Ho Orchestra-ted
Text/Bilder: Monthy
Dass Hitparadenstürmer mit vielen Alben in kurzer Zeit aufwarten ist man sich gewöhnt. Viel schöner ist es allerdings, wenn kreative Köpfe unter einer gewissen Zeitnot zur produktiven Bestform auflaufen und dabei den künstlerischen Aspekt nicht vergessen. So geschehen im Falle von Simon Ho, dessen Live-Album Ho Orchestra - A normal sunday live schon das zweite innerhalb Jahresfrist ist. "Wenn du die Möglichkeit hast zusammen zu kommen, musst du auch etwas machen. Und wenn ich dir die Agenden der vierzehn Leute zeigen würde oder ihre Arrangements und Kompositionen, ihre Reisen durch ganz Europa... - da kommt viel zusammen. Und deshalb sackt es dann auch nicht ab, sondern geht gleich weiter", erklärt Simon Hostettler und verweist auf das wohl grösste Problem des Ho Orchestras - die Terminfindung. Und es ist schon fast ein Privileg für mich, an dieser Zusammenkunft beim Live-Auftritt im Moods vom 14. Januar teilhaben zu können. Simon selbst bezeichnet es als: "Glücksfall - Im Januar überlegen sich die Leute vielleicht was das neue Jahr bringen könnte oder vielleicht müssen sie auch nur sparen, weil sie an Sylvester alles ausgegeben haben. Für mich ist es gut, das Jahr mit so einer Kiste anzufangen. Die Lieder haben auch etwas Dunkles - es ist gute Wintermusik..."
Und das nicht von ungefähr. Mit Susan Aho, Mari Kaasinen und Johanna Virtanen singen drei Frauen aus Finnland mit und haben von Värttinä, einer Folklore-Truppe mit Weltruf, auch Akkordeonist Markku Lepistö mitgebracht. Simon verrät: "Eric Facon von Faze Recordings hat diesen Kontakt aufgegleist. Henk kennt diese Band von CDs und Auftritten schon lange, hatte aber noch nie mit ihnen gearbeitet. Das Ho Orchestra ist wie ein Topf und in diesen Topf kommen verschiedene Zutaten. Die kochen wir dann auf und lassen sie einziehen. Es hat eine gewisse Logik, dass Värttinä jetzt dabei sind, Henk ist ja auch schon auf die gleiche Art dazu gestossen. Jetzt sind es halt wieder vier Leute mehr und manchmal - Hilfe! Ich denke aber wir könnten es schon noch weiterführen, ich wäre offen dafür." Der angesprochene Henk ist Henk Hofstede, der von seinen legendären Nits aus Holland Drummer Rob Kloet, Bassist Arwen Liennemann, Keyboarderin Titia van der Krieken und Sängerin Vera van der Poel mitbrachte und schon länger mit Simon Hostettler, Oli Hartung (Gitarre, Stop the Shoppers), Andi Hug (Drums, Patent Ochsner), Monica Mathys (Bass) und Shirley Grimes (Gesang) zusammen spielt.
Auf der Bühne ist Hostettlers Keyboard/Piano übrigens nicht etwa im Zentrum sondern rechts aussen. Als echter Frontmann erscheint da schon eher Henk Hofstede. Simon gibt sich in Bezug auf seine Rolle bescheiden: "Es braucht jemand, der die ganzen Informationen aufnimmt und verarbeitet und der ein Gefäss bietet und das bin ich. Ich würde auch nicht mit allen Leuten zusammen spielen. Das ganze hat klein angefangen und ist gewachsen und grösser geworden. Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass ich einen Frontmann habe und sechs Frontfrauen und Solisten." Natürlich befinden sich nie alle gleichzeitig auf der Moods-Bühne und auch Simon Ho sitzt ab und zu auf einem Stuhl neben der Bühne und hört einfach nur zu. - "Es ist wunderbar. Ich habe gerade ein Lied an Titia abgetreten, das ich letztes Jahr geschrieben habe. Ich fand, sie soll das spielen. Jetzt kann ich meinem Stück zuhören und dadurch sind jetzt auch nur Frauen auf der Bühne bei diesem Stück. Das gibt ein gutes Bild. Ich muss gar nicht so viel spielen - solange meine Songs gespielt werden... Klar gibt es Stücke, die ich nicht abgeben würde, aber als Pianist bin ich auch austauchbar. Ich schreibe oft für klassische Instrumente, teils Instrumente die ich selbst nicht spiele und bin mir das durchaus gewöhnt. Und bei vierzehn Leuten hat´s halt nicht immer für alle Platz, und manchmal nicht einmal für mich..."