Steff la Cheffe - Die Chefin des Hip-Hops zum ersten Mal am Hip-Hop-Openair
16.07.2012; Text: Nico, Bilder:
frauenfeld-events.ch Spätestens mit „ Annabelle“ hat sich Steff la Cheffe in der Hip-Hop-Szene einen Namen gemacht. Direkt und ohne ein Tuch vor den Mund zu nehmen lässt sie sich im Song über das Frauenmagazin aus. Stefanie versteht es, schockierend ehrlich und mit viel Witz zu rappen. Am Openair Frauenfeld gibt sie unter anderem ihren neuen Song „Ha ke Ahnig“ zum Besten. Dort geht es darum, dass Sie oftmals nicht versteht, was diese Journalisten mit ihren komischen Fragen bezwecken wollen. Sie erklärt vor dem Song, dass es schon oft sehr nervig sein könne, wenn ihr immer und immer wieder dieselben Fragen gestellt werden. "Toll", denke ich mir und werfe rasch noch meinen Fragenkatalog über den Haufen. Daher beginne ich dass Interview auch gleich, indem ich der Bernerin zugestehe, dass ich ja nun ein schweres Los hätte, wenn ich nach den Aussagen des neuen Songs gehe.
Aus diesem Grund starten wir das Interview einmal ganz anders. Ich will von meinem Gegenüber wissen, welche Fragen sie mir denn gerne beantworten möchte, die sie so noch nie gestellt bekommen habe. „Das ist eine gute Frage. Meistens weiss man eben genau, was man nicht hören möchte…deshalb kann ich dir eher das umgekehrte beantworten, nämlich die Fragen, die immer wieder gestellt werden. Die klassische Frage ist natürlich, wie ist es für dich als Frau im Hip-Hop-Business? Oder wie bist du zum Hip-Hop gekommen? Ich finde es legitim, wenn das die Leute bei Erscheinen des ersten Albums wissen möchten, aber ich hoffe, dass ich beim zweiten Album nicht immer noch allen erzählen muss, wie ich denn zum Hip-Hop gekommen bin und wie sich das als Frau anfühlt“, und dann erfahre ich doch noch, worüber sich Stefanie denn gerne auslässt: „…mehr Fragen inhaltlicher und musikalischer Natur. Mit wem hast du gearbeitet? Wie und wo? Wo bist du gewesen und wie ist das entstanden? Das sind für mich die spannenderen Fragen. Es wäre einfach interessant, wenn auch einmal kritische Fragen kommen, oder Fragen bei denen ich länger überlegen muss, bis ich etwas sagen kann…einfach Fragen, die mich zum Nachdenken bringen. “
Ich denke mir in diesem Augenblick nur, „also, wenn sie jetzt denkt, ich würde mich nach dieser Aussage besser fühlen, dann hat sie sich gewaltig geschnitten“. Und erwähne beiläufig, dass ich gedanklich nun schon die eine oder andere Frage gestrichen hätte. Die Künstlerin, deren Markenzeichen ihre brauen, zum Zopf geflochtenen Haar sind, wendet ein: „Nein sicher nicht. Ich bin ja ein lieber Mensch, aber im Rap kommt eben manchmal die kritische Seite zum Vorschein. Aber ich habe selten persönlich irgendetwas gegen irgendwelche Interviewer - da musst du also überhaupt keine Angst haben.“ Also frage ich schon viel gelassener weiter.
Auf dem Debütalbum arbeitet die Beatbox Vizeweltmeisterin von 2009 mit namhaften Künstlern wie beispielsweise Dodo oder James Gruntz zusammen. "Hörst du dir deren Musik denn auch sonst gerne an?", will ich von Steff wissen: „ Ja, Dodos Alben habe ich und ich habe mir diese auch angehört. Ich weiss jedoch nicht, ob ich mir die Musik anhören würde, wenn ich ihn nicht kennen würde, das kann ich so nicht sagen. James habe ich zuerst gar nicht persönlich gekannt. Martin, mein Manager hat mir von ihm vorgeschwärmt. Ich habe mir dann seine Scheibe reingezogen und fand’s „huärä guät“. Aber auch er macht Musik, die ich sonst nicht so viel höre…eher dieses Singer/Songwriter Ding.“ Sie fügt an, dass sie durch die ganzen Zusammenarbeiten an Musik herangeführt wird, die ihr vielleicht sonst entgangen wäre. Diese Horizonterweiterung gefällt der Chefin des Raps sehr. Weitere Zusammenarbeiten sind in Planung, doch dazu kann uns Steff noch nichts Konkretes verraten.
Da war sie beim Thema Afrika schon wieder viel gesprächiger: „Ich bin zusammen mit Dodo vier Wochen in Südafrika rumgereist… Er kennt eine musikalische Familie, die dort lebt und mit denen haben wir auch diverse Dinge aufgenommen. Zum Beispiel „Ha ke Ahnig“. Unser Wunsch und unser Ziel ist es, 2013 während der Festivalsaison, wenn das neue Album raus kommt, die zwei Töchter für 2-3 Monate in die Schweiz zu holen, damit sie uns an den Festivals begleiten können.“ Das hört sich für mich schon jetzt nach einer tollen Show an. Ist nur noch zu hoffen, dass es zustande kommt. Aber wie war das jetzt nochmal mit Dodo, der übrigens Steff auch am Openair Frauenfeld musikalisch unterstütze? Man sieht die beiden ja schon auffällig viel zusammen. Die Frage, ob es denn mehr als gute Freundschaft sei, wehrt sie vehement ab: „Nein überhaupt nicht, er hat eine Freundin, übrigens eine sehr coole, die in Afrika mit dabei war. Sie ist einfach lieber im Hintergrund, wird nicht gerne erwähnt oder fotografiert. Er wohnt eben auch in Bern und wir haben es einfach musikalisch sehr gut zusammen.“ - Hätten wir das also auch geklärt
In diesem Sinne widmen wir uns wieder der Musik. Das Openair Frauenfeld ist das grösste Hip-Hop-Festival Europas, wie kann es sein, dass die Chefin des Hip Hops zuvor noch nie (nicht einmal als Besucherin) hier war? „Ich habe immer das Royal Festival in Orpund bei Biel besucht. Ich bin nicht so festivaltauglich. Ich bin recht schnell überfordert und reizüberflutet von all diesen Leuten. Deshalb war ich eher in Orpund anzutreffen, da das kleiner und überschaubarer ist.“ Die Festivaluntauglichkeit hat man ihr auf der Bühne überhaupt nicht angemerkt und sie hat mir auch noch verraten, dass sie sich am Abend zuvor doch auch noch in die Meute gewagt hat um das ein oder andere Konzert mitzuerleben. Doch mit sich selbst ist man ja immer etwas kritischer, so auch Steff: „Ja, es war gut. Wir haben halt jetzt 3 neue Songs gebracht und zwei, drei Änderungen, die teilweise schon noch ein bisschen am Wackeln gewesen sind und beim ersten Song habe ich den Text verhängt, aber es war cool. Ehrlich gesagt bin ich aber auch ein bisschen froh, dass es jetzt durch ist, denn der Druck war schon gross… so à la, „potztusig“, jetzt spielen wir am Frauenfeld, dem grössten Hip-Hop-Festival von Europa. Ich habe mich sehr gefreut und habe es genossen. Aber jetzt bin ich beruhigt, dass es durch ist und mehr oder weniger gut über die Bühne gegangen ist.“