Signorino TJ – Musiker mit Leib und Seele

Wie wichtig ist Werbung im Musik-Business? Ich sprach den Signorino auf „Coffee on the Corner“ an. “Werbung ist ein zweischneidiges Messer. Du erreichst natürlich viel mehr Leute damit. Aber es ist immer die Frage, für was wird geworben. Je nachdem ist es auch schlecht. Die McDonalds Werbung zum Beispiel, bei der der Remix gebraucht worden ist, damit wäre ich nie an die Presse, weil viele Leute in der Schweiz McDonalds doof finden. Für mich ist das kein Problem, dass jetzt in Amerika diese Werbung diesen Song hat, aber du wirbst wie unfreiwillig für eine Ware und auch für deren Firma. Du koppelst deine Musik an ein Produkt und dieses Produkt hat eine Geschichte und ein Unternehmen und vielleicht ist es gut, oder eben gerade nicht. Möglicherweise gibt es ja irgendeinen Skandal und dann bist du der, mit dem Song in der Werbung. Es ist gefährlich weil du für etwas herstehst, das eigentlich mit deiner Musik nichts zu tun hat. Aber es ist Finanziell sicher spannend, Werbung zu machen und ich mag es jedem gönnen, der irgendwie mit seiner Musik ein bisschen Geld verdienen kann. Es kommt immer darauf an, für was man wirbt.“
Die Idee zum Cover mit Mann in Tasse hatte Signorino schon zwei Jahr bevor sie realisiert wurde. „Ich hatte die Idee schon lange, dass ich irgendwann einmal für ein CD-Cover in einer Kaffeetasse sitzen werde und voilà, jetzt haben wir es gemacht. Es gibt viele Leute, die mir sagen: Ich möchte auch eine Cappuccino-Badewanne... Und irgendwann baue ich mir eine! Bei mir darf alles ein bisschen lustig sein, ein bisschen ironisch...“
Signorino TJ hat auch den Titeltrack für den neuen Schweizerfilm „Mein Name ist Eugen“ geschrieben und ist deswegen ziemlich in Stress geraten. „Sie haben mich angefragt, und zwar drei Tage, bevor der Film fertig war. Ich habe drei Nächte nicht geschlafen, war im Studio und habe auf den Film den Song drauf gespielt. Es war eine Wahnsinnsübung. Trotzdem war es sehr spannend. Du hörst, was sie sagen, siehst was passiert und das beeinflusst dich natürlich darin, was du spielst. Ich würde auch gerne mal einen ganzen Film vertonen und auch ein bisschen mehr Zeit haben.“
Für das Album “Naturally Stoned” soll Signorino TJ das Studio regelrecht überstellt haben mit technischen Geräten und Basteleien. Ob das basteln und tüfteln sein Hobby sei, fragte ich ihn nach dem Konzert in der Thurnhalle Bern. „Lustigerweise eigentlich nicht, es ist mehr so eine Hass-Liebe mit allen Geräten. Aber wenn du aus einem Utensil irgend etwas herausholen kannst, dass dir etwas bringt, dann wirst du so ein bisschen süchtig. Du willst wissen, was noch alles machbar ist und versuchst alles Mögliche. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, das Schönste ist immer noch, wenn du an irgendein Klavier sitzt, oder mit der Gitarre, und einen Song singst. Also mit 0-Gerät, dass ist eigentlich der viel schönere Weg. Aber es reizt einem natürlich immer, herauszufinden was man noch machen könnte. Und bei „Naturally Stoned“ war es natürlich ganz krass. Wir haben alles ins Studio hineingestellt, was wir aus den 60/70er Jahren gefunden haben, das Studio sah wirklich aus wie ein Musikgeschäft aus 1960, es war geil.“
Wer schon an einem Konzerte Von TJ gewesen ist, erinnert sich bestimmt an die Lichtshow und vor allem an die Leinwand mit den Visuals im Hintergrund. Packende Bilder und fesselnde Effekte zieren die Rückwand bei Signorinos Auftritten. „Ich hatte noch nie einen eigenen Lichttechniker, es waren eigentlich immer Leute vor Ort die wir kurz instruierten und ich lasse denen eigentlich total freie Hand. Die Visuals hingegen, die Videoanimationen, an denen haben wir ca. ein Jahr gearbeitet mit Kit Hung aus Hongkong. Da haben wir wirklich sehr viel Zeit investiert. Sie sind für mich sehr wichtig, fast so wichtig wie die Leadstimme in der Band. Sie haben eine eigene Sprache und untermauern jeden Song.“
Signorino TJ mit seinem Traumauto im Hintergrund
Bassist mit Visual-TJ im Hintergrund
Wenn man wie TJ oft Songs für andere schreibt, welche Bindung hat man den zu den verkauften Stücken? „Das ist verschieden. In 80% der Fälle gefällt mir nicht was die anderen daraus machen. Das hat nicht unbedingt etwas mit den Artists zu tun, sondern die Leute bekommen gar nicht die Zeit, sich mit einem Song richtig auseinander zusetzen. Viele kriegen einfach die Songs und müssen die im Studio einsingen, ohne vorher die Zeit gehabt zu haben, eine Beziehung zu dem Stück aufzubauen. Bei mir verändert sich ein Song. Nach einem Jahr klingt er anders und plötzlich bemerke ich: Aha! So funktioniert der Song für mich. Und diese Leute, die singen dann irgendwie die Lieder, die ich für sie geschrieben habe, produzieren sie irgendwo, und es ist selten so, das ich dann auch Freude daran habe. Es gibt es aber ab und zu, dass ich einen solchen Song auf CD höre und finde: Boohh, hölle cool! Das kommt vor und es ist mega schön.“
Aber kann man davon Leben, verdient man sich damit seinen Lebensunterhalt? „Ich lebe ja wirklich seit Jahren vom Musikmachen, aber es ist eine Mischung zwischen Songs schreiben, Konzerte geben, Verlagswesen, produzieren und allem Möglichen. Ich mache wirklich sehr viel im Moment. Lustigerweise werde ich viel gefragt für Songs zu schreiben wie ein Ghostrider. Also so, dass man nicht weis, dass ich es war. Ich kenne das sonst nur aus Hollywood, ich habe nicht gewusst, dass es das in der Schweiz auch gibt. So, dass ich die Songs schreiben muss und die Plattenfirmen schreiben dann den Namen des Sängers hin, damit es ein bisschen besser aussieht - Halloo??? Super so was...”
Text/Bilder: Eve
Shiluette des Bassisten auf grünem Hintergrund
TJ im blauen Licht
2. Gitarrist
Blaue Visuals und Gittarrist
Sigôrino TJ, wie er leibt und lebt...
„Wir haben zum Teil zu den einzelnen Stücken extra Sachen gedreht, wie kleine Videos. Diese Filmchen sind fast schon mehr, als ein fünftes Bandmitglied. Sie haben ein eigenis Ich und sind so nicht ersetzbar. Es klingt jetzt böse, wenn ich sage, einen Schlagzeuger könntest du eher ersetzen, – Meinen Schlagzeuger möchte ich nie im Leben ersetzen! – aber es ginge eher als mit den Visuals. Sie haben einen Charakter wie meine Stimme, wenn du Die ersetzt, dann klingt es einfach anders, -vielleicht besser? (grins), aber ganz sicher anders.“ Wenn wir schon bei Licht und Stimmung sind, welche Farben hätten den die Songs des Künstlers? „Jesus, keine Ahnung... Ich glaube, es gäbe für jeden Farbton einen Song. Sicher einen Schwarzen und einen Weissen, einen Blauen, einen Gelben und einer in rot...“
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