Sheila she loves you's Baselpop

Text: Ko:L
Bilder: ckphoto.ch
Sheila she loves you am Rock oz Arèes in Avenches
Weil das Konzert und das Interview am Rock Oz Arènes Avenches und damit mitten im Röschtigraben stattfinden, lassen wir den ganzen 08/15-Schrott mit „Wie lange gibts euch schon und warum heisst Sheila she loves you Sheila she loves you“ gleich weg. „Die Leute hier in der Romandie sind echt cool drauf“, sagt Gitarrist und Sänger Joachim, „schon bei den Interviews, die wir hier geben durften, merkten wir, dass sich die Menschen viel mehr für die Musik interessieren und auch entsprechende Fragen stellen. Nicht so das Standard-Zeugs wie in der Deutschschweiz.“ Warum es der Fünfer aus Basel auf die zweite Bühne des diesjährigen Rock Oz Arènes geschafft hat, wissen die Jungs selber nicht. „Wir wurden in einem Publikums-Voting ausgewählt, um hier zu spielen“, sagt Joachim, „Warum, kann ich mir schlicht nicht erklären.“
Sheila she loves you am Rock oz Arèes in Avenches
Vielleicht hängt es mit dem zusammen, was die Jungs live bieten. Donnerstag Abend, 19 Uhr, und der Platz vor der zweiten Bühne füllt sich im Nu, nach dem Sheila she loves you losgelegt haben. Und wie sie losgelegt haben: Bombastisches Intro mit Key und Falsett-Gesang, danach brechender Bombast-Rock. Doch festlegen lassen sich die Jungs nicht. Süffiger 60ies-Pop ist genau so ihr Ding, wie jene Songs, denen die Hardcore-Vergangenheit der Jungspunde deutlich anzumerken ist. Und dann wieder eine Nummer, für die sich Tastenmann Mathias und Sänger Joachim die Bühne teilen. Auffallend ist insbesondere, mit welcher Energie sich die Jungs alle ins Zeug legen. Gitarrist Alain reisst bisweilen an seinem Instrument wie ein Berseker, Bassist David rauscht wie ein Derwisch über die Bühne und sogar Drummer Tobi, während dem Talk wie Matthias vornehm zurückhaltend, trommelt sich dann und wann schier die Seele aus dem Leib. „Das sind wir“, sagt Alain. „Als wir die Band gründeten, machten wir Hardcore und versuchten immer wieder, diese Moves, Gitarre hinterm Kopf und so Zeug, nach zu machen. Jetzt passiert das von selber.“
Sheila she loves you am Rock oz Arèes in Avenches
Energie, Vibes, das ist überhaupt DAS Ding, das Sheila she loves you anzutreiben scheint. „Wenn ich auf der Bühne stehe und genau weiss, jetzt kommt dieser Ton von Dave und danach legt Alain los und dann passiert genau das, dann passiert was in mir, dann ist das einfach nur geil“, schwärmt Joachim – offensichtlich vom erfolgreichen Gig noch völlig euphorisiert. Genauso wie Bassman David, der plötzlich in den Raum stürmt: „Hey Jungs, was geht – wir sollten jetzt endlich schauen wegen dem Interview!“ Die Truppe biegt sich vor Lachen und prustend meint einer der Jungs, „Wir sind dran, Mann!“ Und zum Chronisten: „Das ist er: Unser Rave-Dave!“ Da liegt die Frage an den Mann mit den dicken Saiten auf der Hand: „Du wärst nicht der erste abgedrehte Bassist, der bei einer Basler Pop-Band rausfliegt, weil er zu viel Gas gibt. Wann passiert dir das?“ Der Junge grinst, rückt näher, und sagt leise: „Wahrscheinlich schon bald. Unser Fahrer spielt auch Bass und der schaut mir immer ganz genau auf die Finger!“ Und wieder Gelächter!
Sheila she loves you am Rock oz Arèes in Avenches
Obwohl Sheila she loves you mindestens eine halbe Generation jünger sind, als all die Basler Bands, die in den 90ern die grossen Zeiten des Britpop mitgelebt haben und diesen Sound auch in der Stadt am Rheinknie etabliert haben, lieben auch die fünf diesen Sound offensichtlich nicht nur, sondern leben ihn. „Warum, weiss ich nicht“, sagt Joachim. „Es ist halt so, dass sich bei uns ganz viele Einflüsse treffen – und das hört man dann halt auch.“ Britpop – dieses Universum von Radioheads Klang-Kaleidoskopen bis zu Pop Schnulzen, wie Blur sie zum Teil zelebriert haben – ist, obschon schon lange totgesagt, ganz offensichtlich lebendiger denn je. Einfach in Basel, statt in London. Baselpop halt.
Sheila she loves you am Rock oz Arèes in Avenches
Doch in eine Schublade pferchen lassen, wollen sich Sheila she loves you nicht. „Bevor wir unser nächstes Pop-Album machen, gibts jetzt eine kleine EP mit ganz düsterem Akustik-Sound.“ - „Aha, und warum das?“ - „Weil es mein innerer Drang ist. Wenn ich jetzt dieses schwermütige und melancholische Ding durchziehen kann, ohne dass mir jemand reinredet, dann bin ich später auch wieder frei für knackige und tight arrangierte Pop-Songs.“ So einfach ist das.
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