Simon Ho - If (RecRec/Bluff)
Text: MonthyChristo
Bild: Cover
Unter Mithilfe von Musikern von Patent Ochsner, den Shoppers und der Irish Folkerin Shirley Grimes präsentiert Simon Ho ein Werk, dessen Realisierung für den Musiker ein wahrgewordener Traum sein muss. Mit Mut zu klassischen Tönen, mit Inhalten die sich offenbaren ohne dass man den genauen Wortlaut verfolgt und vor allem mit sehr viel Feingefühl führt Simon Ho Regie fast wie Aki Kaurismäki in seinen frostigen Filmen (Leningrad Cowboys). Simon Ho zeichnet nicht nur für die Harmonie in den Kompositionen verantwortlich, sondern auch konkret via Piano, Harmonium, Akkordeon oder Keyboard in den Melodien. Weiter haben zig Musiker an If mitgearbeitet, allen voran Stimme Vera van der Poel, Gitarrist Oli Hartung, Monica Mathys am Bass und Andi Hug an den Kübeln. Die Gastmusiker (Markku Lepistö etwa oder Pekka Lehti) deuten auf eine Nordic Connection hin und wirken auch entsprechend auf den Sound, tünchen ihn in prächtigem Winterweiss. Es kommt schon mal vor, dass wie im vierten Track - "First Snow"... - die kristallklare Stimme wie Eiszapfen eine verschneite, von einem Harmonium geschaffene Tundralandschaft umrahmt. Oder scheint das nur so, weil Simon Hos Orchester so unglaublich klar spielt? Jedenfalls lässt der Dirigent ihnen zwar die lange Leine, aber nur soweit bis der rote Faden noch gerade gegeben ist. Sonst müsste man If wohl als Jazz-Album klassieren. Die knappe Stunde Musikunterricht von Simon Ho bringt aber viel mehr als das; mehr als zwei, drei zusammengemischte Stile. Ho fordert das Musikgehör und das Rhythmusgefühl mit jedem Song neu. Beste World Music mit eigenen, auch schon mal leicht schrägen Loops und manchmal sogar mit leidenschaftlichen Riffs. Diese Elemente bilden neben den wunderbaren Stimmen nicht nur in Track 7, "Ténéré", ein Fundament, welches einen beiläufigen Musikhörer mediatativ einlullen kann, aber den geneigten Liebhaber tief belohnt. Ein Musik-Genuss!