, hat eine authentische, ehrliche Art. Sie erzählt aus dem Leben und scheut dabei auch Privates nicht, obwohl die Adresse aus dem Opener ja nicht zwangsläufig stimmen muss. Dass sie dabei über einen Typen singt, in den sie sich offensichtlich verliebt hat, er aber darauf aus Gründen der sexuellen Ausrichtung nicht eingehen kann oder will, erstaunt erstmal ein bisschen angesichts der Tatsache, dass Rippstein schon zwanzig Jahre als Studiomusikerin (Peter Reber, Carmen Fenk, Soul Affair) und in verschiedenen Bands tätig war und ist. Frische und Ehrlichkeit gehören zu den Waffen, die die Aargauerin, welche abgesehen vom Dialekt so ein bisschen was von Sina hat, gekonnt einsetzt - jedenfalls gilt das auch für die Unterstüzung Polo Hofers, der in "Zucker im Härz" mithilft und dabei seinen x-ten Frühling erlebt. Der Song erinnert in seiner Anlage etwas an "Giggerig", erreicht aber nicht seinen Groove. Ihre musikalischen Wurzeln hat Sandra Rippstein im Blues und Funk, der auch auf ihrem Mundart-Debut gut vertreten ist. Dazu gibt es aber auch Pop-Perlen und die eine oder andere Ballade. Das Album ist ausgewogen und auch deshalb ein Geheimtip, weil man Sandra's Stimme gerne zuhört.