Shiva: "Aber schön muss sie sein..."

Text/Bilder: Monthy
Der doppelte Claudi am Zürifäscht 2007
Gerade rechtzeitig treffe ich an der Schiffländte ein, um Shiva's Kurzauftritt auf der Radio 105 Bühne am Zürifäscht bildlich festzuhalten. Aus verschiedenen Gründen und einem besonderen Anlass beschliessen wir, auf den für die Band nicht sehr zufriedenstellenden Auftritt nicht näher einzugehen. Thema des Gesprächs ist also sogleich das in Aussicht stehende Debut-Album der jungen Wallisser Band. Frontmann Claudi bestätigt, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei: "Ja, jetzt kommt wirklich bald eine CD von Shiva heraus, so richtig mit 12 Songs und allem Drum und Dran. Wir sind jetzt gerade daran, die Platte aufzunehmen und sollten sie am 31. August fertig haben. Es wird eine sehr spezielle CD, wie du dir vorstellen kannst. Ein, zwei Songs sind relativ kommerziell. Das ganze Album hat ein sehr breites Spektrum und wird, so hoffen wir, viele Leute ansprechen. Gerade durch die speziellen Mittelteile der Songs. Es ist nicht einfach nur Rock'n'Roll sondern viel Gehirn dabei."
Laurent 'Fred' Wildi am Drum
Natürlich hänge ich als Journalist sofort am Wort "speziell" fest und frage Laurent, was er denn speziell zum neuen Album beigetragen habe. "Nun, ich habe Schlagzeug gespielt", entgegnet er mir, den typischen Journi-Fragen überdrüssig. Für einen Drummer ist das zwar noch nicht speziell, allerdings versichert mir Gitarrist Borriello, dass "Fred" dies in spezieller Art und Weise tue. Genauso wie Bassist "Hutti", der seine 0,15 Prozent - von 0,1 möglichen... - voll entfaltet. Trotz ein, zwei kommerziellen Songs werden Shiva den Tonträger wohl so ziemlich auffüllen - ihre EP bringt es bei vier Songs auf eine knappe halbe Stunde. "Ich glaube 110 Minuten", meint Claudi optimistisch und muss sich von seiner Band belehren lassen, dass das gar nicht gehe. Dann halt 74, das Maximum für eine CD. Durch 12 geteilt gibt das immer noch gute 6 Minuten, die Shiva sich austoben können. Was das heisst, erklärt Dominique "Don" Borriello grinsend: "Es ist... sehr alternativ - mit Höhen und Tiefen... vielen Bässen, viel Druck, viel schönen akustischen Gitarren, Synthesizer, Samples, Programmierungen. Diverse - wie sagt man dem? - Skits... So wie auf einem Hiphop-Album, nur eben nicht auf einem Hiphop-Album." Claudi fasst noch einmal zusammen, was an der CD wichtig ist für Shiva: "Prioritär ist für uns, dass die CD authentisch rüber kommt und zeigt: das ist noch eine Rockband. Wir spielen live. Wir machen keine Überproduktion. Es ist eine CD, in der man die Menschen erkennen können soll, die die Musik machen."
Bassist Daniel 'Hutti' Hutter
Der Wunsch der Wallisser, nun auch eine CD zu präsentieren, ist verständlich. Ihre Fans drangsalieren sie sicher schon länger von wegen Tonträger. Shiva setzen ihre Prioritäten aber leicht anders. Borriello sagt es frei heraus: "Heute meinen die meisten Bands, dass man zuerst eine CD aufnehmen müsse und danach das Instrument erlernen könne. Wir sind dagegen eine Live-Band." Deshalb sind auch die Songs des Albums eher eine Sammlung denn kompakt entstanden. "Da gibt es schon eine ziemliche Streuung...", gibt Claudio zu, findet dafür aber noch einen anderen Grund, "Wir sind vier Charaktere, die sehr weit gefächerte Meinungen haben. Es ist nicht einfach, das auf einen Nenner zu bringen. Andererseits ist es sehr viel interessanter als wenn einer den Weg vorgibt. Das wird oft sehr schnell monoton. Dadurch dass wir einen Prog-Rocker, einen der auch Italo-Sound hört und zwei Alternative-Freaks in der Band haben, wird es auch lebendiger."
