Echoes of Home - Heimatklänge, Sampler (Traumton Records)

Text: Monthy
Bild: Cover
Auf die Alp und die Hände in die Hosen stemmen...
Beim einleitenden Juchzer wird mir, der mit Heimat nicht gar so viel und schon gar nicht Musik verbindet, schlagartig klar, warum Jodler mit Vorliebe auf einem Berggipfel vor vielen noch höheren Berggipfeln stehen und die Hände in den Hosensack stemmen. Die warten einfach aufs Echo, und zwar weil es so gut tönt. Wo sonst kann man sich selbst denn auch ein Ständchen bringen? Die Frage bleibt, ob Echoes of Home, die "Heimatklänge" zum gleichnamigen Film, aber wirklich Volksmusik darstellen. Verniedlichungen wie sie sonst etwa im Fahrwasser der Folklore mitschwimmen, bleiben auf dem mutigen Sampler jedenfalls gänzlich aus. Auch die Instrumentierung, zwar durchaus in traditionellen Mustern gehalten, erscheint reduziert und anmutig zurückhaltend. Fokus des Albums ist ein anderer, wie im zweiten Untertitel beschrieben: Vom Juchzen und anderen Gesängen. Das Album ist quasi vokal anstatt instrumental gehalten und bietet einen experimentellen Einblick in das stimmliche Training von Folkloristen und anderen Schweizer KünstlerInnen. Das klingt dann schon mal leicht indianisch oder dadaistisch, und wenn die Hauptprotagonistin Erika Stucky "Cry Baby" zum Besten gibt halt irgendwie "babyanisch". Genauso daneben Platz haben jedoch "Traditionals", zumeist schweizerisch gejodelt und von Noldi Alder geschrieben und dargebracht. Diese "Zäuerli" zeichnen sich dadurch aus, dass sie den traditionellen Jodel nicht als unabänderlich ansehen, sondern zu verfremden versuchen, ohne allerdings dabei ins Parodieren zu verfallen. Vielmehr drücken die Sänger mit den gewagteren Linien ihre Freude an dieser mit nichts vergleichbaren "Juchzerei" ganz besonders aus. Dazu passen Stimmhorn ganz hervorragend, die das Ziel "Grenzerfahrungen" geradezu in ihren Statuten festgeschrieben haben. Sie verstehen es, die Gesänge zu untermalen, ohne ihnen dabei etwas wegnehmen zu wollen. Für die Highlights des Samplers sorgt eine gute Bekannte, der man solches vielleicht nicht zutrauen würde, wenn man sie nur immer am Radio hört. Die Wallisserin Sina lebt an der Seite Erika Stucky's ihre weniger massentauglichen Seiten aus. Das Duett engagiert sich auch sonst gemeinsam musikalisch - im anverwandten Bereich Feen, Hexen und Kräuterwasser (zB Absynthe...). Die ganz besonders heimatverbundene Sina übrigens profititert momentan von einem ganz anderen Bonus. Im Sog der holländisch-schweizerischen Fussball-Freundschaft wird ihre aktuelle Single "Wänn nid jetz wänn dä" in Amsterdam und Den Haag hinauf- und hinunter gespielt. Ambrüf und Ambrii in den Niederlanden... Ihre Vielseitigkeit, ihre Stimme und ihr Name tünchen auch diesen, schon per se interessanten Sampler in... - Goldmelisse. Diese gehört übrigens zu den sehr einheimischen Heilkräutern und kann vielleicht sogar auf Bergwiesen gefunden werden - während des Wartens auf ein Echo beispielsweise...
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