Sens Unik: „HipHop ist ein Feuer“

Text: Ko:L
Bild: Sens Unik/Cover
„In den letzten Jahren ist wenig Neues gekommen.“ Die Feststellung von Just One, Producer und DJ der Schweizer Rap-Pioniere Sens Unik, nimmt kein Blatt vor den Mund. Daraus zu schliessen, Just hege einen Groll gegen die Entwicklung der Szene in den letzten Jahren – Sens Unik haben sich eigentlich 2004 verabschiedet – wäre jedoch völlig falsch. „Ich erlebe die Entwicklung junger Bands und aktueller Musik bei meiner Arbeit im Studio sehr nahe mit“, sagt der Lausanner im Talk, der bei blendendem Wetter auf der Couch im Garten des „Giardino“ beim Berner Kursaal stattfindet. Die Sonne heizt, im Hintergrund plätschert das Wasserspiel im Fischteich – und Sens Unik-Fronter Carlos bestellt sich einen Cosmopolitan. Der Sommer ist da, Zeit für Festivals.
Sens Unik auf dem Weg zurück
„Und wie wir uns auf den Festivalsommer freuen“, sagt Carlos. Doch der Rapper, der sich in den letzten Jahren vor allem als Schauspieler einen Namen gemacht hat, betont auch, dass es der Band bei der anstehenden Tour nicht nur um easy Life geht. „Wir arbeiten derzeit sehr hart. Denn wir wollen, dass die Konzerte wirklich gut werden!“ Just verrät, dass die Formation im klassischen Quartett auftreten wird, „Schlagzeuger, DJ und Vocals – das reicht. Und das ist unser Ding. Wir gehen nicht auf Tour, um zu machen, was andere machen und sie so zu konkurrenzieren.“ Carlos gesteht derweil: „Wir haben einen riesen Respekt vor den Auftritten. Wir wissen zwar sehr wohl, was wir können – aber wir wollen den Leuten schliesslich nicht einfach ein Konzert bieten. Es soll vielmehr ein unvergesslicher Abschied werden – und ein Dankeschön für die Wertschätzung, die sie uns entgegenbringen und die Treue, die sie uns gehalten haben.“ Und trotzdem: Carlos weiss, dass eine Rückkehr nach sechs Jahren Abwesenheit kein Zuckerschlecken wird: „Wir haben einen riesigen Respekt vor dem, was da kommt. Und ich gebe zu, dass eine gewisse Anspannung da ist!“
Sens Unik
Dreht sich das Gespräch um Konzerte, dreht Carlos auf, in seinen Augen geht ein Leuchten auf. „Wir wollen Ping Pong spielen, uns mit den Leuten interagieren – und es wäre riesig, wenn wir noch einmal so unvergessliche Momente erleben dürften, wie wir sie in Nyon, am Gurten, in Gampel, St. Gallen oder wo auch immer schon erleben durften.“ Das Programm, das die Westschweizer präsentieren werden, soll ein echter Querschnitt durch 20 Jahre Bandgeschichte sein. „Zum ersten Mal ging es bei der Songauswahl nicht darum, möglichst viele Songs vom aktuellen Album zu spielen. Vielmehr konnten wir aus unserem ganzen Fundus schöpfen – das war grossartig!“ Und so haben Sens Unik ihr Best Of-Set nach dem gleichen Motto zusammengestellt, wie ihr neues Album „Generations“: „Nach unserem Herzen – aber unter Einbezug des Publikums“, wie Carlos es formuliert. Sprich: Hits wie „Charlie“ oder „Original“ durften unter keinen Umständen fehlen, aber auch Songs wie „Neutre“ – Carlos: „An den erinnert sich doch kein Mensch“ – kommen zum Zug. Und natürlich wird’s auf der Bühne auch Einblicke in die vier neuen Songs geben, die Sens Unik für die neue CD aufgenommen haben.
CD-Cover: Sens Unik - Generations
Bei so viel Engagement – nach den Festivals soll auch noch eine Clubtour folgen – drängt sich die Frage auf, ob denn nun wirklich Schluss sei mit Sens Unik oder ob die neue gemeinsame Arbeit nicht die Lust auf mehr geweckt habe. „Die Lust wäre zweifellos da – aber wir haben alle schlicht zuviel anderes zu tun“, erklärt Just. „Und alle fünf Jahre mit einem Geburtstags-Best-Of zu kommen, wäre ziemlich doof“, fügt Carlos mit einem Lachen an. Lieber will sich das Quartett noch einmal am Feuer des HipHop, wie Carlos bildhaft erklärt, wärmen. „Diese Szene ist riesig geworden“, ist er sich bewusst – und er ist überzeugt: „Noch heute bietet sie vielen jungen Leuten eine Heimat. Andere suchen ihre Heimat im Sport – und wieder andere leider in den Drogen. Doch der HipHop ist heute noch immer was er damals für uns war: Ein wärmendes Feuer, um das herum sich ganz viele verschiedene Leute niederlassen können…“
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