Ping-Pong mit Sens Unik
Text: Carina
Bilder: Sens Unik
Offen, sympathisch, irgendwie einfach angenehm - pünktlich zum Tourstart nach der Openairsaison hat trespass.ch Sens Unik im Bierhübeli Bern getroffen. Turntable-Master Just One und MC Carlos sind uns Rede und Antwort gestanden und haben einmal mehr bewiesen, dass der wahre Rapper keine Posepharse, sondern ein Vollblutmusiker ist. Zuerst -wie es sich gehört- die Standartfrage zum Tourstart bezüglich dem Tourplan der kommenden Monate. Die "Frankophonen" haben ein anstrengendes Programm vor sich, zum Teil stehen bis zu drei Gigs pro Woche auf dem Programm, sauber verteilt über die ganze West- und Deutschschweiz. Ski- und Snowboardfans können sich dieses Jahr zudem auf ein Zückerchen mehr freuen: Ab Beginn der Wintersaison 04/05 werden Deborah, Just One und Carlos für drei Monate in fast allen bekannten CH-Skiorten die Berge mit ihren Beats zum zittern bringen - und am Tag danach die Skipisten der jeweiligen Region unsicher machen. Just One ist glücklich, dass die Band diese Skitage für sich hat - es sei wichtig, sich während der Tour zwischendurch geistig erholen und neue Energie tanken zu können. Natürlich könne es sein, dass der eine oder die andere einen Einfall für einen neuen Songtext hat, einen neuen Beat. Aber das ist ihr Business und Kreativität lässt sich -glücklicherweise- nicht steuern.
Energie liefert den drei auch ihre mittlerweile 10-jährige Erfolgsgeschichte. "Es ist eine schöne Geschichte, welche uns immer wieder Energie und Antrieb liefert, die guten wie die schlechten Zeiten welche eine Band prägen und zusammenschweissen". Wie lautet denn genau ihr Erfolgsrezept? Wie kommt es dass keine andere Band aus der französisch-sprachigen CH einen solchen Bekanntheitsgrad in den deutschsprachigen Regionen verzeichnet? Just One erläutert die etwas heikle Thematik in dem er auf die Anfänge der Rap-&Hip-Hop Szene in der CH anspricht. Es sei halt so dass sie seit Beginn ihrer Karriere weit über die welsche Grenze hinaus Konzerte gegeben haben. Ihre Message ist so auch in anderssprachigen Regionen angekommen, eine Beziehung zum Publikum konnte Step by Step aufgebaut werden. Wie ist es denn, wen man vor Fans auftritt, die der französischen Sprache nicht Herr sind? Wichtiger als das detaillierte verstehen eines Songs sei, dass die Message, die politische und soziale Haltung der Band richtig verstanden wird, erklärt Carlos. "Meist kann man diese ja bereits an einem Refrain oder einzelnen Satzfragmenten erkennen." Das Zentrum des CH-Hip-Hops ist in Biel geboren wo Kulturen&Sprachen gemixt werden und der Flow der Brüderlichkeit, welche diese Szene prägt, gelebt wird. In so einem Umfeld könne die Sprache generell nie zu einer wirklichen Barriere werden. Barrieren zu überwinden gilt es eher an Konzerten, für den Fall, dass das Publikum nicht so richtig warm werden will. Wie geht der Entertainer hier vor? Carlos bringt die ganze Sache rethorisch auf einen Punkt: "Wisst ihr wie es ist, gegen jemanden Ping-Pong zu spielen der das Spiel nicht beherrscht?Genau, es wird ein langweiliger Match. Wenn Du hingegen gegen jemanden spielst, der sehr gut ist, dann wird der Match garantiert faszinierend und Dein Können und Wollen viel besser als Du es erwartet hast. Genau so ist es an einem Konzert, wenn wir schlecht spielen, dann geben wir dem Publikum keine Chance, aus sich heraus zu gehen."
Sicherlich trägt auch der bekannte positive Stil von Sens Unik viel dazu bei, dass ein Ping-Pong Spiel an einem ihrer Konzerte von Anfang an ein bekanntes und hohes Level hat. Wie entsteht denn eigentlich ein Sens Unik-Album, die Basis eines Konzertes? Sitzen alle zusammen im Studio und liefern sich heisse Battels? In der Fantasie vieler vielleicht ja, aber in Wirklichkeit ist es harte, lange Arbeit - lange Zeit jeder für sich alleine. "Die Kreativität kann so besser fliessen", weiss Just. Es sei nicht gut wenn bereits beim ersten Einfall eine Flut von Feedback über einem einstürze. "Anschliessend aber, wenn die Band die Ideen abgestimmt und die ersten Tracks erstellt hat, dann werden Feedbacks lebenswichtig." Schliesslich will man ja wissen, ob das berühmte Feuer von Sens Unik spürbar ist oder nicht. Nach dem Interview hatte auch trespass.ch Lust, einen Match mit den sympathischen Trio zu spielen - und kam zusammen mit dem aufgestellen Bernerpublikum voll auf seine Kosten.