Sektion Kuchikäschtli: HipHop to the next stage

Text: Ko:L
Bilder: musicbild.li
Sektion Kuchikäschtli live am Openair Lumnezia 2008
Es war ein beeindruckender Auftritt, den die Sektion Kuchikäschtli am Samstag Abend am Openair Lumnezia ablieferte – um nicht von „erleuchtend“ zu schreiben. Denn das wäre für einen Auftritt im Tal des Lichts dann doch zuviel des Pathos. Auch wenn es um ein Heimspiel wohl nach wie vor besten Bündner Rapper geht. Die Sektion deckte einmal mehr das ganze Spektrum ab: Als Konzertpassagen im Trio mit DJs und Fronter Rennie ergänzt mit Parts mit dem kompletten Band-Lineup mit Gitarre, Bass, Drum und Keys nicht der Power genug wäre, setzten die HipHop-Masterminds noch einen oben drauf und präsentierten ein Streichquartett mit Violinen und Cello live auf der Bühne in Degen. Und bewiesen damit, dass sie trotz über einem Jahr der Live-Absenz nicht von ihrem Status als Wegweiser in der Schweizer HipHop-Szene eingebüsst haben. Mit der Show am Openair Lumnezia, einem der ganz raren Auftritte seit ihrem 07er-Album „Affatanz“, hoben sie den Schweizer HipHop auf die nächste Ebene, to the next stage. Noch weiter weg von ordinärem Posen, Bitches und Titten hin zu Sound mit hohem qualitativem Anspruch und künstlerischem Wert.
Sektion Kuchikäschtli live am Openair Lumnezia 2008
„Mut braucht es nicht, als HipHop-Act Streicher mit auf die Bühne zu nehmen“, antwortet Rennie nach der Show auf die entsprechende Frage, „es ist höchstens technisch aufwändig.“ Als Grund dafür, diesen Aufwand doch auf sich zu nehmen, nennt Rennie die Lust am Speziellen: „Es gibt viele HipHop-Livebands wie Breitbild oder Stress, die unterwegs sind. Und da will man dem Publikum halt schon zusätzlich noch etwas Spezielles bieten, um sich auch abzuheben.“ Die Idee mit den Streichern für die Bühne kam denn auch von Produzent Claud – dem Mann dessen Aufgabe es ist, das „Gesamtkunstwerk“ Sektion Kuchikäschtli abzurunden. Wenn das dann den Eindruck erwecke, die Band bewege sich noch weiter weg von ordinärem Posen, Bitches und Titten, dann sei „zwar nicht die Überlegung dahinter – aber du hast natürlich vollkommen recht mit dieser Aussage.“
Sektion Kuchikäschtli live am Openair Lumnezia 2008
Anfang 07 brachten die Bündner ihr letztes Album raus. Eine Tour haben sie aber nicht gemacht, weil Rennie auf Reisen ging. Und auch heuer müssen sich die Fans der Sektion mit insgesamt rund einem Dutzend Gigs in Klubs und an Festivals begnügen. „Es hätte mich komisch gedünkt, heuer – ohne in dem Sinn aktuelles Album – eine ausgedehnte Tour zu spielen. Das hätte den Eindruck erweckt, wir wollten uns aufdrängen.“ So bleibt „Affatanz“, ein kongeniales Werk, quasi liegen – zumindest live. Ein Umstand, der getrost „schade“ genannt werden darf. „Mag sein, dass das schade ist“, meint Rennie, „aber zum Leben gehört auch, Prioritäten zu setzen. Und meine Priorität war letztes Jahr halt, wegzugehen.“ Ein Faktum, das für die anderen Bandmitglieder auch OK gewesen sei, wie der Frontmann der Sektion betont.
Sektion Kuchikäschtli live am Openair Lumnezia 2008
Nicht gegeneinander aufwiegen mag er die Arbeit im Studio und das Live-Spielen. „Es macht beides Spass“, sagt Rennie, „wobei beides seine Vorteile hat: Im Studio, zusammen mit seinen Kollegen fühlt man sich sicher wohler, als an eine hektischen Anlass mit vielen Leuten und so. Ich bin halt nicht so die Rampensau.“ Im Studio könne man einfach innovativer sein und Ideen umsetzen, „oder es zumindest versuchen.“ Ein weiterer Umstand, der Liveauftritte nicht leichter mache, sei der, dass er als Frontmann immer auch ein Stück weit alleine auf der Bühne sei – egal wie viele Musiker sich da noch tummeln, sagt Rennie. „Ich war oft für einen Song Gast bei Breitbild. Das ist eine ganz andere Energie, ein anderes Gefühl, noch mit drei anderen Rappern auf der Bühne zu stehen. Das gibt dir eine ganz andere Sicherheit – und wenn du mal den Text vergisst, machen einfach die anderen weiter, weil sie ihn auch kennen.“
Sektion Kuchikäschtli live am Openair Lumnezia 2008
Seine eigene Reise hat Rennie – zumindest für den Moment – beendet. Stellt sich die Frage, wohin denn nun die Reise der Sektion Kuchikäschtli als nächstes führen wird. „Es ist möglich, dass es nächstes Jahr ein viertes Album gibt“, verrät er, ohne sich aber auf die Äste hinaus lassen zu wollen. „Wir haben ein paar neue Sachen beisammen, von daher sieht es gut aus.“ Aber eben: Part der Sektion Kuchikäschtli zu sein heisst auch, Teil einer Truppe zu sein, bei der viele Members auch anderweitig engagiert sind – was wiederum organisatorisch nicht immer einfach ist. So hat Rennie derzeit wohl einige Texte im Phetto, aber vor dem Spätherbst wird sich Produzent Claud dem Material kaum annehmen können, weil er derzeit noch mit Gimma und den OBK auf Achse ist. Und: „Auf längere Sicht hinaus kann man sich eh nicht festlegen – und ich mag das auch gar nicht.“ Will hiessen: Jede Gelegenheit nutzen, die Sektion Kuchikäschtli zu erleben – und gepflegten HipHop mit hohem musikalischem Anspruch geniessen!
Sektion Kuchikäschtli live am Openair Lumnezia 2008
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