Macht Shiva besonders: die akustische Gitarre
Wie viele andere junge Bands, die jetzt erst richtig auftauchen, wo Rock wieder mehr Furore macht, werden Shiva von Medien und Fans oft mit den trendigen Bands verglichen. Claudi: "Es passiert schon extrem oft. Wir werden häufig mit Incubus verglichen. Vielleicht kommt es daher, dass wir früher auch Coversongs von denen gespielt haben. Wir haben schon etwas diesen Touch - druckvoll und melodiös. Aber es fallen auch andere Namen - ich kann mich an Pearl Jam und Smashin Pumpkins erinnern... Irgendwie ist es aber auch cool, die Hauptsache ist ja, dass die Musik den Leuten gefällt. Wie jemand sie genau empfindet, hat uns gar nicht gross zu interessieren."
Gitarrist Dominique 'Don' Buriello
Und auch mit dem Gegenteil können Shiva natürlich umgehen. Don: "Wichtiger als der Geschmack, ist mir, dass bemerkt wird, dass wir gute Arbeit leisten. Wenn mir jemand sagt, es sei zwar nicht seine Musik, aber gut gemacht, gibt mir das mehr, als wenn jemand davon schwärmt. Man kann eine schöne Frau auch schön finden, obwohl man genau weiss, dass man nie mit ihr zusammen sein möchte. Oder so..." - Womit wir der Sache schon sehr nahe kommen. Also müsse die CD - im Zusammenhang gesehen - vor allem gut aussehen, frage ich nach - Shiva: "Musikalisch gesprochen gut aussehen, ja... Sie muss gut tönen." Grundsätzliche Gedanken machen sich die vier Jungs eben weniger hinsichtlich einzelner Songs als vielmehr generell - Claudi: "Ich glaube, zuerst muss eine Band sich überhaupt einmal selbst finden. Wissen, was einem gefällt, was einem nicht gefällt. Das ist das erste Ziel, das wir haben, bevor wir uns von anderen sagen lassen können, was wir sind. Auf der anderen Seite werden wir uns auch gar nie definieren, wir können uns frei entwickeln. Wichtig ist für mich, das der rote Faden immer da ist, dass man die Band immer erkennen kann. So sollte dann über die Jahre und mit den Alben eine Entwicklung einsetzen. Ich möchte nämlich nicht in 30 Jahren noch die selben Songs schreiben und in den gleichen Schemen funktionieren."
Claudio brachte die Sonne nur symbolisch mit nach Zürich
In der heutigen Konsums-Leistungsgesellschaft gehen solche Entwicklungen immer rasend schnell. Eine Band sollte beispielsweise zumindest ein Album pro Jahr heraus bringen, was man dann gemeinhin mit dem Begriff "Verheizen" gemeint hat. Davon sind Shiva weit entfernt. Wie viel Zeit muss man aber so einer Band denn nun geben? Claudio: "Es braucht lange. Einander kennen lernen, verstehen was der andere will. Wenn's aber mal 'Klick' gemacht hat, dann geht's auch wieder relativ schnell. Dann kannst du plötzlich einen guten Song in fünf Minuten schreiben. Das ist sehr relativ. Für unser Album haben wir relativ lange gebraucht. Wir waren aber im ganzen letzten Jahr unterwegs und wenn ich Songs schreibe, kann ich nicht Konzerte geben. Das geht irgendwie bei mir nicht. Ich muss mich da immer ein bisschen zurück ziehen." Und das erlaube ich ihm danach auch. Auf dass Shiva's "Töif Moshpit" pünktlich erscheine...
Eben noch im Wallis - jetzt auf unserer Showbühne...
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